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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Gewohnheiten seiner Nachbarn verschaffte. Gegenüber von Oberst Finch-Potters Einleitung trieben eine Anzahl weißer Gummiobjekte, die nicht zu seinem angeblichen Junggesellenstatus passen wollten, wohingegen sich Mr. O‘Brains Knauserigkeit darin zeigte, daß er statt Toilettenpapier sein Telefonbuch benutzte. Lockhart kehrte mit dem Vorsatz von seinen Höhlenforschungen zurück, seine Aufmerksamkeit auf diese beiden Junggesellen zu konzentrieren. Allerdings durfte er den Bullterrier des Obersten nicht außer acht lassen. Es war zwar ein harmloses Viech, doch tendenziell genauso gefährlich wie sein Herrchen. Die Gewohnheiten des Obersten kannte Lockhart bereits, auch wenn die Entdeckung so vieler Präservative in der Nähe seines Abflusses doch eine gewisse Überraschung darstellte. Der Oberst schien es faustdick hinter den Ohren zu haben. Er mußte ihn gründlicher observieren. Mr. O‘Brain bereitete ihm weniger Kopfzerbrechen. Als Ire war er ein relativ leichtes Ziel, und als Lockhart sich seines Neoprenanzugs entledigt und selbigen gewaschen hatte, griff er wieder einmal zum Telefon.
»Hier spricht das Kommando Pursley der Provisorischen IRA«, sagte er mit irisch klingender Stimme. »Wir erwarten in den nächsten Tagen Ihren Beitrag. Das Codewort lautet Killarney.«
Mr. O‘Brains Antwort blieb ungehört. Der Gynäkologe im Ruhestand war anglisiert und wohlhabend genug, um auf diese Beanspruchung seiner Zeit und seines Geldbeutels gereizt zu reagieren. Er verständigte umgehend die Polizei und bat um Schutz. Von seinem Fenster aus sah Lockhart, wie das Polizeiauto seinen Standort am Ende der Straße verließ und vor Mr. O‘Brains Haus hielt. Es wäre wohl besser, das Telefon nicht mehr zu benutzen, entschied er, und legte sich beim Zubettgehen einen anderen Plan zurecht. Dieser machte die Benutzung der Kanalisation erforderlich und würde wahrscheinlich Mr. O‘Brains Behauptung widerlegen, er habe keinerlei Verbindung zu irgendeiner Organisation, die ihre Ziele mit Gewalt zu erreichen trachtete.
Am nächsten Morgen war er früh auf den Beinen und wollte gerade zu einem Verbrauchermarkt aufbrechen, als die Paketpost eintraf und den Misses Musgrove mehrere Pakete zustellte. Lockhart hörte, wie sie ihrem Erstaunen und der Hoffnung Ausdruck gaben, es werde sich um Spenden für die Kirchentombola handeln. Lockhart bezweifelte, daß der Inhalt sich für irgendeine kirchliche Veranstaltung eignete, eine Ansicht, die von den Misses Musgrove kurz darauf geteilt wurde, denen, da sie einen Blick auf Mr. Simplons Penis hatten werfen können, eine schreckliche Ähnlichkeit zwischen diesem Organ und den monströsen Objekten auffiel, die sie in den Paketen vorfanden.
»Das muß ein Irrtum sein«, sagte Miss Mary und prüfte die Adresse. »Wir haben diese entsetzlichen Dinger nie bestellt.«
Maud, ihre ältere Schwester, musterte sie mißtrauisch. »Ich war‘s jedenfalls nicht, das kann ich dir versichern«, sagte sie kühl.
»Du glaubst doch wohl selber nicht, daß ich es war, oder?« fragte Mary. Mauds Schweigen war beredt.
»Wie ausgesprochen abscheulich von dir, so einen Verdacht zu hegen«, fuhr die verbitterte Maud fort. »Was weiß ich, vielleicht warst du es und versuchst es jetzt mir in die Schuhe zu schieben.«
Die folgende Stunde fuhren sie fort, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben, doch schließlich obsiegte ihre Neugier.
»Hier steht«, verkündete Maud bei der Lektüre der Bedienungsanleitung für den ejakulationsfähigen, vibrierenden und in der Größe verstellbaren Gummipenis, »daß man die Hoden zu gleichen Teilen mit Eiweiß und süßer Sahne füllen kann, um den Effekt einer naturgetreuen Ejakulation zu erzielen. Was sind deiner Meinung nach die Hoden?«
Miss Mary machte sie ausfindig, und im Handumdrehen mischten die beiden Jungfern emsig die nötigen Zutaten, wobei sich der vibrierende Kunstpenis als hervorragender Rührstab bewährte. Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, daß die Konsistenz so war wie in der Anleitung empfohlen, hatten sie die Hoden soeben randvoll gefüllt und stritten sich anhand ihrer kurzen Beobachtung des unauffälligen Organs von Mr. Simplon gerade darüber, auf welche Größe sie den Kunstpenis einstellen sollten, als es klingelte.
»Ich mache auf«, sagte Mary und ging. An der Haustür stand Mrs. Truster.
»Ich wollte nur mal kurz vorbeischauen, um Ihnen mitzuteilen, daß Henrys Anwalt, Mr. Watts, glaubt, die Anklage werde wohl fallengelassen«,

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