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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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gefälschter wie echter Akten Mr. Gypsums untermauerte.
Des weiteren, erklärte Mr. Fescue, sei der Kläger derart von seinen Nachbarn geschnitten worden, daß elf neben seiner Adresse oder in derselben Straße liegende Häuser von ihren Bewohnern verlassen wurden, um jede Verbindung zwischen ihnen und einem angeblichen Mörder auszuschließen. Und schließlich sei da noch Mrs. Flawse, die in dem Roman korrekt als Jessica erscheine und bezeugen würde, daß sie noch nie in ihrem Leben ihren Mann an ihr Ehebett gefesselt habe oder gefesselt worden sei, und daß es im ganzen Haus keine Peitsche gebe. Mrs. Flawse sei so außerordentlich verzweifelt, daß sie sich vor kurzem zur Angewohnheit gemacht habe, einen Schleier zu tragen, um (auf der Straße) nicht von Männern angesprochen zu werden, denen der Sinn nach Fesseln und Auspeitschen stand, oder nicht von Frauen beleidigt zu werden, die sie früher in ihr Haus hatte einladen können, die ihr aber heute den Zugang in ihre eigenen Häuser verweigerten. Als Mr. Fescue fertig war, hatte er zwar ein zutreffendes Bild der gesellschaftlichen Isolation der beiden gezeichnet, aber die falschen Gründe angegeben, und ein unzutreffendes von den finanziellen Aussichten aufgrund der Veröffentlichung von Lied des Herzens mit den richtigen Gründen, nämlich daß der zu zahlende Schadensersatz beträchtlich sein würde.
Als Mr. Fescue Platz nahm, waren Richter Plummery und die Jury sichtlich beeindruckt, und ein schwer ins Hintertreffen geratener Mr. Widdershins erhob sich für die Verteidigung. Es war zwar schön und gut, daß Miss Goldring behauptete, Lockhart Flawse sei ein Lügner. Dies zu beweisen, war etwas ganz anderes. Mr. Flawse sah nicht wie ein Lügner aus. Wenn überhaupt, sah er wie das Gegenteil aus, während sogar die durch einen Schleier verborgene Mrs. Jessica Flawse eine Unschuld ausstrahlte, die im deutlichen Kontrast zu dem mit Rouge übertünchten Verschleiß seiner Klientin stand. Brandy, Bücher und Bett hatten samt und sonders ihre Spuren auf Miss Goldring hinterlassen. Mr. Widdershins gab sich allergrößte Mühe. Die Beleidigung, behauptete er, sei vollkommen unabsichtlich erfolgt. Die Beklagte wisse nichts von der Existenz des Klägers und habe ihn nie zuvor zu Gesicht bekommen. Die Behauptung, sie habe ihn einmal zum Tee eingeladen, entbehre jeder Grundlage, und daß Miss Goldring in West Pursley lebe, während der Kläger ein Haus in East Pursley bewohne, sei reiner Zufall. Doch angesichts der Ausführungen, die sein gelehrter Freund Mr. Fescue soeben gemacht habe, sei die Verteidigung bereit, sich für den dem Kläger und seiner Frau zugefügten Schaden sowie für die Verächtlichmachung, Herabwürdigung sowie den daraus folgenden Verlust seines Arbeitsplatzes zu entschuldigen und finanzielle Wiedergutmachung zu leisten ... An diesem Punkt riß sich Miss Goldring von der besänftigenden Hand Mr. Shortsteads los und erhob sich, um zu verkünden, niemals, niemals, niemals würde sie einem Mann, über den sie in ihrem ganzen Leben nie etwas geschrieben habe, einen Penny, auch nur einen einzigen Penny zahlen, und falls jemand glaube, sie würde das tun, irre er sich. Richter Plummery musterte sie mit einer ungeheuren Abneigung, welche die Sphinx auf fünfzig Meter vernichtet und auf hundert zum Schweigen gebracht hätte.
»Nehmen Sie freundlicherweise Platz, Madam«, knurrte er sie mit säuretriefender Stimme an. »Zu entscheiden, was Sie tun oder lassen werden, obliegt dem Gericht. Doch eines versichere ich Ihnen: Eine weitere Unterbrechung, und ich lasse Sie wegen Mißachtung des Gerichts festnehmen. Fahren Sie mit dem fort, was von Ihrer Verteidigung noch übrig ist, Mr. Witherspin.«
Mr. Widdershins‘ Adamsapfel rutschte wie der Pingpongball im Springbrunnen einer Schießbude auf und ab, als er nach Worten rang. Seine Verteidigung war in sich zusammengefallen.
»Meine Klienten bekennen sich der unabsichtlichen Beleidigung für schuldig, Milord«, krächzte er völlig entgegen seinen Anweisungen.
Richter Plummery musterte ihn zweifelnd. »Da habe ich aber anderes verstanden.«
Mr. Widdershins bat um eine Verhandlungspause, um sich mit seinen Klienten zu besprechen. Sie wurde gewährt und von Mr. Fescue, Mr. Gibling und Lockhart in Hochstimmung, von Mr. Widdershins und Miss Goldring jedoch mit erbitterten Diskussionen verbracht. Angesichts der Anklage war Mr. Shortstead mit einer außergerichtlichen Einigung einverstanden. Angesichts seines Kleinmuts

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