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Familienbande

Familienbande

Titel: Familienbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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und der Voreingenommenheit des Richters gegen ihre Person erhob Miss Goldring Einspruch.
»Es ist eine einzige verdammte Lüge«, schrie sie, »nie habe ich diesen kleinen Scheißkerl zum Tee bei mir gehabt, und nie habe ich in einem meiner Bücher den Namen Lockhart Arschloch Flawse verwendet.«
»Aber er steht in Lied des ...«, setzte Mr. Shortstead an.
»Halten Sie die Klappe«, sagte Miss Goldring. »Wenn er drinsteht, haben Sie ihn reingeschrieben, denn er steht nicht in dem Manuskript, das Sie von mir bekommen haben.«
»Sind Sie da ganz sicher?« hakte Mr. Widdershins nach, auf der Suche nach einem Hoffnungsschimmer in einem ansonsten hoffnungslosen Fall.
»Ich schwöre es bei Gott dem Allmächtigen«, sagte Miss Goldring mit überzeugender Vehemenz, »daß ich den Namen Flawse in meinem ganzen Leben noch nie gehört, geschweige denn in einem Buch verwendet habe.«
»Dürfen wir eine Kopie des Manuskriptes sehen«, sagte Mr. Widdershins, und Mr. Shortstead ließ eine holen. Dort stand der Name Flawse in halbfetter Pica-Schrift.
»Was sagen Sie dazu?« erkundigte sich Mr. Widdershins. Miss Goldring sagte eine ganze Menge, und das meiste stimmte. Mr. Shortstead sagte wenig, und alles stimmte. »Dann werden wir die Echtheit dieses Dokumentes anfechten«, erklärte Mr. Widdershins. »Sind wir alle dieser Meinung?« Das war Miss Goldring. Mr. Shortstead war es nicht. »Das ist das Manuskript, wie es bei uns einging«, behauptete er steif und fest. »Weder war, noch ist, noch wird dieses das Manuskript sein, das ich diktiert habe. Es ist eine verfluchte Fälschung.«
»Dessen sind Sie sich absolut sicher?« sagte Mr. Widdershins.
»Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen ...«
»Lassen Sie‘s gut sein. Wir werden die Anklage mit dieser Begründung anfechten, daß nämlich dieses Dokument, das in die Hände Mr. Shortsteads gelangte, nicht das von Ihnen verfaßte Originalmanuskript ist.«
»Ganz genau«, sagte Miss Goldring, »ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen ...«
Sie schwor immer noch bei Gott dem Allmächtigen und untergeordneten Gottheiten, als sie am folgenden Tag in den Zeugenstand gerufen wurde, um von einem leutseligen Mr. Fescue ins Kreuzverhör genommen zu werden. Mr. Gibling und Mr. Gibling konnten kaum an sich halten. Dem älteren Mr. Gibling gelang dies tatsächlich nicht, so daß er, noch während sie sich im Zeugenstand befand, eilig den Sitzungssaal verlassen mußte.
»Also, Miss Magster«, setzte Mr. Fescue an, um sofort vom Richter unterbrochen zu werden.
»Meines Wissens lautet der Name der Zeugin Miss Geneviève Goldring«, sagte er, »und jetzt reden Sie sie als Miss Magster an. Was stimmt?«
»Miss Geneviève Goldring ist ein Deckname«, sagte Mr. Fescue, »ihr richtiger ...«
Ein Kreischen aus dem Zeugenstand unterbrach ihn. »Geneviève Goldring ist mein Künstlername, mein nom de plume«, ereiferte sich die Zeugin.
Richter Plummery musterte voller Abscheu die Feder in ihrem Hut. »Zweifellos«, sagte er, »zweifellos erfordert Ihr Beruf ein ganzes Arsenal von Namen. Das Gericht verlangt, Ihren richtigen zu erfahren.«
»Miss Magster«, sagte Miss Goldring mürrisch, da ihr klar war, daß diese Enthüllung einen Großteil ihrer Leserschaft desillusionieren würde. »Aber meine Bewunderer kennen mich als Miss Geneviève Goldring.«
»Zweifellos, ich wiederhole mich«, sagte der Richter, »aber nach allem, was ich höre, haben Ihre Bewunderer einen merkwürdigen Geschmack.«
Mr. Fescue benutzte den Richter als Stichwortgeber. »Ich bin bereit, Sie Geneviève Goldring zu nennen, wenn Ihnen das lieber ist«, sagte er, »es liegt keineswegs in meiner Absicht, Ihren Ruf als Schriftstellerin zu schädigen. Nun denn, stimmt es oder stimmt es nicht, daß Sie in Lied des Herzens eine Figur namens Flawse beschreiben, die nach etwas süchtig ist, was man unter Prostituierten und ihren Kunden fesseln und peitschen nennt?«
»Ich habe Lied des Herzens nicht geschrieben«, sagte Miss Goldring. »Meines Wissens haben Sie bereits zugegeben, das Buch geschrieben zu haben«, sagte der Richter. »Nun höre ich ...«
Nun hörte er aus dem Zeugenstand eine Tirade über die Unfähigkeit von Verlegern und Lektoren. Als sie beendet war, wandte sich Mr. Fescue an Richter Plummery. »Wäre es nicht angebracht, das Originalmanuskript zu untersuchen und mit anderen Manuskripten zu vergleichen, die von der Beklagten ihrem Verlag übersandt wurden, Milord?« fragte er.
»Die Beklagten haben nichts dagegen

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