Familienkonferenz in der Praxis
Abb. 14 ) unterbrachten.
Zu Zeiten, da weder Kind noch Eltern vor einem Problem stehen, können Eltern ihren Kindern fast jede Art von Botschaft senden, ohne be-fürchten zu müssen, sie würden die Kommunikation unterbinden oder die Beziehung beeinträchtigen. Sehen wir, wie viele Kommunikationssperren wir in der folgenden Eltern-Kind-Interaktion verzeichnen können.
Abbildung 14
Situation : Vater und der neunjährige Kevin bauen ein Spielhaus im Hinterhof.
V : Gib mir den Hammer. Aber schnell!
K : Geht in Ordnung. Er liegt hier.
V : Wenn du mir andauernd das Werkzeug wegnimmst, werden wir nicht fertig, bevor es dunkel wird.
K : Wir brauchen zwei Hämmer. Dann kann ich den Fußboden vernageln, während du das Dach festnagelst.
V : Klar, warum fragst du nicht Herrn Silas nebenan, ob er uns seinen leiht?
K : Das ist eine gute Idee. Ich bin gleich zurück.
V : Du bist schon ein patenter Junge!
In dieser Situation sendet der Vater einen Befehl, eine Warnung, eine Lösung und eine positive Beurteilung. Trotzdem gibt es keinen Hinweis darauf, dass irgendetwas die Freude und den Frieden ihrer gegenseitigen Beziehung stört. Sehen wir uns noch die Kommunikationssperren in einem zweiten Beispiel an.
Situation : Ein Vater und seine 16-jährige Tochter Laurie, eine angehende lokale Tennisgröße, unterhalten sich über die Spielstärke von zwei Tennisprofis.
V : Ohne Zweifel ist A. die bessere.
L : Da bin ich anderer Meinung.
V : Ach, du bist ja verrückt!
L : B. hat die letzten drei Male gewonnen.
V : Hier verkennen wir wohl die Umstände ein bisschen, mein Fräulein. A. hatte eine Pause von zwei Jahren. Das scheinst du gewöhnlich zu vergessen.
L : Na und? Sie hat selbst gesagt, dass sie wieder in Form ist.
V : Du nimmst nur deshalb für B. Partei, weil sie nicht viel älter ist als du. Stimmt’s?
L : Stimmt nicht! Ich bin eben nur der Meinung, dass sie die bessere Spielerin ist.
V : Wie oft hat B. in Wimbledon gewonnen? Kannst du mir das sagen?
L : Schon, aber heute gibt es viel mehr Spitzenspielerinnen, sodass der Wettbewerb viel härter geworden ist.
V : Um Entschuldigungen bist du nicht verlegen! Deine Argumente halten nicht stand. Bist du sicher, dass du dich nicht von der Romanze zwischen ihr und deinem Liebling C. beeinflussen lässt?
L : Aber Papa, natürlich nicht!
V : Wenn du gut genug bist, um deinen alten Herrn zu schlagen, werde ich mich deinem Urteil fügen.
L : Ich wette um einen Vierteldollar, dass ich dich Samstag schlage!
V : Okay, du Frechdachs, die Wette gilt!
In dieser Auseinandersetzung hat Lauries Vater folgende Kommunikationssperren verwendet, davon einige sogar mehrmals als Beschimpfen, negatives Bewerten, Interpretieren (Diagnostizieren), Verhören und Fakten liefern. Hat es den Anschein, als beeinträchtigte sie die Beziehung? Natürlich nicht, denn Vater und Tochter bewegen sich in der problemfreien Zone. Wir haben die gleiche Situation, in der wir auch Vater und Sohn beim Bau des Spielzeughauses antrafen.
In solchen Zeiten vergnügen sich Eltern und Kinder gemeinsam – sie necken einander, konkurrieren in Wettspielen, streiten sich, arbeiten an gemeinsamen Aufgaben. Kaum einmal beeinträchtigen die Sperren dann die Kommunikation. Eltern (und auch Kinder) dürfen ganz unbesorgt Anordnungen, Lehren, Warnungen, Ratschläge und Beweise ihrer Zuneigung äußern, sie dürfen sich mit Schimpfnamen belegen, Fragen stellen, scherzen und einander Predigten halten.
Dazu allerdings eine Warnung. Immer, wenn Eltern und Kinder
problemlos interagieren, können sich Dinge ereignen, die ihre Beziehung rasch aus der problemlosen Zone hinausführen. Etwas, das der Elternteil sagt, kann die Empfindungen des Kindes verletzen. Oder das Kind kann etwas tun, was den Elternteil stört und ihn damit vor ein Problem stellt. Denken wir an die Situation, in der Vater und Sohn fröhlich an dem Spielhaus basteln. Nun sagt der Sohn plötzlich: »Mein Gott, Papa, du lässt mich auch gar nichts tun – all die Dinge, die Spaß machen, machst du selbst.« Oder stellen wir uns vor, dass in der Auseinandersetzung zwischen Vater und Tochter, in der es um die Frage geht, wer die beste Tennisspielerin sei, die Tochter kein Ende finden kann, obwohl ihr Vater sagt: »Ich muss das Gespräch jetzt leider abbrechen, weil mir nur noch 15 Minuten zur Vorbereitung des Vortrags bleiben, den ich heute Abend halten muss.«
Im ersten Fall sollte der Vater sich sofort umstellen und auf die Empfindungen seines
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