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Familienkonferenz in der Praxis

Familienkonferenz in der Praxis

Titel: Familienkonferenz in der Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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bringen. Immer besser lernen sie die Ursachen kennen. Ich weiß von Eltern, die schließlich sogar gelernt haben, zwischen dem Schreien bei nassen Windeln, dem Schreien bei Hunger und dem Schreien bei Blähungen zu unterscheiden. Das Ratespiel ist auch eine Form der Ich-Botschaft. Die Eltern empfinden irgendein bestimmtes Verhalten als nicht akzeptabel (wie z. B. das Weinen mitten in der Nacht). Statt eine Ich-Botschaft zu senden, handeln sie. Die Handlung ist im Wesentlichen eine nicht verbale Ich-Botschaft: Wenn das Kind schreit, nehmen Sie es auf und tun irgendetwas. Es ist, als ob Sie sagten: »Ich kann mir dein Weinen nicht länger anhören.« Da man aber einem Kleinkind nicht die Verantwortung dafür zuzuschreiben kann, dass es irgendeine Veränderung in seinem Verhalten, dem Weinen, herbeiführt, ergreifen Sie, die Eltern, die Initiative. Ohne Frage kann das Kind nicht allein an seine Flasche heran. Es ist auch nicht in der Lage zu sagen: »Ich höre mit dem Weinen auf, wenn du mir meine Flasche gibst.« Der Elternteil muss dem Kind also diese Funktion abnehmen. Das Ratespiel ist eine besondere Form der Ich-Botschaft, in der die Eltern die Lösung liefern.
    2. Machen wir einen Handel
    Nicht akzeptable Verhaltensweisen von Säuglingen und Kleinkindern können auch durch einen Handel verändert werden: Das nicht akzeptable Verhalten wird durch ein anderes ersetzt, das für den Elternteil akzeptabel ist.
    Laura, Ihre neugierige einjährige Tochter, hat eine hauchdünne Strumpfhose entdeckt, die sie mit großem Vergnügen befühlt und an der sie zerrt. Sie finden es nicht akzeptabel, weil Sie Angst haben, dass sie sie kaputtmacht. Jetzt gehen Sie zur Schublade und holen eine alte heraus, die schon beschädigt ist und die Sie sowieso nicht mehr tragen können. Sie geben ihr diese in die Hand und nehmen ihr die andere freundlich fort. Laura, die den Unterschied nicht kennt, fühlt und zerrt
mit ebenso großem Vergnügen an dem alten Stück. Lauras und Ihre Bedürfnisse sind befriedigt.
    Dave hüpft auf der Couch. Die Mutter befürchtet, dass er die Lampe vom Tisch wirft. Freundlich hebt sie ihn von der Couch herunter. Dann nimmt sie die Kissen und legt sie auf den Fußboden. Auf ihnen lässt sie Dave jetzt hüpfen.
    Shirley ist acht Monate alt. Ausgerechnet an jenem Abend, da der Vater seinen frisch gereinigten hellen Anzug trägt, macht sie Anstalten, auf seinen Schoß zu klettern. Der Vater bemerkt, dass Shirleys Hände voller Marmelade und Erdnussbutter sind. Freundlich hindert der Vater Shirley an ihrem Vorhaben. Er geht aber sofort mit ihr ins Badezimmer, nimmt einen Waschlappen und wischt ihr die Hände sauber. Dann nimmt der Vater Shirley auf den Arm und setzt sie auf seine Knie.
    Auch der Handel ist eine Sonderform der Ich-Botschaft. Auf nicht verbalem Wege teilt der Elternteil zuerst mit: »Wenn du Marmelade an deinen Händen hast, darfst du nicht zu mir auf den Schoß.«
    Wenn der Vater dann Shirleys Hände säubert und sie auf den Schoß nimmt, erklärt er nicht verbal: »Wenn deine Hände sauber sind, darfst du zu mir auf den Schoß.« Wenn Eltern nach einem Handel suchen, durch den sie das nicht akzeptable Verhalten abstellen können, verzichten sie auf die Anwendung ihrer Macht – sie geben keine Klapse, stoßen die Kinder nicht weg und denken auch sonst an keine andere Bestrafung.
    3. »Ich zeige dir, wie ich empfinde«
    Sind Kinder zu jung, um eine Botschaft zu verstehen, in der Sie ihnen mitteilen, wie Sie empfinden, können Sie versuchen, es ihnen zu zeigen. Wieder handelt es sich um eine Form der nicht verbalen Ich-Botschaft, wie die folgenden Beispiele illustrieren: Papa hat den kleinen Toby im Supermarkt auf dem Arm. Toby beginnt, dem Vater in den Bauch zu treten und lacht bei jedem Stoß. Sofort stellt der Vater den kleinen Toby auf die Füße und geht weiter. (Botschaft: »Es tut mir weh,
wenn du mich in den Bauch trittst. Dann habe ich keine Lust mehr, dich zu tragen.«)
    Judy bummelt, während sie ins Auto steigt. Die Mutter hat es schrecklich eilig. Sie nimmt Judy am Rücken und setzt sie mit Nachdruck auf den Sitz. (Botschaft: »Ich möchte, dass du dich beeilst, weil ich keine Zeit habe.«)
    Entscheidend bei diesem Verfahren ist es, jedes Verhalten zu vermeiden, das das Kind als Bestrafung empfindet oder das ihm wehtut. Es soll ja nur erfahren, wie Sie empfinden. Klapse geben, stoßen, schütteln, anschreien, kneifen sind Methoden, die dem Kind mitteilen, es sei schlecht, es habe

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