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Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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nichts. Wir wissen gar nichts!«
    »Ist es denn nicht zutreffend, dass Ihnen die Herzschwäche von Dr. Beierlein bekannt war?«, fragte Jasmin Stahl.
    »Herzschwäche? Ich wusste überhaupt nichts Persönliches von Beierlein. Er war einer meiner Chefs, das ist alles«, sagte Anne rotzig.
    »Wirklich nichts?«, zweifelte Keller an. »Trifft es nicht eher zu, dass Sie Beierleins Schwachpunkte gezielt ausgekundschaftet haben? Vielleicht, um daraus Kapital zu schlagen?«
    »Wie meinen Sie das?« Annes Augen bildeten jetzt zwei schmale Schlitze.
    »Gegenfrage: Was verdient man denn so als Krankenschwester?«, warf Jasmin Stahl in die Runde.
    Weil Anne nicht antwortete, übernahm dies Keller: »Zu viel, um zu sterben, aber zu wenig, um zu leben, richtig?«
    »Da kommt ein kleines Zubrot gerade recht«, meinte die Kommissarin. »Vor allem, wenn es so leicht zu verdienen ist.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, gab Anne aggressiv zurück.
    »Dann hören Sie sich meine Theorie an«, sagte Keller und beugte sich zu ihr vor. »Ich denke, dass Ihnen ein gewisser Herr – kürzen wir seinen Nachnamen erst einmal mit dem Buchstaben W ab – eine gewisse Summe Geld dafür geboten hat, dass Sie Dr. Beierlein ausgekundschaftet und W. zu einem späteren Zeitpunkt in die Chirurgie eingeschleust haben.«
    »Was?« Anne machte große Augen.
    Keller nickte langsam und sah sie intensiv an. »Sie haben einem Mörder in die Hände gespielt, indem sie ihm die notwendigen Interna für die Ausführung seiner Taten geliefert haben.«
    »Aber … – Aber, nein!« Anne sprang auf und sah die anderen entsetzt an.
    Ehe Keller nachfassen konnte, betrat ein Mann die Teeküche. Seiner Kleidung nach zu urteilen, handelte es sich ebenfalls um einen Beschäftigten. Er war groß, muskulös, trug den Kittel eines Pflegers. Seinen kantigen Schädel schmückte eine platinblond gefärbte Stoppelfrisur.
    »Was geht ab?« Sein Ton war ebenso resolut wie unsympathisch.
    Keller zückte seinen Dienstausweis. »Kripo Nürnberg. Wir führen ein Verhör durch. Bitte behindern Sie uns nicht bei unserer Arbeit.«
    »Verhör?«, dröhnte der Bodybuilder. »Ohne Anwalt fragen Sie meiner Freundin keine Löcher in den Bauch. Kommt gar nicht in Frage!« Er stellte sich zwischen Anne und die Ermittler. »Oder haben Sie uns etwas vorzuwerfen? Dann mal raus damit! Ich bin gespannt, welches Verbrechen Sie meiner Süßen anhängen wollen.«
    »Machen Sie uns keine Schwierigkeiten«, drohte Jasmin Stahl ihm, wusste aber, dass er mit seinem Hinweis auf den Anwalt das Recht auf seiner Seite hatte.
    »Und ob!«, beharrte der Muskelmann. »Verschwinden Sie, wenn Sie nichts in der Hand haben! Leben wir etwa in einem Polizeistaat?«
    Keller sah die Kommissarin an und gab ihr mit einem Blick zu verstehen, dass er zum Rückzug blasen würde. Vorerst.

17

    Es gehörte zur Natur der Dinge, dass sich die Zeit nicht aufhalten ließ. Auch wenn Konrad Keller diesen Tag bis zum Überquellen mit Aktionismus gefüllt hatte und sich einbildete, seinen letzten Fall in den wenigen ihm verbliebenen Stunden abschließen zu können, wich diese unrealistische Hoffnung spätestens mit Büroschluss der bitteren Realität: Der letzte, wirklich allerletzte Arbeitstag als Polizist neigte sich dem unwiderruflichen Ende zu. Obwohl es für ihn doch noch so viel zu tun gegeben hätte, musste Keller einsehen, dass seine Dienste nicht länger gewünscht wurden. Er war ab sofort Pensionär, Rentner, altes Eisen.
    Mit dem überschaubaren Inhalt seiner Schreibtischschublade in einer Plastiktüte und dem Reisegutschein der Kollegen in der Jackentasche trottete Keller nach Hause. Statt, wie meist, mit der Straßenbahn zu fahren, zog Keller den Fußmarsch vor und wählte einen weitschweifigen Umweg, vorbei an Kaiserburg und Universität. Die kalte Luft und der Schnee, der nun wieder in dicken Flocken vom Himmel fiel, kühlten seine innere Glut, die dieser bewegende Tag in ihm geschürt hatte.
    In Erwartung eines ruhigen Abends an der Seite von Doris öffnete er die Wohnungstür. Mehr als verblüfft trat er zwei Schritte zurück, als ihn anstelle seiner Frau die komplette Großfamilie begrüßte, überschwänglich, mit geballter Energie.
    Die Zwillinge schnappten sich seine Beine, klammerten sich fest an ihn. Sophie beugte sich über die Kleinen hinweg, um ihren Vater herzlich und druckvoll in die Arme zu schließen. Jochen schoss Fotos, während Burkhard im Hintergrund mit einer Küchenkelle jonglierte. Doris und

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