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Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Familienpakt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Familienpakt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Ohr«, meinte Konrad erleichtert, woraufhin ihm Doris ihren Vorschlag unterbreitete. Konrad hörte aufmerksam zu, nickte zunächst abwägend, dann zustimmend. »In Ordnung, ich kümmere mich darum. Dann bist du also einverstanden?«
    »Einverstanden!«, sagte Doris.
    Konrad wurde von einem warmen Gefühl der Dankbarkeit und des Vertrauens erfüllt. Er wollte es seiner Frau sagen, sie umarmen. Doch das Telefon unterbrach ihre Unterhaltung.
    »Ja?«, meldete er sich knapp.
    »Ich bin’s, Paps«, meldete sich Sophie.
    Konrad blickte auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach 22 Uhr. Sophie müsste um diese Zeit eigentlich auf der Bühne stehen und tanzen. »Was ist denn los? Gibt es Probleme?«
    »Ganz im Gegenteil«, flötete die Tochter gut gelaunt. »Die erste gute Nachricht kann ich schon vermelden. Die anderen Mädels hier sind recht auskunftsfreudig: Rolf ist weder tot, noch hat er sich ins Ausland abgesetzt. Er soll sich nach wie vor in der Stadt aufhalten. Vielleicht kann ich schon heute oder morgen den Kontakt zu ihm herstellen.«
    »Gut gemacht!«, lobte Konrad. »Bleib am Ball, Kleine! Aber lass dich auf keinerlei Risiken ein!«

    Als Sophie die Toilettenkabine, aus der sie ihren Vater mit dem Handy angerufen hatte, verlassen wollte, hatte sie sich ihren Plan fürs weitere Vorgehen bereits haarklein zurechtgelegt: Zunächst würde sie in den schummrigen Barbereich des Nachtlokals zurückkehren, ihr Können als Tabledancerin unter Beweis stellen und hoffen, dass aus dem Publikum nur anzügliche Bemerkungen kamen und keine begierigen Hände. Dann würde sie die Nähe zu ihren in Barnähe sitzenden Brüdern suchen, um ihnen mitzuteilen, dass eine ihrer Kolleginnen bereit sei, ihr Rolfs Unterschlupf mitzuteilen. Bei diesem Gedanken spürte sie eine prickelnde Freude, gepaart mit einer leichten Gänsehaut.
    Alles lief bislang wie am Schnürchen: Sie war in dem Etablissement nach einem sehr kurzen Vorstellungsgespräch bei der fettleibigen Geschäftsführerin von einer Minute zur nächsten eingestellt worden, sodass sie noch am selben Abend auftreten konnte. Mit Papierkram hatte sich die Chefin mit dem feuerroten Haar nicht lange aufgehalten und angekündigt, dass Sophie ihren Sold am Ende der Nacht bar auf die Hand bekäme. Von den Scheinen, die ihr während des Tanzes zugesteckt würden, müsste sie jedoch die Hälfte ans Haus abtreten, wurde ihr eingeschärft. Die anderen Mädchen erwiesen sich als offen und hegten keinerlei Misstrauen gegenüber der Neuen. Sophie kam es so vor, als würde das Personal ohnehin häufig ausgetauscht, sodass fremde Gesichter keinen Argwohn erregten.
    Guter Dinge und voller Elan stieß Sophie die Toilettentür auf, trat mit Schwung heraus und prallte mit Elena zusammen.
    »Oh, Mist«, entfuhr es Sophie. »Sorry, Elena, habe ich dir wehgetan?«
    Elena, eine blasse Frau mit slawisch geprägten Wangenknochen und kinnlangem, schwarzen Haar, hatte sich einen Bademantel über ihren strassbesetzten winzigen Bikini gezogen. Sie war es, die bei der Erwähnung von Rolfs Namen vorhin in der Garderobe hellhörig geworden war und Sophie ihre Hilfe angeboten hatte. Jetzt wirkte sie angespannt und sah Sophie verkniffen an.
    »Es kann losgehen«, sagte sie.
    Sophie verstand sofort. Doch ein überstürzter Aufbruch passte ganz und gar nicht zu ihrem Plan. Sie versuchte, Zeit zu gewinnen, fragte: »Was? Habe ich etwa meinen Auftritt verpasst?«
    Elena fasste Sophie am Handgelenk. »Komm schon! Rolf ist nicht der Typ, den man warten lässt.«
    In Sophies Kopf überschlugen sich die Gedanken. Keinesfalls durfte sie Elena folgen und sich mit Rolf treffen. Jedenfalls nicht, solange ihre Brüder nicht informiert waren und ihr heimlich folgen konnten. »Aber ich muss tanzen«, bemühte sie sich um eine Ausrede. »Das ist mein erster Tag hier. Die Chefin wird sauer auf mich sein, wenn ich nicht auftrete.«
    »Vergiss es! Rolf ist wichtiger. Wenn du es schaffst, dass er auf dich steht, dann bekommst du ganz andere Jobs. Viel mehr Kohle!« Elena zog energisch an ihrem Arm. »Komm jetzt!«
    Es hatte keinen Zweck, sich länger dagegen anzustemmen. Wenn Sophie ihr Ziel erreichen wollte, Rolf aufzuspüren, dann musste sie diese vielleicht einmalige Chance nutzen und sich über den Rat ihres Vaters hinwegsetzen, kein Risiko einzugehen. Ihn und ihre Brüder würde sie notgedrungen später informieren müssen. Vielleicht würde es ihr gelingen, heimlich eine SMS abzusetzen.

25

    Elena ließ sie nicht aus den Augen,

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