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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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haben deine Eltern die Bilder anderswo aufbewahrt?«
    »Wozu sollten sie das tun, wenn der Rest der Aufnahmen fein säuberlich beschriftet in Alben eingeklebt ist?«
    Darauf wusste ich auch keine Antwort.
    »Ich meine, alle Eltern knipsen doch ihre Neugeborenen gleich nach der Entbindung!«
    »Das stimmt schon …« Ich erinnerte mich an meine eigenen Babyfotos, auf denen ich rosafarben und schrumpelig in den Armen meiner überglücklich strahlenden Mutter lag. »Hast du nie nachgefragt, weshalb …?«
    Noemi schüttelte den Kopf. »Bei uns redet man nicht so gern über Familiäres.«
    »Aber das ist doch eine wichtige Frage.«
    »Schon, aber wie gesagt: Zwischen meinen Eltern und mir gibt es keine Verbindung. Als kämen wir von verschiedenen Planeten. Wir reden kaum miteinander. Würde ich eine derartige Frage stellen, würden sie mich auf der Stelle wieder zur Psychologin schicken.«
    »War das immer so?«
    »Ich befürchte schon. Die Beziehung zu Hans-Rudolf, meinem Vater, war nie besonders herzlich. Es kam mir stets vor, als betrachte er mich als eine Störquelle, einen Fremdkörper, der sein wohlgeordnetes Leben durcheinanderbringen könnte. In den letzten Jahren sind wir uns, wenn immer möglich, aus dem Weg gegangen, was in einem Haus wie dem unsrigen kein wirkliches Problem darstellt.«
    »Und deine Mutter?«
    »Mit Irene komme ich etwas besser klar, aber auch mit ihr verbindet mich wenig. Sie ist so megabeschäftigt. Stets ist da noch ein soziales Engagement, noch ein weiteres Treffen für einen geplanten Wohltätigkeitsanlass, eine Dinnerparty oder einen Apéro mit irgendwelchen Freundinnen. Sie hat eh nie Zeit für mich, und wenn sie mich irgendwohin mitnimmt, so wie heute, komme ich mir vor wie ein Accessoire. Wahrscheinlich bin ich nur da, weil ich vom Design her so gut zu ihrer Handtasche passe.«
    Ich hatte den richtigen Riecher gehabt: Noemi trug eine ganze Menge Probleme mit sich rum und wäre bei einem professionellen Berater weit besser aufgehoben gewesen als bei mir. Andererseits hatte sie bereits genügend Erfahrungen mit solchen gemacht – augenscheinlich ohne nennenswerte Erfolge.
    Ich erinnerte mich mit einem Mal an den vorgetäuschten Telefonanruf. Sie hatte während unseres Gesprächs auch nie eine Freundin erwähnt, bestenfalls eine Bekannte. Überhaupt schien es niemanden zu geben, der ihr wirklich nahestand. Das Mädchen war einsam. Gerade diese Tatsache weckte mein Mitleid.
    »Ich weiß, wie abgefahren das klingt. Nach einer wohlstandsverwahrlosten Göre von der Goldküste, die nichts mit sich anzufangen weiß und nach Aufmerksamkeit lechzt. Ist aber nicht so.«
    Erstaunt stellte ich fest, wie sehr sich ihre Einschätzung mit meiner anfänglichen Meinung deckte. Das Mädchen war abgeklärter, als ich gedacht hatte.
    »Ich leide nicht unter einem Aufmerksamkeitsdefizit. Ich bin bloß felsenfest davon überzeugt, dass etwas in meiner Familie nicht stimmt.«
    Ich blies den Rauch in die laue Nacht und sah sie direkt an. »So gern ich dir helfen würde: Ich befürchte, ich kann nichts für dich tun.«
    »Wieso nicht?«
    »Um herauszufinden, ob deine Vermutungen stimmen, müsste man einen DNA -Test in Auftrag geben. Allerdings braucht es aus rechtlichen Gründen mindestens die Zustimmung deiner Mutter. Andernfalls würde das Institut für Rechtsmedizin den Auftrag gar nicht erst annehmen. Falls keine Übereinstimmung festgestellt werden könnte, wäre der nächste Schritt, herauszufinden, auf welchem Weg du zu deinen Eltern gekommen bist.«
    »Aber könnte man so einen Test nicht heimlich machen?«
    »Keine Chance.«
    »Fuck.«
    »Das Ganze ist mir echt eine Nummer zu groß, tut mir leid, Noemi. Ich bin bloß ein mittelmäßig erfolgreicher Privatdetektiv. Du solltest dir besser einen Anwalt nehmen.«
    »Und du denkst, der würde mir dann glauben?«, fuhr sie mich wütend an. »Abgesehen davon, dass er höchstwahrscheinlich mit meinem Vater Golf spielt.«
    Hilflos hob ich die Schultern.
    Sie senkte den Kopf und scharrte mit der Fußspitze über den Balkonboden.
    Manju erschien an der Tür und winkte mich herein. Ich zog nochmals an der Zigarette und drückte sie dann aus. In der Angelegenheit mit Noemis Eltern konnte ich wahrscheinlich nicht viel bewirken, die Ermittlungen für Derartiges waren aufwendig und sehr heikel. Dazu fehlten mir einfach die nötige Erfahrung und vielleicht auch die Skrupellosigkeit, auf illegalem Weg einen DNA -Test durchführen zu lassen.
    Doch nachdem Noemi so viel

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