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Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition)

Titel: Familienpoker: Vijay Kumars vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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verfolgenden Schwester zu vernehmen. Wortlos dirigierte ich José über den Flur in den nächsten Raum, in dem das Bad untergebracht war. Auch hier war alles am Verlottern. Durch die angelehnte Tür beobachtete ich, wie die Nonne um die Ecke bog und schwer atmend stehen blieb. Als Erstes spähte sie in die Küche hinein, bevor sie in fragendem Ton ein paar Worte in den Gang rief. Ganz aus der Nähe kam die erstaunlich bestimmte Antwort, worauf die Frau eine beflissene Haltung annahm und für ihre Verhältnisse hastig weiterging.
    Auf Zehenspitzen verließen wir das Bad. Sofort steuerte ich das Nebenzimmer an, in dem ich die Mutter Oberin vermutete, klopfte kurz an und öffnete die Tür. Der Raum war jedoch leer und mit dem schmalen, hart aussehenden Bett sowie einem Schreibtisch in der Ecke karg eingerichtet. An der Wand hingen ein simples Holzkreuz und eine gerahmte Fotografie, die zwei ernst blickende Männer in Arztkitteln inmitten einer Gruppe von Nonnen zeigte. Wir waren endlich auf den bewohnten Teil der Wohnung gestoßen.
    Als ich die Tür des nächsten Zimmers aufstieß, riss die alte Frau, die im Bett lag, entsetzt die Augen auf, wälzte sich unverzüglich von uns weg und regte sich nicht mehr. Die von Irene Winter erwähnte Warze war mir trotzdem nicht entgangen.
    »Hochehrwürdige Mutter?« Während José geräuschlos die Tür hinter uns schloss, trat ich ans Bett und legte der Frau die Hand auf die Schulter. Wie elektrisiert zuckte sie zusammen und ließ ein klagendes Wimmern hören.
    Eine Braut Jesu. Wahrscheinlich hatte sie seit Jahrzehnten kein Mann mehr berührt, wenn überhaupt je. Da hätte ich jetzt schon eine etwas enthusiastischere Reaktion erwartet.
    »Erinnern Sie sich an Irene Winter?«, erkundigte ich mich mit besänftigender Stimme. »Sie hat vor sechzehn Jahren in Ihrem Orden ein Kind adoptiert. Und Sie haben ihr dabei geholfen. Wir versuchen herauszufinden, wer die leibliche Mutter des Mädchens gewesen ist«, redete ich weiter auf sie ein, obwohl sich die hochehrwürdige Mutter nicht gerührt hatte und weiterhin stumm an die Wand starrte. Ihr Atem ging schwer, ein dünner Schweißfilm glänzte auf der Haut über den Lippen. Dank uns war sie gerade in den unerwarteten Genuss von Seniorengymnastik gekommen.
    »Sie ist bei der Geburt gestorben. Sagt Ihnen das etwas?«
    Umständlich drehte sich die Oberin herum und betrachtete mich ausdruckslos.
    »Noemi hieß das Mädchen.«
    Etwas Verschlagenes schlich sich in ihren Blick, doch gleich darauf versank die Ordensleiterin wieder in Apathie.
    »Sie kennen sie, nicht wahr? Sagen Sie mir, was Sie wissen! Bitte, es ist wichtig!«
    Die Mutter Oberin schüttelte störrisch den Kopf. Ich ergriff ihre Schulter und rüttelte sie beschwörend, worauf die Alte ein unwilliges Quäken von sich gab. Leise erst, dann immer lauter begann sie zu wimmern, in einem ungehaltenen Ton wie ein trotziges Kleinkind, dabei ballte sie ihre Fäuste und schlug damit rhythmisch auf die Matratze, sie wollte gar nicht mehr aufhören damit.
    Hilflos wandte ich mich nach José um, in dem Moment schwang die Zimmertür auf und die Schwester von vorhin stand aufgebracht im Türrahmen.
    »Was haben Sie bloß angerichtet?« Überraschend flink wuselte sie auf uns zu, um uns mit wildem Gefuchtel aus dem Zimmer zu treiben. José und ich wichen verdutzt bis zur Tür zurück.
    »Raus hier!«, krächzte die uralte Nonne, während sie ihre dürren Ärmchen immer wieder in die Luft warf. Schließlich gab sie auf und wackelte auf das Bett zu, um sich mit leisem Gemurmel um die Mutter Oberin zu kümmern.
    »Was ist los mit ihr?«, erkundigte ich mich, doch die Schwester gab keine Antwort.
    Erst als ich meine Frage wiederholte, fuhr sie herum und funkelte mich böse an. »Sie leidet an Demenz. Und jetzt gehen Sie endlich! Sie haben hier nichts verloren!« Sie wandte sich wieder der Oberin zu und tupfte ihr den Speichel vom Kinn.
    »Das heißt, sie kann sich an gar nichts erinnern?«, fragte ich unbeirrt weiter.
    »So ist es.«
    »Nicht einmal an eine junge Frau, die hier ein Mädchen adoptiert hat?«
    »Nein.«
    Ich hob vielsagend eine Augenbraue. Über Demenz wusste ich nicht allzu viel, aber ich hatte irgendwo gelesen, dass Betroffene Probleme mit der Motorik bekamen und sich nicht mehr schnell fortbewegen konnten. Dass die Mutter Oberin erst von der Küche zu dem einen Fenster genau über dem Hauseingang und anschließend in kürzester Zeit zurück ins von der Vorderseite des Hauses weit

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