Family Affairs: Heiße Sehnsucht: Erotischer Roman (German Edition)
Es war Chloes Mutter, Leanne Carter oder Turner oder Ashley Dubois. Wie auch immer. Diese Frau schien tausend Namen zu haben. Sie machte ein paar Schritte auf Beth zu, die sich langsam hinter ihrem Schreibtisch erhob und Leanne entgegenkam.
„Leanne, das ist ja eine Überraschung. Wie geht es Ihnen?“
Sie erntete ein Lächeln von dieser atemberaubenden Frau. Beth hatte sie schon immer bewundert. Für ihr Selbstbewusstsein, für ihre zeitlose Eleganz und ihre Fähigkeit, Tausende Menschen vor den Bildschirmen zu fesseln. Früher hatte sie sich immer gefragt, warum Leanne keine internationale Karriere angestrebt hatte und nur Rollen im Vereinigten Königreich oder auf dem europäischen Festland angenommen hatte. Immerhin verströmte sie aus jeder Pore Hollywood-Glamour, sie wäre ganz bestimmt auch international ein Star geworden, dessen war sich Beth hundertprozentig sicher. Heute wusste sie natürlich, dass sie Angst davor gehabt hatte, Ross könnte früher oder später auf sie aufmerksam werden und damit natürlich auch auf Chloe. Hier in England war sie verhältnismäßig sicher gewesen. Schließlich waren selbst britische Superstars wie Robbie Williams auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in den USA nicht sonderlich bekannt, das galt noch mehr für eine Londoner Schauspielerin, die sich in erster Linie auf Fernsehproduktionen spezialisiert hatte.
Sie beäugten sich gegenseitig, bis Chloes Mutter den Blick zuerst abwandte und neugierig auf die Tür starrte, hinter der sich Ross’ Büro befand.
„Ist Ross da? Ich würde gerne mit ihm sprechen, und es wäre nett, wenn Sie mich zu ihm lassen würden.“
Irgendwie war es komisch, dass ausgerechnet Leanne sie um etwas bat. Beths Freundschaft mit Chloe bestand nun schon seit vielen Jahren, doch sie konnte an einer Hand abzählen, wie oft sie Leanne in dieser Zeit begegnet war. Sie war bei diesen Gelegenheiten meist recht neutral geblieben, freundlich, ohne überschwänglich zu sein, aber auch nie sonderlich herzlich. Heute schien sie beinahe verlegen, vielleicht weil sie hier unangemeldet hereinplatzte.
„Er ist hier, aber ich fürchte, er wird keine Zeit haben“, meinte sie vorsichtig. Sie wollte ihr nicht direkt ins Gesicht sagen, dass sie hier nicht willkommen war. Leanne ließ sich von dieser Aussage nicht täuschen und lächelte ironisch.
„Sie meinen wohl, er hat keine Zeit für mich .“
Beth war es zu peinlich zuzugeben, dass sie mit dieser Anmerkung voll ins Schwarze getroffen hatte. Ihr neuer Boss hatte ihr gleich zu Anfang unverblümt zu verstehen gegeben, dass seine Noch-Ehefrau in diesem Büro kein gern gesehener Gast war und er sie nicht zu sprechen wünschte, sollte sie hier mal auftauchen. Offenbar war das niemandem klarer als Leanne selbst. Sie wirkte fahrig, ihre Augen schweiften unruhig durch den Raum.
Beth musterte sie verstohlen und stellte fest, dass die angespannte private Lage sich kaum auf das Aussehen von Chloes Mutter auswirkte. Diese Frau sah wie immer sensationell aus. Sie trug einen wadenlangen, hellbraunen Wildlederrock mit dazu passender Jacke und Stiefeln. Ihre Hände steckten noch immer in Handschuhen, die sie gerade von den Fingern zog. Beth beobachte sie dabei.
„Es sind nur Imitationen, kein echtes Leder“, meinte Leanne ganz unvermittelt.
„Bitte?“ Beth war überrumpelt, Leanne hingegen lächelte ein wenig traurig.
„Sie haben gerade so vorwurfsvoll mein Outfit gemustert. Aber ich versichere Ihnen, dass ich keine toten Tiere am Körper trage.“
„Ich würde Sie niemals verurteilen, ich habe Sie nur bewundert, das ist alles.“
Leanne nahm das Kompliment eher verhalten an.
„Ich fürchte, mit Ihrer Bewunderung stehen Sie derzeit ziemlich allein da. Aber lassen wir das, ich bin nicht hier, um über mich zu reden. Würden Sie mich bitte zu Ross lassen? Es ist wirklich dringend.“
Dass sie überhaupt fragte und nicht einfach in sein Büro rauschte, zeigte, wie sehr sich Leanne in den letzten Wochen und Monaten verändert hatte. Beth spürte die Verzweiflung, die von Chloes Mutter ausging, und fühlte sich ihr auf merkwürdige Weise verbunden.
Nichts führt zwei Seelen schneller zusammen als eine unglückliche Liebe , dachte sie melancholisch. Spontan beschloss sie, Leanne dezent darauf hinzuweisen, dass sie das Büro jeden Augenblick verlassen würde und dann nicht mehr kontrollieren konnte, ob sie Ross aufsuchte. Immerhin war sie seine Ehefrau, und nach Madelines gestrigem Auftritt hier fand sie sowieso,
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