Family Affairs - Verbotenes Verlangen
langen Ganges, das die rötlich violetten Ausläufer der Abendsonne hereinließ. Ihr Blick senkte sich abwärts, und sie unterdrückte einen ergebenen Laut, als sie den Zustand des Bodens wahrnahm. Er war komplett mit althergebrachtem Holzparkett ausgelegt, weder gewachst noch poliert, allerdings ordentlich abgeschliffen. Insgesamt wirkte die Umgebung sehr rustikal und verströmte kein bisschen heimelige Wohnlichkeit. Chloe konnte sich kaum vorstellen, dass hier tatsächlich ein Mensch gewohnt und sich dabei wohlgefühlt hatte, und ging tiefer in den Flur hinein. Rechts und links befanden sich in unregelmäßigen Abständen Türen, die allesamt verschlossen waren. Chloe wurde es mulmig. Warum kam der Mann nicht raus?
„Hallo, wo sind Sie denn?“, rief sie und fühlte sich zunehmend unbehaglicher. Vielleicht war der Kerl ja ein entlaufener Irrer, der sie in seiner Badewanne ertränken wollte, um dann irgendwelchen perversen nekrophilen Fantasien nachzugehen?
Ein leises Schnarren machte ihren wenig ermutigenden Vorstellungen ein Ende, und sie drehte sich um. Sobald sie den Mann erkannte, der lässig an einem der Türrahmen lehnte und sie intensiv betrachtete, wäre ihr ein irrer Psychopath tausendmal lieber gewesen.
„Ryan.“
Seinen Namen auszusprechen hatte etwas seltsam Bezwingendes an sich, und sie spürte wieder diese verräterische Anziehung, die sie an ihn band. Würde es ihr jemals gelingen ihn anzusehen, ohne den Wunsch zu verspüren, für immer und ewig in seinen Armen zu liegen? Es gelang ihr jedoch, sich aus dem schwindelerregenden Taumel zu lösen, den er verursachte. Chloe setzte den kältesten Blick auf, den ihr mimisches Repertoire aufweisen konnte.
„Ich hätte mir eigentlich denken können, dass du nicht so einfach aufgibst“, warf sie ihm erbost vor und hielt ihre Tasche wie ein Schutzschild vor sich. Statt zu lächeln oder sie mit einer seiner Unverschämtheiten zu konfrontieren, wirkte er seltsam ernst. Er sprach kein Wort, sondern begutachtete sie von Kopf bis Fuß.
„Ich merke schon, du freust dich nicht unbedingt, mich zu sehen“, stellte er ohne große Überraschung fest. Dann: „Du bist sehr schmal geworden, Chloe.“
Sie zuckte mit den Schultern und lächelte dünn.
„Willst du ernsthaft über mein Gewicht diskutieren, Ryan?“
Er stieß sich von der Tür ab und bewegte sich auf sie zu. Wie meistens, wenn er in ihre Nähe kam, fing alles in ihr an zu schwingen, ein sachtes Pulsieren, das sie bis in die kleinste Zelle ihres Körpers vereinnahmte. Vielleicht war es auch eher die eindringliche Warnung ihres Körpers, ihm ja nicht zu nahe zu kommen. Das knarzende Geräusch des Parketts begleitete jeden seiner Schritte, während ihr treuloser Körper ihm weiterhin unsichtbare Signale sendete. Er bettelte darum, von ihm angefasst zu werden, sie konnte es nicht leugnen. Sofort machte sie zwei Schritte zurück und hob die Hand.
„Stopp! Keinen Schritt weiter. Ich will nicht, dass du auch nur in meine Nähe kommst.“
„Chloe …“
„Nichts da“, antwortete sie heiser. „Was immer du hier vorhast, es wird nicht funktionieren. Keine Ahnung, was für ein verlogenes Spiel du jetzt schon wieder treibst, aber ich bin sicher nicht so dumm und falle ein zweites Mal auf dich rein.“
„Ich spiele nicht“, widersprach er mit eindringlicher Stimme. „Du hast mir gefehlt, und ich wollte dich sehen.“
Chloe wehrte sich mit aller Kraft gegen das süße Gefühl, das seine Worte in ihr auslösten. „Hör auf, mich zu verarschen! Du bist doch nur hier, weil Mutter nicht mehr für dich infrage kommt. Denkst du, ich weiß nicht, dass ich für dich nur ein Lückenbüßer bin? Vor ein paar Wochen wolltest du sie noch heiraten, und kaum merkst du, dass sie dich genauso belogen hat wie den Rest der Welt, schwenkst du um und willst auf einmal mich.“
Ryan ließ sich davon nicht beirren und drängte sie in die Ecke. Sie fühlte die kalte Wand an ihrem Rücken, während er groß und breit vor ihr stand.
„Das hier hat nichts mit Leanne zu tun. Ich will dich und nur dich.“
Er legte ihr eine Handfläche auf ihre Wange. Für einen kurzen Augenblick ließ sie sich gehen, schmiegte sich in seine Berührung hinein und atmete den Duft ein, den sie so schmerzlich vermisst hatte. Erst dann stieß sie ihn von sich und verpasste ihm eine Ohrfeige. Der Knall fiel nicht sonderlich laut aus. Seine Reaktion blieb ebenfalls leise.
„Die habe ich wohl verdient“, murmelte er kaum hörbar, drehte
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