Family Affairs - Verbotenes Verlangen
gewährte. Nach einem tiefen Durchatmen begann er zu erzählen. „Als ich Leanne das erste Mal begegnet bin, war ich an einem Punkt in meinem Leben angelangt, an dem ich eine Entscheidung treffen musste. Entweder weiter sinnlos in der Weltgeschichte herumhuren oder eine feste Bindung eingehen. Bei Leanne bekam ich alles, was ich mir von einer Frau wünschte, ohne groß zurückstecken zu müssen, nur weil ich plötzlich monogam lebte. Der Sex mit ihr war gigantisch und spontan. Dabei blieb sie immer selbstbewusst und hing nicht dauernd an meinem Rockzipfel, eben eine gestandene Frau, die in sich ruht und weiß, was sie will.“ Er lächelte dünn und korrigierte nach. „Zumindest dachte ich das. Jetzt weiß ich, dass sie in vielerlei Hinsicht naiv und verloren ist.“
„Und da hast du dir gedacht, du verlagerst deine Gefühle auf mich, damit auch wirklich alle etwas davon haben. Tut mir leid, aber das hat mit Liebe nichts zu tun. Was immer du glaubst für mich zu fühlen, ist ebenso vergänglich wie die Gefühle, die du für meine Mutter hattest.“
„Nein, das stimmt nicht“, widersprach er und nahm wieder ihre Hand. „Mit dir ist es anders. Mein Herz gehört dir, Chloe, wenn du es haben willst. Ich habe nur verdammt lange gebraucht, um das zu kapieren.“
Es hörte sich einfach zu schön an, um wirklich wahr zu sein. Sie starrte auf ihre Finger, die still über seiner Brust ruhten, und konnte das stetige Pochen darunter fühlen. Gleichmäßig, ruhig und beschwörend, als wollte sein Herz ihr mit jedem weiteren Schlag versichern, dass es nur für sie schlug. Dass es nur für sie lebte.
„Ich liebe dich, Chloe“, wiederholte er eindringlich.
Meinte er, glaubwürdiger zu wirken, wenn er es nur oft genug aussprach? Erschöpft sank ihr Kopf nach vorn. Ihre Stirn berührte den weichen Stoff seines Shirts und blieb dort; sie fühlte das Streicheln seiner Hand auf ihrem Haar und erbebte bis in die Fingerspitzen. Seinen Duft inhalierend versuchte sie, nicht ihren Kopf zu verlieren, doch die Sehnsucht nach ihm wurde immer stärker. Er schien das zu spüren und nutzte ihre momentane Schwäche gnadenlos aus. Mit zwei Fingern hob er ihr Kinn an und legte seine Lippen auf ihren zitternden Mund. Übergangslos teilte sie ihn, ließ seine schmeichelnde Zunge eindringen, die ihr mit sachtem Kreisen jeden Widerstand austrieb.
„Ich wusste, dass du mich nicht zurückweisen würdest“, flüsterte er an ihren Lippen. Er klang angestrengt, fast abgezehrt vor Verlangen. „Wir beide gehören zusammen, Chloe.“
Sie drehte den Kopf weg, um einem weiteren Kuss zu entgehen.
„Es ist zu spät.“
„Nein, ist es nicht“, widersprach er zuversichtlich. „Eins sag ich dir: Ich werde nicht aufgeben. Wenn es sein muss, übernachte ich vor deiner Haustüre, nerve dich mit Blumen, Liebesbekundungen auf der Straße, in der U-Bahn oder in deinem Maklerbüro. Wenn es sein muss sogar vor laufender Kamera eines Fernsehsenders. Und das mache ich so lange, bis du zu mir zurückkommst“, schloss er und setzte noch einmal bekräftigend hinzu: „Ich liebe dich. Find dich damit ab.“
Alles an ihm strahlte absolute Ehrlichkeit aus. Sie war versucht, ihm zu glauben … tat es. Ein zittriges Lachen entfuhr ihr. „Oh, Ryan …“
„Du weißt, dass wegrennen zwecklos ist. Oder?“ Er küsste sie sanft auf die Nasenspitze. „Das habe ich dir schon mal gesagt und damit recht behalten.“
Er betrachtete sie mit einer Intensität, die ihr fast schon Angst einjagte, weil sich in seinen Augen die ganze bodenlose Tiefe seiner Empfindungen widerspiegelte. Weder ihr Herz noch ihr Verstand blieben davon unberührt. Seine wiederholten Liebeserklärungen drückten lähmend gegen ihre Hirnschale, um sich dort ein für alle Mal einzunisten. Doch die Angst nährte sich wie ein Parasit an der aufkeimenden Hoffnung und ließ nichts mehr von ihr übrig.
„Bitte, lass mich …“, wehrte sie ab und vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen. „In mir herrscht das totale Chaos, und ich brauche Zeit, um wieder Ordnung da reinzubringen.“
Sie war völlig überfordert von seiner plötzlichen Liebe, von der Vergangenheit und vor allem von dem ungewissen Weg, den ihre Zukunft einschlagen würde. Es war dringend notwendig, ihre Gedanken zu sortieren, und sie wollte sich nicht weiter bedrängen lassen. Er musste sie gehen lassen. Was ihm sicherlich unheimlich schwerfallen musste. Mit überdurchschnittlichem Charme und einer privilegierten Stellung in der
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