Family Affairs - Verbotenes Verlangen
nachlässig mit der Einnahme war. Dazu kam noch die Aufregung, in einer völlig neuen Welt gelandet zu sein, als ich mich endlich in London befand. Das hat mein Zeitempfinden ohnehin komplett verschoben, und als ich merkte, dass du unterwegs warst, konnte ich nicht mehr zurück. Es war zu spät dafür. Ich wusste, Ross würde mir diesen Verrat niemals verzeihen, und ich hatte Angst vor seiner Reaktion und davor, eines Tages wie meine Mutter auf dieser verdammten Farm zu versauern.“ Leanne sah sie flehend an. „Es ging einfach nicht, Chloe … ich konnte nicht mehr zurück in mein altes Leben, egal wie unsinnig dir das jetzt vorkommen muss.“
Chloe schluckte, während sie die Lebensgeschichte ihrer Mutter verdaute und die Umstände ihrer Geburt. Dass es ihr leid tat, war im Augenblick nebensächlich. Alles, woran sie gerade denken konnte, war die Tatsache, dass sie kein Kind der Liebe war, sondern ein Unfall. Nichts weiter als ein verdammter ungewollter Fehler, weil ihre Mutter zu dämlich gewesen war, regelmäßig die Pille einzunehmen. Kein Wunder, dass Leanne sie nie geliebt hatte. Von Ross hatte sie sich innerlich schon längst gelöst, und Paige an ihn abgeschoben. Im Prinzip hatte sie ihrer Mutter den ganzen hübsch zurechtgelegten Lebensplan versaut.
Herzlichen Glückwunsch, Chloe, du hast ganze Arbeit geleistet …
Sie schaffte es nur durch Ryans unmittelbare Nähe, nicht in Tränen auszubrechen. Er war dicht an sie herangerückt und hatte ihr schützend den Arm um die Schultern gelegt, während er dem Verlauf des Gesprächs lauschte. Sie war dankbar, dass sie ihn hatte. Ryan war ihr Fels, der einzige Halt, den sie im Leben brauchte, um das hier halbwegs unbeschadet zu überstehen.
„Was ist dann passiert?“, wollte sie wissen.
Leanne räusperte sich und hatte sichtliche Schwierigkeiten, ihre Fassung zu wahren.
„Ich habe die Dreharbeiten durchgezogen, bevor man mir die Schwangerschaft ansehen konnte. Zum Glück war mir nie schlecht.“
Nach der letzten Bemerkung versuchte sie sich an einem Lächeln, doch Chloe schenkte ihr einen derart eisigen Blick, dass es erstarb und sie sich erneut entschuldigte.
„Es tut mir so leid, wirklich, das musst du mir glauben. Aber du musst mir wenigstens zugutehalten, dass ich dich behalten habe. Der Job hat mir genug Geld eingebracht, um dich in Ruhe zur Welt zu bringen und die Zukunft zu planen. Ich hatte Glück, dass ich bei der Ausstrahlung des Films einem weiteren einflussreichen Produzenten aufgefallen bin, der bereit war zu warten, bis ich wieder in der Lage war zu arbeiten. Viel Geld habe ich nicht verdient, aber es hat gereicht, um uns beide durchzubringen. Dich habe ich einfach mit an das Set genommen, und später, als sich endlich der Erfolg einstellte, war genug Geld da für ein Kindermädchen.“ Ein eindringlicher Blick ihrer Mutter traf sie. „Eines musst du mir glauben: Niemals hätte ich dich weggegeben. Das war nie eine Option für mich.“
„Bei Paige hattest du nicht so viele Skrupel.“
„Paige war bei Ross und meiner Mutter gut aufgehoben, das war etwas völlig anderes. In ein Heim hätte ich weder sie noch dich jemals abgeschoben.“
„Soll ich dir dafür jetzt auch noch dankbar sein?“, versetzte Chloe ungläubig. „Jede Heimleitung hätte mir wohl mehr Liebe geschenkt, als du es getan hast.“
Leanne verschränkte die Finger ineinander und starrte darauf.
„Den Vorwurf muss ich mir wohl gefallen lassen“, flüsterte sie gepeinigt, ehe sie wieder aufsah. „Trotzdem habe ich dich geliebt, Chloe. Ich konnte es nur nicht deutlicher zeigen.“
Chloes Mundwinkel hoben sich spöttisch.
„Das habe ich gemerkt. Vielen Dank auch.“
Chloe erhob sich.
„Ich habe genug gehört“, meinte sie unvermittelt und streckte die Hand nach Ryan aus, der sich sofort erhob und nach ihren Fingern griff.
Leanne stand ebenfalls auf, ihr Gesichtsausdruck zeigte einen enttäuschten Ausdruck. „Chloe, was … willst du etwa schon gehen?“
Sie sah ihre Mutter an und nickte.
„Ich habe gehört, was ich hören wollte, und muss das erst mal setzen lassen.“
„Denkst du, du kannst mir eines Tages verzeihen?“
Chloe überlegte, gründlich, und fand keine Antwort darauf. Sie hob die Schultern.
„Ich weiß nicht, vielleicht …“
Sie wandte sich ab und ging mit Ryan zur Tür.
„Warte …“
Chloe hielt inne, drehte sich um.
„Was denn noch?“
Ihre Mutter lächelte, wenn auch ein wenig zittrig.
„Ich wünsche euch beiden – dir
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