Family Affairs - Verbotenes Verlangen
sah aus wie ein Gott“, sagte sie nüchtern, holte dann aber weiter aus, fing beinahe an zu schwärmen. „Er verfügte über einen Charme und eine Ausstrahlung, die jeden für sich einnahm, und ich war ihm innerhalb weniger Tage total verfallen. So sehr, dass ich sogar meinen Traum, Schauspielerin zu werden, einfach vergaß. Ross war alles, woran ich noch denken konnte, alles, was mir noch wichtig war. Es hat auch nicht lange gedauert, bis wir ein Paar wurden. Heimlich natürlich. Meine Mutter wäre ausgeflippt, hätte sie gewusst, dass ich mit sechzehn schon Sex hatte.“
„Trotzdem hast du ihn geheiratet“, stellte Chloe fest. „Wie kam es dazu?“
Leannes Blick verdüsterte sich.
„Wir haben regelmäßig miteinander geschlafen, und Ross hat damals geschworen, dass er aufpassen würde. Leider ist es ein Mal schiefgegangen, und ich wurde prompt schwanger. Trotzdem tat ich rein gar nichts, so, als würde sich dieses Problem irgendwie von allein lösen. Tja, das hat es dann, aber nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Eines Nachmittags bin ich von einem Treffen mit Ross heimgekommen. Ich war kaum durch die Tür, als meine Mutter mich mit einer schallenden Ohrfeige begrüßte und mich als Hure beschimpfte.“ Leannes Mundwinkel verkrampften sich. Offenbar taten die Erinnerungen an diese Beleidigungen selbst nach all den Jahren noch weh. Chloe spürte unwillkommenes Mitleid.
„Das war sicher nicht sehr angenehm“, meinte sie etwas friedfertiger und hätte sich für dieses Zeichen von Schwäche am liebsten geohrfeigt. Doch Leanne ging gar nicht groß darauf ein, sie befand sich geistig schon längst wieder in der Vergangenheit. Ihre Stimme klang bitter, als sie weitersprach:
„Ich war so naiv und habe nicht daran gedacht, dass sie es ja merken muss, wenn ich über einen längeren Zeitraum hinweg meine Tage nicht kriege.“
„Und dann?“
Chloe fühlte sich wie eine gespannte Reißleine.
„Sie ist mit mir nach Livingston gefahren, um das Baby abtreiben zu lassen. Ich wollte nicht, doch sie hat mich dermaßen unter Druck gesetzt, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Ross hatte sie von der Farm geworfen, und mich kontrollierte sie so lückenlos, dass eine Kontaktaufnahme zu ihm unmöglich wurde. Sogar das Telefon hat sie ausgesteckt. Ich war praktisch von der Außenwelt abgeschnitten, fühlte mich überfordert und allein. Noch dazu hat sie mir gedroht, ihn bei der Polizei wegen Verführung Minderjähriger anzuzeigen. Immerhin war er schon volljährig …“
Der letzte Satz war nur noch ein unglückliches Flüstern, und Chloe konnte den Schmerz ihrer Mutter fast körperlich fühlen.
„Dann hat er also nichts von der Schwangerschaft gewusst?“
Leanne schüttelte den Kopf.
„Nein, anfangs hatte er keine Ahnung.“
„Das Baby … hast du es wirklich abgetrieben?“
Leanne schüttelte den Kopf, mit geschlossenen Augen, und schien ganz weit weg.
„Nein, der Arzt hat sich geweigert, weil die Schwangerschaft schon so weit fortgeschritten war, und so blieb uns nichts anderes übrig, als zurück nach Hause zu fahren. Mutter hat noch zwei weitere Ärzte kontaktiert, doch auch sie haben eine Abtreibung verweigert, und so fanatisch, dass sie mich in irgendeinem schmuddeligen Hinterzimmer einem Metzger überlassen hätte, war sie gottlob dann doch nicht. Ein paar Tage lang hat sie nichts gesagt, und ich wurde immer nervöser, weil ich nicht wusste, was passieren würde. Bis sie eines Tages mit Ross im Schlepptau nach Hause kam. Sie hatte ihn über die Schwangerschaft informiert und ihm die Überschreibung der Farm angeboten, im Gegenzug musste er mich heiraten.“
Chloes Hand fuhr an ihren Mund, um den entsetzten Laut zu ersticken, der unwillkürlich aus ihr herauswollte. Ross hatte sich kaufen lassen …
„Er hat angenommen, was ich ihm nie verziehen habe“, erklärte Leanne. „Natürlich hat er beteuert, dass er mich liebt und dass er für immer mit mir zusammen sein will. Es stimmte auch, ich sah es seinen Augen an, aber ein Teil von mir hat es ihm immer verübelt, dass er sich von meiner Mutter hat manipulieren lassen.“
„Das ist furchtbar. Du musst dich schrecklich gefühlt haben.“
Leanne bekräftigte dies mit einem heftigen Kopfnicken.
„Ich war genau da, wo ich niemals sein wollte. Für immer an die Farm gebunden, zusammen mit einem Mann, den ich zwar liebte, der aber nie zu Hause war, weil er vor lauter Arbeit einfach keine Zeit mehr hatte. Je weiter mein Bauch anschwoll,
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