Family Affairs - Verbotenes Verlangen
aussprichst. Lass raus, was dich ankotzt. Das bedeutet nicht, dass du ihr verzeihen sollst, aber ich schwöre dir, du wirst dich danach besser fühlen. Es ist ungesund, alles in sich reinzufressen. Mein Gott, siehst du denn keine Talkshows?“
Sie lachte nicht, so wie von ihm beabsichtigt, sondern wurde sehr schweigsam. An ihm vorbeistarrend, blickte sie still zur Decke. Ihre Mundwinkel zuckten, und ihre Augen waren feucht. Ryan fühlte sich wie das größte Arschloch unter der Sonne, weil er sie so unter Druck setzte.
„Ich weiß nicht, ob ich das schaffe“, flüsterte sie nach einer Weile.
Ihre schönen Augen schwammen in Tränen, was ihn nur noch mehr gegen sich selbst aufbrachte. Er hasste es ohnehin, wenn Frauen weinten, und konnte den Anblick bei Chloe erst recht nicht ertragen.
„Pst, nicht weinen, Prinzessin“, tröstete er und fing eine hinabkullernde Träne mit den Lippen auf. „Vergiss, was ich gesagt habe.“
Sie schüttelte den Kopf und umfing seine Wangen mit ihren zarten Händen, strich über seine rauen Bartstoppeln.
„Nein, es stimmt schon, was du gesagt hast, auch wenn ich es gerne anders hätte.“ Ihre Augen wirkten ein wenig rastlos, ehe sie in seinen wieder ihren Fixpunkt fanden. „Würdest du mich begleiten? Ich glaube, allein kann ich ihr nicht gegenübertreten. Dafür bin ich nicht stark genug.“
Ryan streichelte mit dem Daumen ihre Wangenknochen und küsste sie auf die Nasenspitze.
„Wenn du mich brauchst, dann komme ich mit“, versprach er.
„Gut.“ Sie lächelte ihm unter Tränen zu. Ihr wunderbares Chloe-Lächeln, das ihm von der ersten Sekunde an den Atem geraubt hatte. Er erinnerte sich wieder an den Moment, als er sie das erste Mal gesehen hatte, damals … auf Seymour Manor.
Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, die Zeit dazwischen war nicht immer leicht gewesen. Schwankend zwischen dem Wunsch, sie aus seinem Kopf zu kriegen, und einem unersättlichen Verlangen, das sich niemals stillen ließ. Wie lange hatte er gebraucht, um das zu begreifen? Ohne Chloe war das Leben eine endlose Nacht, doch sobald sie bei ihm war, erstrahlte es in bunten und strahlenden Farben.
„Chloe, ich möchte, dass du eines weißt: Wir beide, du und ich, brauchen uns vor nichts auf der Welt zu fürchten, solange wir zusammen sind“, flüsterte er ihr leise zu und schwor sich, dass er alles Menschenmögliche tun würde, damit sie nie wieder verletzt wurde.
Kapitel 12
Nachdem sie sich endlich dazu durchgerungen hatte, ein letztes Mal mit Leanne zu sprechen, konnte es ihr gar nicht schnell genug gehen. Ein einziger Anruf reichte aus, um ein Treffen für den späten Nachmittag zu arrangieren. Bis dahin hatten sie noch viel Zeit, und so verließen sie gemeinsam seine provisorische Wohnung, um erst mal zu Chloe nach Hause zu fahren. Dort holte sie ihre Katze ab, während Ryan seine Tasche in ihrem Schlafzimmer bunkerte und sich in ihren vier Wänden so breit machte, als würde er schon jahrelang mit ihr unter einem Dach wohnen. Chloe wurde das Herz weit, weil er sich mit so ungezwungener Unbefangenheit in ihren Räumlichkeiten bewegte, den Kühlschrank nach was Essbarem durchforstete und sich auch sonst ziemlich wohl in seiner Haut zu fühlen schien.
Gerade in diesem Augenblick war er bei ihr im Bad und sah ihr interessiert dabei zu, wie sie sich vor dem Spiegel zurechtmachte. Kassiopeia lungerte derweil lammfromm auf seinem Schoß herum und genoss das sanfte Streicheln seiner kräftigen Hände auf ihrem Rücken. Hin und wieder durchbrach das zufriedene Schnurren der Katze die Stille, und Chloe hätte fast geseufzt. Sie konnte sie ja so gut verstehen …
Ryans Hände waren einfach magisch, während ihre eigenen gerade machten, was sie wollten. Sie hatte ihre widerspenstigen Finger nicht mal für eine Sekunde unter Kontrolle, während sie sich redlich mühte, sich nicht aus Versehen die Spitze der Mascarabürste ins Auge zu rammen. Noch dazu schienen ihre Wimpern ein eigentümliches Eigenleben zu führen und glitten an dem Schminkutensil ab, ohne auch nur einen Hauch der schwarzen Farbe anzunehmen. Nach einigen Fehlversuchen gab sie es schließlich auf und beschloss, die Welt heute mit naturbraunen Härchen zu beglücken.
„Nervös?“
Ryan saß noch immer auf dem runtergeklappten Klodeckel und wirkte dermaßen entspannt, dass Chloe nur noch fahriger wurde. Sie wusste schon gar nicht mehr, wohin mit ihren Händen.
„Wie kommst du denn auf die Idee?“, behauptete sie blasiert und tat
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