Family Affairs - Verbotenes Verlangen
bereuen, Chloe“, flüsterte er drohend und warf sie damit schlagartig in einen eisig kalten See der Enttäuschung. „Es ist nichts passiert, also gibt es auch keinen Grund, eine Staatsaffäre daraus zu machen.“
Ihre Zunge fuhr heraus und glitt über ihre trockenen Lippen. Sein Blick folgte dieser Bewegung, und der Ausdruck seiner Augen machte sie ganz schwach. Sie kam nicht mehr dazu, etwas zu erwidern, denn Leanne kam in Begleitung eines großen dunkelhaarigen Mannes zurück.
Ryan ließ sie sofort los und machte zwei Schritte zur Seite, um möglichst schnell Abstand zwischen sich und diese rothaarige Sirene zu bringen, während sein Bruder und Leanne Seite an Seite auf die Terrasse zugingen. Beide machten Gesichter, als hätten sie abwechselnd in eine saure Zitrone gebissen, und er unterdrückte einen Fluch. Victor und Leanne konnten sich auf den Tod nicht leiden, dennoch hatte er gehofft, dass sich die Antipathie beim zweiten Treffen endlich legen würde. Eine naive Vorstellung, wie er gerade feststellen musste. Tief einatmend wandte er sich an Chloe, die mit verschränkten Armen hinter ihm stand und ihm mit ihren durchdringenden Blicken Löcher in den Rücken brannte. Zu behaupten, er wäre überrascht, ausgerechnet sie hier anzutreffen, entsprach nicht ganz seiner aktuellen Gefühlslage. Vielmehr war er entsetzt, in ihr die entzückende Fremde von der Ausstellung wiederzuerkennen. Leannes Tochter. Gottverdammte Scheiße …
Ein bitteres Lachen lag ihm auf der Zunge, weil er sie nach wie vor unwiderstehlich sexy fand. Dabei war er so stolz auf sich gewesen, weil er sie nach dieser Episode vollkommen aus seinen Gedanken gestrichen hatte. Als hätte dieser Zwischenfall niemals stattgefunden.
Und jetzt war sie hier, bombardierte ihn mit vorwurfsvollen Blicken und trieb ganz nebenbei seinen Puls in astronomische Höhen. Nicht nur, weil er sie noch bezaubernder fand als in jener Nacht, sondern weil sie mit einigen wohlplatzierten Worten seine gesamte Zukunft zerstören konnte. Hatte sie damals schon gewusst, wer er war und es bewusst darauf angelegt, ihn scharfzumachen? Ihre Anwesenheit auf Seymour Manor warf nun eine Menge Fragen auf, und er wollte Antworten. Und das so schnell wie möglich.
„Unsere Unterhaltung ist noch nicht zu Ende“, teilte er ihr leise mit und gab ihr zum vorläufigen Abschluss ihrer Unterhaltung eine letzte Warnung mit auf den Weg. „Ich kann dir nur eines raten: Komm ja nicht auf die Idee, ihr irgendwas zu erzählen. Ich werde nicht zulassen, dass du Leanne verletzt wegen eines Zwischenfalls, der mir nichts bedeutet hat.“
Er sah auf sie hinunter, löste seinen Blick dann von ihr und wandte sich der Schiebetür zu, um seine Verlobte und seinen Bruder in Empfang zu nehmen.
Chloe presste nach dieser Drohung die Lippen fest zusammen und wünschte ihm die Pest an den Hals. Er hatte Glück, dass ihre Mutter mit ihrem Begleiter auf die Dachterrasse heraustrat, sonst hätte sie seinen hübschen blauen Augen noch einen passenden violetten Rahmen verpasst. Lackaffe. Sie warf ihm noch einen letzten abfälligen Blick zu und widmete ihre Aufmerksamkeit ihrer Mutter und Ryans Bruder, die sich nun zu ihnen gesellten.
„Jetzt ist die Familie komplett“, erklärte Leanne betont fröhlich und warf einen Beifall heischenden Blick auf den sehr ernsthaft wirkenden Mann an ihrer Seite, als erwarte sie eine Bestätigung für ihre Behauptung. Ihr Lächeln wirkte dabei ungemein aufgesetzt, während der Kerl neben ihr gleichgültig dreinblickte. Offensichtlich war dieser Abend für ihn nur eine Pflichtübung, was ihn in Chloes Augen – der es ja genauso erging – durchaus sympathisch machte.
Sie unterzog ihn einer genauen Musterung. Er war groß, größer noch als Ryan, und schlank, seine Züge wirkten unglaublich streng. Das kantige Gesicht mit den schmalen Lippen verstärkte diesen Eindruck noch. Er war nicht schön im eigentlichen Sinne, verfügte aber über enorme körperliche Präsenz, gepaart mit einer skrupellosen Ausstrahlung, die auf manche Frauen durchaus anziehend wirken konnte. Auch war er sichtlich älter als Ryan. Ende dreißig, schätzte sie. Unwillkürlich flog ihr Blick zu seinem jüngeren Bruder zurück. Es war kaum zu fassen, dass die beiden verwandt sein sollten, so gravierend waren die optischen Unterschiede. Nur die blaugrauen Augen wirkten identisch und klassifizierten den dunkelhaarigen Seymour als Ryans Bruder. Sie beschloss, sich selbst vorzustellen und hielt ihm
Weitere Kostenlose Bücher