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Family Affairs - Verbotenes Verlangen

Family Affairs - Verbotenes Verlangen

Titel: Family Affairs - Verbotenes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vivian Hall
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die Hand hin.
    „Ich bin Chloe, Leannes Tochter“, meinte sie in freundlichem Tonfall und schenkte ihm ein möglichst reizendes Lächeln.
    Seine Augen weiteten sich ein wenig, ehe er nach einigem Zögern ihre ausgestreckte Hand ergriff und sie sachte schüttelte. Er hatte einen festen Händedruck, ließ sie jedoch schnell wieder los. Er mochte es wohl nicht, fremde Menschen zu berühren.
    „Hallo, sehr erfreut Sie kennenzulernen“, grüßte er ziemlich gestelzt.
    Sie unterdrückte ein unhöfliches Kichern. Er wirkte ein bisschen wie diese altehrwürdigen Gentlemen im White’s Club, die in überdimensionalen Ohrensesseln vor dem Kaminfeuer saßen, einen edlen Brandy in ihren Kristallgläsern schwenkend, während sie in Erinnerungen an die gute alte Zeit schwelgten. Ihr Lächeln vertiefte sich. Aus den Augenwinkeln erhaschte sie einen äußerst wütenden Blick von Ryan. War er aufgebracht, weil sie zu seinem Bruder netter war als zu ihm?
    „Also“, die Stimme ihre Mutter klang unnatürlich hoch, „da wir nun endlich vollzählig sind, lasst uns endlich alle gemeinsam auf die Verlobung anstoßen.“
    Sie tippelte auf ihren Stilettos auf den hohen Beistelltisch zu, auf dem das Tablett mit weiteren langstieligen Kristallgläsern stand. Daneben befand sich ein silberner Kübel, randvoll gefüllt mit frostig schimmernden Eisbrocken. Mittendrin thronte eine schräg hineingebohrte Flasche, die mit Sicherheit den edelsten Schaumwein enthielt, den man für Geld käuflich erwerben konnte.
    Wie auf ein geheimes Kommando hin setzten sie sich alle gleichzeitig in Bewegung, und während sie einige Minuten später auf das Wohl des zukünftigen Brautpaares anstießen, fragte sich Chloe verzweifelt, wie sie den Rest des Abends überstehen sollte, ohne sich zu betrinken.
     
    Das Essen war eine Zerreißprobe für sie. Ständig widerstand sie der Versuchung, ihren Kopf zu heben, um quer über den Tisch hinweg Ryans Blick zu suchen, der immer wieder auf ihr ruhte. Sie konnte sein Starren beinahe körperlich fühlen, doch ihr fehlte der Mut, sich seiner bohrenden Aufmerksamkeit zu stellen. Wozu auch? Um den Vorwurf der Falschheit in seinen Augen zu erkennen? Dabei war er doch ein Meister in diesen Dingen. Hätte sie nicht solche Angst gehabt, das lose Band, das sie mit ihrer Mutter noch verband, für immer zu kappen, hätte sie laut herausgeschrien, was für ein falsches Spiel er trieb, und ihn vor allen bloßgestellt. Aber wahrscheinlich gehörte er zu der Kategorie Männer, die es erst dann als Untreue ansahen, wenn sie bis zur Schwanzwurzel in der Vagina einer anderen steckten. Bestimmt fand er es normal, ab und an auswärts zu essen, wie manche das Fremdgehen auf charmante Weise umschrieben. Ein unkontrolliert grimmiger Laut entfuhr ihr, was ihre Mutter ziemlich irritierte.
    „Chloe, was ist denn heute Abend nur los mit dir?“, fragte sie. Ihre Stirn legte sich in Falten, der Mund war auf unschöne Weise verkniffen. „Du sitzt da wie ein Stück Holz, redest kaum und bist auch sonst ziemlich zugeknöpft. Ich war der Meinung, du freust dich für mich und Ryan, aber wenn ich mir dein Verhalten heute Abend so ansehe, kommen mir ernste Zweifel.“
    Chloe fühlte sich bloßgestellt und tauschte einen ungeplanten Blick mit Victor, der ebenfalls an mangelnder Redseligkeit litt. Sie biss sich auf die Zunge, um nicht zu lachen, als er ihr zuzwinkerte und damit das erste Mal so was wie eine Gefühlsregung offenbarte. Sie fühlte sich diesem wortkargen Mann eigenartig verbunden, doch es war nicht Victor, der als ihr Retter auftrat, sondern Ryan.
    „Leanne, bitte! Sie hat doch vorhin gesagt, dass sie sich nicht gut fühlt. Es ist doch kein Verbrechen, dass sie nicht ununterbrochen plappert. Ich finde das zur Abwechslung eigentlich recht erfrischend.“
    Der Satz schlug ein wie eine Bombe und hing lastend in der Luft. Leannes Gabel fiel klirrend auf ihren Teller.
    „Willst du damit andeuten, ich sei geschwätzig?“
    Okay, jetzt wurde es interessant. Ryan, dem wohl gerade erst aufging, was er eben so leichtfertig von sich gegeben hatte, zeigte ebenfalls erste Anzeichen von Verärgerung. Seine Stirn wies tiefe Furchen auf, und die Augenbrauen bildeten eine gerade Linie, so eng zog er sie zusammen. In dieser Sekunde durchschnitt das Scharren von Stuhlbeinen die Stille. Victor erhob sich.
    „Chloe, was halten Sie davon, wenn wir ein wenig frische Luft schnappen und die beiden ihren Disput unter vier Augen ausdiskutieren lassen? Die Nacht

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