Family Affairs - Verbotenes Verlangen
ihre Überraschung darüber zu verbergen, dass ihr Liebhaber den Abend mit seinem Bruder verbringen würde und nicht mit Leanne, obwohl die für zwei Wochen beruflich unterwegs sein würde. Sie blickte flüchtig auf ihre Armbanduhr, sah, dass noch reichlich Zeit war, und beschloss, seine Einladung zum Plausch anzunehmen. Alles andere wäre zu verdächtig gewesen. Immerhin hatte sie seinem Ermessen nach keinen Grund, ihn zu meiden.
„Also bin ich für Sie so was wie ein Lückenbüßer“, scherzte sie locker, während ihr Hintern in der blau gepolsterten Oberfläche des Sessels versank. Sie konnte gerade noch so einen wohligen Laut unterdrücken, weil die weiche Unterlage um so vieles angenehmer war als die harten Stühle im Café. Ryan hatte vor zwei Tagen ziemlich die Kontrolle über sich verloren und sie so leidenschaftlich in eine Pobacke gebissen, dass sie die Abdrücke seiner Zähne jetzt noch schmerzhaft spüren konnte.
„Ist was nicht in Ordnung, Chloe?“
Victors Frage ließ sie erröten, während sie an das gleichsam peinigende wie erregende Liebesspiel zurückdachte. Sie schüttelte den Kopf.
„Alles bestens“, wiegelte sie ab und beeilte sich, schnell ein neues Thema anzuschlagen, um seinem prüfenden Blick zu entgehen. Dieser Mann war ihr viel zu scharfsinnig, ein kluger Geist, der sich nicht so leicht aufs Glatteis führen ließ wie so manch anderer seiner männlichen Artgenossen.
„Was führt Sie hierher?“, wollte er nach kurzem Schweigen wissen.
Endlich! Ein unverfängliches Gesprächsthema.
„Ich bin geschäftlich hier. Ein Kunde und seine Tochter sind hier abgestiegen. Er sucht einen hübschen Landsitz, um sich in London ein zweites Zuhause einzurichten.“
Victor nickte.
„Verstehe. Wenn Sie wollen, hör ich mich mal um. Solche Herrenhäuser stehen nicht unbedingt offiziell zum Verkauf.“ Er grinste kalt. „So was wird meist unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit gehandhabt. Kein Adeliger, der was auf sich hält, würde offen zugeben, dass er gezwungen ist, sein Erbe zu veräußern.“ Er hob mokant seine Augenbraue. „Aber das wissen Sie wahrscheinlich selbst am besten. Immerhin ist das ihr Job.“
Chloe ließ sich von dem leisen Spott in seinen Worten nicht irritieren, sondern lehnte sich mit einem Lächeln behaglich in ihrem Stuhl zurück.
„Sie wollen Seymour Manor nicht zufällig loswerden, oder?“
Der Landsitz wäre ideal für ihre Zwecke und würde auch Ross Turners anspruchsvollen Wünschen gerecht werden. Victor schnippte derweil ein imaginäres Staubkorn von seinem maßgeschneiderten dunklen Anzug und grinste sie sardonisch an.
„Ich bitte Sie, Chloe. Sehe ich so aus, als müsste ich verkaufen?“
Victor lachte, als hätte er gerade einen guten Witz gemacht, und nahm einen Schluck von seinem Getränk. Chloes Blick fiel auf das Glas, als er es wieder auf der Tischplatte abstellte. Wenn er keinen Wodka trank, wovon sie nicht ausging, dann nippte er an schlichtem Wasser, und sie fing an sich zu fragen, ob er in allem so genügsam war. Ihre Augen betrachteten prüfend sein maskulines Gesicht. Jetzt, bei ihrer zweiten Begegnung, wirkte er noch härter und unnachgiebiger auf sie. Ob es in seinem Leben jemanden gab, der diese versteinerte Miene ab und an weich werden ließ?
„Haben Sie eine Freundin?“, platzte es neugierig aus ihr heraus. Am liebsten wäre sie danach unter den Tisch gekrochen, als sich seine Augenbrauen aufreizend emporwölbten, angesichts ihrer indiskreten Frage.
„Interesse?“ Sein Ton war nicht spottend, sondern eher gleichgültig. Als wäre ihm ihre Antwort im Grunde egal.
Sie räusperte sich und lachte peinlich berührt, weil er zu glauben schien, sie wäre scharf auf ihn.
„Nein, um Gottes willen!“
Er sah sie ein klein wenig beleidigt an, und sie beeilte sich, ihre Antwort ein wenig abzumildern. „Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Sie sind ein ausgesprochen attraktiver Mann, Victor. Aber wir wissen beide, dass zwischen uns diese gewisse Chemie fehlt, die für eine Affäre doch vorhanden sein sollte.“
Er lehnte sich zurück. Lauernd, zufrieden, als hätte er sie genau da, wo er sie haben wollte.
„Diese Chemie, von der Sie sprechen – ist es die Gleiche, die ich zwischen Ihnen und meinem Bruder bemerkt habe?“
Chloe war sprachlos. Wie hatte er nur …? Sie schob angriffslustig das Kinn vor und meinte: „Ich weiß gar nicht, wovon Sie sprechen. Ihren Bruder kenne ich kaum.“
Wieder dieses wissende Lächeln, als
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