Family Affairs - Verbotenes Verlangen
glotzen, die selbst ihm bewusst machen mussten, dass er ein Mann war und kein keuscher Mönch.
„Dad, jetzt mach keinen Aufstand“, murrte Paige in der Zwischenzeit und verzog schmollend den Mund. Ein kleines, verwöhntes Püppchen, das immer bekam, was es wollte. Dieser Eindruck wurde durch ihr Verhalten nur noch gestützt, und Chloe war sich sicher, dass Ross noch alle Hände voll zu tun haben würde, um sie unter Kontrolle zu bringen. Wenn sie wirklich so naiv war, wie er bei einem früheren Gespräch angedeutet hatte, würden sich sämtliche Goldgräber und Casanovas des britischen Empire an ihre Fersen heften. Entweder, um an ihr Honigtöpfchen oder an Daddys Dollars zu gelangen.
Sie wandte sich an ihn, um die Situation ein wenig zu entschärfen.
„Ross, ich möchte Ihnen gerne Victor Seymour vorstellen.“
„Freut mich.“
Turner nickte ihm zu und begutachtete Victor von oben bis unten. Er schien angetan von der starken physischen Präsenz des Briten, und seine angespannte Miene glättete sich. Auch sein Gegenüber war ihm freundlich gesinnt, denn Victors Gesichtsausdruck wurde ein klein wenig duldsamer. Da hatten sich offenbar zwei Seelen im Geiste gefunden, während Paige den dunkelhaarigen Hünen nur noch mit gelangweilten Blicken streifte. Sie hatte offenbar nach den wenig erfolgreichen Versuchen, ihre Reize vor ihm zur Schau zu stellen, schnell das Interesse an ihm verloren. Bestimmt war sie lässige Sonnyboys in Jeans, Hemden oder T-Shirts gewohnt und konnte mit dem so konservativ wirkenden Mann nichts anfangen. Noch dazu war er mit Ende dreißig deutlich älter als sie.
„Chloe hat mir erzählt, Sie suchen einen Landsitz, um ihn käuflich zu erwerben“, sagte Victor höflich, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Noch immer standen sie alle um den Tisch herum und keiner machte Anstalten sich zu setzen.
Paige kicherte, was Victor mit grimmiger Miene quittierte.
„Was ist denn so lustig an meiner Frage, Ms. Turner?“
„Reden alle Engländer so gestelzt wie Sie, oder haben Sie die Eigenschaft exklusiv?“, konterte Paige mit einer Gegenfrage.
Chloe schluckte wie verrückt und tat so, als müsste sie husten. Diese Teufelin! Victor wurde leichenblass, seine Lippen zitterten, während sich seine Nasenflügel blähten. Ob vor Wut oder vor Entsetzen über ihr flegelhaftes Verhalten blieb jedoch sein Geheimnis. Bevor er etwas entgegnen konnte, ergriff Ross das Wort.
„Paige Turner“, seine Stimme bebte vor mühsam unterdrückter Wut, „noch so eine Bemerkung und du sitzt schneller wieder in einem Flieger zurück in die Staaten, als du es für möglich hältst. Ich warne dich.“
Er wandte sich mit entschuldigender Miene an seinen männlichen Gegenpart, der Paige mit vernichtenden Blicken strafte.
„Ich möchte mich für das Benehmen meiner Tochter entschuldigen. Offenbar habe ich bei meiner Erziehung vollkommen versagt.“
Paige schnaubte beleidigt und verschränkte bockig die Arme vor der Brust, was die um ein gutes Stück nach oben drückte. Victors Augen blieben für einen kurzen Moment dort hängen, ehe er den Blick komplett über die Gestalt dieser heißblütigen Wildkatze gleiten ließ. Ein frostiger Schimmer lag in seinen Augen, er sah gefährlich aus und unberechenbar. Selbst Paige schien die eisige Aura zu spüren, die sich wie ein unsichtbarer Schutzwall um ihn ballte, und verkniff sich wohlweislich jede weitere vorlaute Bemerkung. Ein zufriedener Zug milderte die unnachgiebige Strenge seines Mundes, als er ihren vorläufigen Rückzug wahrnahm. Chloe, die das alles genau verfolgte, klopfte sich innerlich auf die Schulter, weil Ryan und sie sicher das Letzte waren, woran er momentan denken konnte.
Victors Stimme unterbrach die selbstzufriedenen Lobesarien in ihrem Kopf.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Turner.“
Victors Stimme klang seidig, als er endlich auf Ross’ Entschuldigung reagierte, ohne die Augen auch nur für eine Sekunde von dessen Tochter zu nehmen. Ein diabolisches Funkeln blitzte in seinen Augen auf, als er lässig ergänzte:
„Ich habe eine Pferdezucht und kenne mich gut aus mit bockigen Stuten. Man darf nur die Zügel nicht zu sehr schleifen lassen und muss sie mit fester Hand führen, dann hat man sie recht schnell unter Kontrolle.“
Ross gluckste und schien eher amüsiert als wütend über diese respektlose Bemerkung, die sich eindeutig gegen seine Tochter richtete.
„Haben Sie mich gerade ernsthaft mit einem Pferd verglichen, Mr.
Weitere Kostenlose Bücher