Family Affairs - Verbotenes Verlangen
Wochen waren nun seit ihrer letzten berauschenden Liebesnacht vergangen. Ryan hatte Wort gehalten und war ihr ferngeblieben, doch der Moment des unvermeidbaren Wiedersehens stand kurz bevor. Leanne – erst seit einigen Tagen wieder zurück, weil die Dreharbeiten unplanmäßig verlängert worden waren – hatte darauf bestanden, dass sich Chloe auf der Geburtstagsparty einer befreundeten Schauspielerin blicken ließ. Es verstand sich beinahe von selbst, dass Ryan ebenfalls dort auftauchen würde.
Mit bebenden Händen stand sie am frühen Abend im Bad vor ihrem Spiegel und legte letzte Hand an ihr Make-up, als Kassiopeia sich zu ihr gesellte und schmeichelnd um ihre Füße schlich. Mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen sank Chloe nach unten und strich ihr übers Fell.
„Hey, ist dir langweilig?“, fragte sie mit warmer Stimme. „Ich denke, ich werde mir noch eine Spielgefährtin für dich zulegen, dann bist du nicht immer so allein.“
Die Katzendame legte den Kopf schräg und rieb sich genüsslich an der sanften Hand, als wollte sie ihr so ihre Zustimmung geben. Chloe hob das Tier auf den Arm und schmiegte die Wange an das weiche Fell. Das war das einzig Gute, das das Zusammensein mit Ryan in ihrem Leben bewirkt hatte: Kassiopeia schien zu spüren, wie schlecht es ihr ging, und war wie verwandelt. Anschmiegsam, eine tröstende Gefährtin in einsamen Stunden, die ihr das Alleinsein ein bisschen erträglicher machte.
„Keine Sorge, Pussycat, ich bin bald wieder da. Ich werde auf diese Party gehen, ein bisschen lächeln und Small Talk halten, heile Familie spielen und dann ohne Umwege in das nächste Taxi nach Hause steigen.“
Ein leises Miauen folgte, mit dem die Katze wohl ausdrücken wollte, dass Chloe ja keinen Blödsinn machen sollte. Sie kicherte leise.
„Keine Angst, ich werde mich benehmen. Ich schwörs.“
Das Tier sprang leichtfüßig von ihren Armen zurück auf den Boden und verkrümelte sich in ihr Körbchen, das nun seinen angestammten Platz in Chloes Schlafzimmer gefunden hatte. Sie sah ihr mit einem kaum merklichen Seufzen hinterher und strich sich das grüne Seidenkleid an den Hüften glatt. Der Stoff raschelte ein wenig, als sie ihr hinterherlief, und gleich darauf abrupt stehen blieb, da sie durch das Schlafzimmerfenster direkt auf die London Bridge blicken konnte. Schneidender Schmerz zerstückelte sie innerlich, als sie sich daran erinnerte, wie sie vor ein paar Wochen an der gleichen Stelle gestanden hatte, während Ryan ihr die Hose von den Beinen geschält hatte …
Entschlossen verdrängte sie den Gedanken. Es war vorbei, und sie hatte das Ende selbst herbeigeführt. Nun musste sie die Konsequenzen tragen und endlich damit aufhören, sich wie ein Trauerkloß aufzuführen, während er sein Leben mit größter Wahrscheinlichkeit so weiterlebte, als wäre nie etwas zwischen ihnen vorgefallen. Männer konnten so was, und sie würde den heutigen Abend nutzen und sich selbst beweisen, dass sie ebenfalls dazu imstande war. Diese Party bot den perfekten Rahmen, um sich wieder auf dem reich gefüllten Singlemarkt umzusehen, noch dazu direkt vor seinen Augen. Ein befriedigendes Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit, wenn sie sich sein dummes Gesicht vorstellte, sollte sie mit jedem verfügbaren Kerl flirten, über den sie heute Abend stolperte. Er sollte keinesfalls merken, wie sehr er ihr fehlte, wie sehr sie sich danach verzehrte, ihn wieder ganz nah bei sich zu haben. Ryan war arrogant genug, um es zu genießen, und diesen Triumph gönnte sie ihm nicht.
Chloe nahm ein Taxi zur Party von Madeline Livingston und betrat nach einer halbstündigen Fahrt den festlich eingerichteten Saal eines Hotels in der Nähe des Trafalgar Square. Ein riesiger Kronleuchter hing an der Decke und warf sein helles Licht auf das auf Hochglanz polierte Parkett der Tanzfläche. Drumherum verteilt befanden sich die hübsch eingedeckten Tische, an denen schon unzählige Gäste saßen und sich angeregt unterhielten. Ganz hinten erstreckte sich eine schicke Bar, an der sich im Augenblick vornehmlich männliche Besucher tummelten und eindeutig taxierend die Auswahl der anwesenden Frauen begutachteten.
Kopfschüttelnd über das Verhalten dieser Möchtegernprimaten begann sie nach Leanne und Ryan Ausschau zu halten. Ihre Mutter entdeckte sie relativ schnell. Sie war kaum zu übersehen in ihrem flammend roten Kleid, das sich tief ausgeschnitten und sehr körperbetont an ihre Formen schmiegte. Doch es war
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