Family Affairs - Verbotenes Verlangen
und so sank Chloe – ganz gehorsame Tochter – zurück auf den Stuhl.
„Also gut, dann raus mit der Sprache. Gibt es irgendwelche gravierenden Änderungen, von denen ich wissen sollte?“
„Das kann man wohl sagen. Ich will nicht länger warten, sondern so schnell wie möglich heiraten. Eine aufwendige Verlobungsfeier wird also nicht mehr nötig sein.“ Sie drehte sich zu Ryan und nahm seine Hand. „Liebling, lass uns einfach standesamtlich heiraten und den ganzen Kram drumherum vergessen.“
Chloes Herz geriet für eine Sekunde aus dem Takt, auch Ryan schien über diese Neuigkeit überrascht zu sein. Sein Wangenmuskel zuckte unkontrolliert, und es dauerte einige Sekunden, ehe er antwortete.
„Natürlich will ich dich auch so schnell wie möglich heiraten, aber warum die Eile? Dein ganzes Herz hing an der Planung der Feier. Du hast wochenlang über nichts anderes gesprochen, und jetzt willst du auf einmal alles abblasen?“
Leanne schenkte ihm einen seelenvollen Augenaufschlag.
„Mein Herz hängt an dir und sicher nicht an einer blöden Feier.“ Sie legte ihm die Hand an die Wange. „Also, was denkst du?“
Leanne wartete sichtlich gespannt auf die Antwort. Genau wie Chloe, die voller Verzweiflung feststellen musste, dass sie kein bisschen über ihn hinweg war. Sie wollte, dass er Nein sagte, dass er Leanne gestand, eine andere zu lieben.
„Wenn das dein Wunsch ist, lassen wir das mit der Verlobungsfeier und heiraten so schnell wie möglich.“
Chloe saß reglos auf ihrem Stuhl und fühlte … nichts. Sein Einverständnis ließ nur einen leeren Hohlraum in ihr zurück, der jede lebendige Regung, sei es Wut, Hass oder Liebe, im Keim erstickte. Leanne lachte indessen erleichtert auf.
„Dann wäre das ja geklärt“, sagte sie und wandte sich an Chloe. „Ich will, dass du meine Trauzeugin bist, Liebes.“
Diese Bitte warf Chloe aus ihrer Lethargie. Sie konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen, als aus nächster Nähe mitzuerleben, wie sie Ryan endgültig verlor. Sicher, sie hatte Schluss gemacht, doch es war eher eine Notwendigkeit gewesen und nicht ihr freier Wille. Sie hatte es ihrer Mutter zuliebe beendet, doch in ihrem Herzen wünschte sie sich Ryan zurück in ihre Arme. Wie durch ein Wunder schaffte sie es, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.
„Es wäre mir eine Ehre, deine Trauzeugin zu sein“, log sie leise. Ihre Augen klebten auf Ryans Gesicht, während sich ihre Mutter zu ihr rüberbeugte und sie herzlich drückte.
„Danke, Liebes. Ich kann dir gar nicht sagen, was mir das bedeutet“, flüsterte sie ihrer Tochter ins Ohr. Plötzlich versteifte sich Leanne und wich zurück. Mit erstarrtem Gesichtsausdruck fixierte sie einen Punkt hinter Chloes Rücken, als hätte sie einen Geist gesehen oder zumindest jemanden, dessen Anwesenheit ihr größtes Unbehagen bereitete. Unwillkürlich drehte Chloe sich um und sah zu ihrem grenzenlosen Erstaunen Ross Turner auf den Tisch zusteuern. Schritt für Schritt kam er dem ungleichen Dreiergespann näher und blieb schließlich vor ihnen stehen.
„Ross, was für eine Überraschung!“, grüßte sie ihn und zauberte irgendwie ein Lächeln hervor.
Er schien jetzt erst zu registrieren, dass sie ebenfalls am Tisch saß.
„Chloe, Sie hier? Na, wenn das keine glückliche Fügung ist“, meinte er. Er bedachte ihre Mutter mit einem rätselhaften Blick, ehe er mit der Hand auf Ryan wies. „Eigentlich wollte ich Mr. Seymour begrüßen.“
Er log wie gedruckt, das spürte Chloe bis in die Fingerspitzen. Ross hatte nicht einen Blick an Ryan verschwendet, sondern sich ganz auf ihre Mutter konzentriert. Aus heiterem Himmel kam ihr seine heftige Reaktion wieder in den Sinn, nachdem sie ihm vor ein paar Wochen eher zufällig von Leannes Heiratsplänen erzählt hatte. Was zum Teufel war hier los?
Ross schien ihr beginnendes Misstrauen zu spüren und versprühte wieder seinen beträchtlichen Charme, um von dem unglücklichen Start abzulenken.
„Es ist wirklich ein Segen, Sie ebenfalls hier anzutreffen, Chloe. Vielleicht können Sie meine Tochter dazu bringen, Victor eine Verschnaufpause zu gönnen. Seit wir auf Seymour Manor wohnen, hat sie sich wie ein Schatten an seine Fersen geheftet. Ich fürchte, es wird nicht mehr lange dauern, bis er Amnesty International um Hilfe anfleht, damit sie ihn von ihr befreien.“
Chloe konnte sich lebhaft vorstellen, wie verzweifelt dieser kühle Mann über Paiges unermüdliche Eroberungsversuche sein musste. Sie
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