Family Affairs - Verbotenes Verlangen
gewesen, weil sie den Abend vor ihrer Abreise lieber allein verbringen wollte anstatt mit ihm, wo sie doch schon am Nachmittag eine andere Verabredung seiner Gesellschaft vorzogen hatte. Als sie ihn dann zum krönenden Abschluss noch gebeten hatte, sie am nächsten Morgen nicht zum Heathrow Airport zu begleiten, war seine Geduld erschöpft. Ihr mit höhnischer Stimme einen guten Flug wünschend, war er aus ihrer Wohnung gestürmt und hatte sich zum Diner mit seinem Bruder verabredet.
Er fand ihre zunehmend abweisende Haltung in der letzten Zeit alarmierend. Ahnte sie doch etwas? Sie war trotz ihrer kapriziösen Art intelligenter, als viele annahmen, und verfügte über einen scharfen Verstand. Manche bezeichneten es fies als Bauernschläue, doch egal wie man es auch nennen wollte, Leanne war immer in der Lage, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Ein Zug an ihr, der ihn genauso anzog wie ihre körperliche Attraktivität und ihre Begeisterungsfähigkeit – vor allem in Bezug auf ihn. In den letzten Wochen hatte sich ihr Verhalten jedoch gewandelt. Leanne verbrachte deutlich weniger Zeit mit ihm, immer kam etwas Wichtiges dazwischen und sie sagte Verabredungen ab. Da sie beide nach wie vor in ihren eigenen Wohnungen lebten, mehrten sich auch die Nächte, die sie getrennt voneinander verbrachten. Um das Ganze noch gebührend abzurunden, kühlte die heftige Leidenschaft, die sie zu Anfang miteinander verbunden hatte, gerade massiv ab. Sie schliefen nur noch selten miteinander, weil sie entweder zu müde war oder klischeehafte Kopfschmerzen vorschützte, um keinen Sex haben zu müssen. Doch anstatt sauer darüber zu sein, fühlte er nur Erleichterung, weil er bei Leanne nur noch dann richtig in Fahrt kam, wenn er sich vorstellte, sie wäre Chloe. Woran das lag, wusste er nicht. Er hielt sie nach wie vor für begehrenswert, fand sie wunderschön, doch sie weckte seine Leidenschaft nicht mehr in dem Maße wie ihre Tochter.
Ryan hielt diese beunruhigende Tatsache für eine Phase, für einen vorübergehenden Zustand, der sich schon bald wieder legen würde. Natürlich hatte er Chloe gern, viel zu sehr, wenn er ehrlich war, aber er wollte nicht seine ganzen Pläne wegen ihr über den Haufen werfen. Das erste Mal in seinem Leben war er dabei, sich etwas Großes aufzubauen, etwas Dauerhaftes. Er hatte seine wechselnden Affären mit gesichtslosen Frauen so satt gehabt. Keine von ihnen konnte einen bleibenden Eindruck hinterlassen, eine war wie die andere. Austauschbar.
Leanne hatte diesem Zustand penetranter Langeweile schlagartig ein Ende gesetzt und das Beste aus ihm herausgeholt. Und zum Dank vögelte er ihre Tochter. Immer und immer wieder, weil er den Hals nicht voll bekam. Seine einzige Rechtfertigung – wenn es denn eine geben konnte – bestand darin, dass er der Lust auf Chloe wehrlos ausgeliefert war. Sämtliche Versuche vernünftig zu sein, ihr aus dem Weg zu gehen, waren gescheitert. Und jetzt stand er hier an dieser Tür, es war zu Ende, und er hatte keinen Schimmer, wie er in Zukunft mit ihr umgehen sollte.
Er gönnte ihr noch einen letzten Blick, ehe er das Schlafzimmer verließ. Als wollte er ihn verhöhnen, stand sein Scheißpenis umgehend wie eine Eins. Er seufzte deprimiert und fuhr sich mit einer forschen Bewegung durchs Haar. Von nun an würde er sich von ihr fernhalten, egal wie sehr ihn die Lust nach ihr auch quälte. Und wenn Leanne erst wieder zurück war, würde er sich für den unschönen Abschied entschuldigen und mit all seiner Kraft dafür sorgen, dass ihre Beziehung wieder die alte wurde. Mit diesem Entschluss verließ er Chloes Wohnung und sah nicht mehr zurück …
Kapitel 9
Chloe wurde von einer unerträglichen Sehnsucht nach Ryan geplagt. An manchen Tagen fühlte es sich so an, als hätte man ihr einen Teil ihrer selbst genommen – den, der Freude und Lust am Leben verspürte. Zudem fühlte sie sich schrecklich allein. Amber, die immer in der Lage gewesen war, sie mit ihrer fröhlichen optimistischen Art aufzumuntern, war im Urlaub und daher nicht verfügbar als Seelentrösterin. Beth hatte ebenfalls keine Zeit, da sie selbst genug Probleme am Hals hatte. Ihre intrigante Stiefschwester Calista war nach einem langjährigen Auslandsaufenthalt nach London zurückgekehrt und hatte sich an Beths heißgeliebten Boss Quinn herangemacht. Jetzt vögelte dieses gemeine Biest ihm das letzte bisschen Hirn aus dem Schädel, das er noch vorzuweisen hatte und besaß auch noch die Frechheit,
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