Family Job
Draußenschlafen war, dass man muffig und säuerlich roch, als hätte man seine Klamotten zu lange in der geschlossenen Waschmaschine liegen lassen. Bei Yardie gab es fließend Wasser und Seife. Keine Ausrede, nicht gut zu riechen. Technischgesehen, wohnte er bei Yardies Mum, der das Haus gehörte. Er hatte Yardie im Knast kennengelernt. Yardie war schwarz und fünfundzwanzig Jahre alt. Yardies Mum war weiß und über siebzig.
Es war eine Überraschung für Park gewesen, als er sie kennengelernt hatte. Aber weder sie noch Yardie erklärten etwas, und Park fragte nie nach. Ging ihn ja nichts an. Wenn es je einen Mr. Yardie gegeben hatte, dann war er schon lange nicht mehr da.
Die alte Mrs. Yardie hätte Park gegenüber nicht netter sein können. Um die Wahrheit zu sagen, mochte er sie sehr viel lieber als ihren Sohn.
Sie wohnten in einem hübschen Haus. Das Geld war knapp, doch sie kamen zurecht. Der einzige Nachteil war, dass es etwa zehn Meilen westlich von Edinburgh war.Auf dem Land.
Eines Abends schmiss Yardie ’ne Party, als die alte Mrs. Yardie bei ihrer Schwester in Kent war. Er machte sich ’ne Heidenarbeit mit kunstvoll hergerichteten Fressalien. Würstchen auf Cocktailspießen und Käsewürfel und Chips mit Soßen zum Dippen. Lauter so ’n Quatsch. Park rechnete nicht damit, dass überhaupt jemand erscheinen würde, weil das Haus so scheißschwer zu finden war.
Martin und Effie waren gekommen. Frisch verlobt. Den ganzen Abend fummelte sie an seinen langen blonden Haaren rum. Ihre eigenen waren zu kurz, um dran rumzuspielen. Martin war gut im Futter. Effie sah aus wie ein Junge mit Titten. Er trug eine dicke Halskette. Schlips. Noch mehr Tuntenkram aus den Siebzigern. Jede Menge Getatsche, Händchenhalten, vielsagendes Lächeln. Wenn man nur ein bisschen sensibel war, konnte es einem den Magen umdrehen.
Park beachtete es nicht, funkte dazwischen, fing an, mit Martin zu reden. Der Junge zog sich vielleicht an wie ’n Franzmann, aber er konnte gut zuhören. Es hätte ein echtgutes Gespräch werden können, wenn Effie ihm nicht alle paar Minuten die Zunge in den Hals gesteckt hätte.
Etwas später ließen die beiden Turteltauben das Gefummel eine Weile bleiben, um mit Park zusammen Yardies Kumpels, einen Haufen dumpfbackiger, bekiffter Ganoven, zu verarschen. Yardie zeigte ihnen gerade seinen wertvollsten Besitz: eine beschissene kleine Klosettkette.
Klosettketten waren genau wie Handschellen, nur mit einer langen Kette zwischen den Schellen. Über zwei Meter lang normalerweise. Sie sollten es dem Träger – gewöhnlich einem Häftling, der ein Familienbegräbnis oder eine Hochzeit besuchte – gestatten, ungestört die Toilette zu benutzen, ohne dass er durchs Fenster flüchtete. Er trug die eine Schelle und sein Bewacher auf der anderen Seite der Tür die andere. Die Tür musste offen bleiben, um die Kette durchzulassen, aber dennoch ließ es dem Häftling einen Rest Würde, während er sein Geschäft verrichtete. Yardies Kette schien jedoch etwas kurz geraten zu sein. Einen Meter lang, eineinviertel vielleicht. Er hatte sie aus der Wohnung eines Gefängniswärters geklaut. Da der Trottel sie gar nicht dort hätte haben dürfen, wurde sie nie als gestohlen gemeldet.
Yardies Kumpels hatten sich paarweise aufgeteilt und sie ausprobiert, und eben hielten zwei die Kette straff gespannt etwa einen Meter über dem Boden und ein dritter wollte drüberspringen. Park hoffte, dass er auf die Fresse fiel.
Effie zeigte auf die Freundin von einem der Dumpfbacken. Sie war eine entfernte Bekannte von ihr. Man munkelte, sie würde zweigleisig fahren, erzählte Effie.
Park hatte nichts gegen Lesben. Und die hier war auch noch ’n Hingucker. Nicht, dass er sie anmachen wollte, er als verheirateter Mann und so, aber es konnte ja nicht schaden, mal hallo zu sagen. Er ließ das glückliche zukünftige Paar in der Ecke weiterknutschen, schnappte sich eineFlasche Weißwein und marschierte los, um sich mit dem kessen Vater zu unterhalten.
Sie war allerdings nicht sehr gesprächig. Auf jedes Thema, das er anschnitt, reagierte sie mit einsilbigen Antworten. Er dachte lange angestrengt nach, und dann fiel ihm ein Thema ein, das sie bestimmt interessieren würde. Mösentauchen. Er erzählte ihr, es sei zwar ’ne Weile her, aber er sei immer gut darin gewesen. Würde einen ganz gemeinen Schmetterlingskuss hinlegen.
Sie ließ ihr Glas fallen und rannte weg.
Sekunden später lag er auf dem Boden, und ihr Freund über
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