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Fandorin

Fandorin

Titel: Fandorin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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und bestand auf Anhieb die Prüfung für die siebte Gymnasialklasse. Als reiner Autodidakt! Ich übernahm persönlich die Patenschaft, habe ihn mit einem Stipendium ausgestattet, an die Petersburger Universität geschickt und anschließend zu mir ins Amt geholt, was ich kein einziges Mal bereut habe! Er war der fähigste von meinen Leuten, mein engster Vertrauter! Er hat eine glänzende Karriere gemacht, mit den besten Aussichten! Was für ein heller, paradoxer Geist, welche Energie und Verläßlichkeit! Die eigene Tochter wollte ich ihm zur Frau geben, großer Gott!« Der General faßte sich an den Kopf.
    Fandorin, der die Gefühle seines Vorgesetzten respektierte, ließ eine Pause verstreichen, ehe er sich hüstelnd zu Wort meldete.
    »Hohe Exzellenz, ich wollte bemerken … Wir haben freilich nicht sehr viele Anhaltspunkte, aber … einige schon!«
    Der General schüttelte den Kopf, wie um die unnützen Erinnerungen zu verscheuchen, und setzte sich an den Tisch.
    »Ich höre. Legen Sie los, Fandorin. Keiner kennt sich in dieser Geschichte besser aus als Sie.«
    »Ja, also, was ich meine, ist …« Fandorin schaute auf seine Liste, strich etwas mit Bleistift an. »Es gibt hier siebenundvierzig Personen, davon zwei unentschlüsselt, und der Wirkliche Staatsrat Iwan Brilling zählt schon nicht mehr. Wenigstens acht von ihnen dürften einfach zu identifizieren sein. Überlegen Sie doch mal, Hohe Exzellenz. Wieviel Chefs kann die Leibwache des Kaisers von Brasilien schon haben? Oder hier, Nº 47F – belgischer Ministerialdirektor, abgesandt am 11. Juni, eingegangen am 15. Bestimmt unschwer festzustellen, wer das ist. Damit hätten wir schon zwei. Drittens, Nº 549F – Vizeadmiral der französischen Flotte, abgesandt: 15. Juni, eingegangen: 17. Viertens, Nº 1007F – frischgebackener englischer Baronet, abgesandt: 9. Juni, eingegangen: 10. Fünftens, Nº 694F – portugiesischer Minister, abgesandt: 29. Mai, eingegangen: 7. Juni.«
    »Den können Sie vergessen«, unterbrach ihn der General, der sehr konzentriert zugehört hatte. »Die Portugiesen hatten im Mai einen Regierungswechsel, da sind alle Minister im Kabinett neu.«
    »Ach so?« Fandorin ärgerte sich. »Na schön, dann sind es nicht acht, sondern sieben. Als fünften hätten wir dann einen Amerikaner: Nummer 852F – stellvertretender Senatsausschußvorsitzender, abgesandt am 10. Juni, eingegangen am 28., in meinem Beisein. Sechstens, Nummer 1042F, Türkei, persönlicher Sekretär des Prinzen Abd ul-Hamid, abgesandt: 1. Juni, eingegangen am 20.«
    Dieser Punkt schien Misinow besonders zu interessieren.
    »Sagen Sie bloß? Das ist ein wichtiger Hinweis. Tatsächlich am 1. Juni? Na, so was. Am 30. Mai gab es in der Türkei einen Staatsstreich, Sultan Abd ul-Asis ist gestürzt worden, der neue Machthaber Midhat Pascha hat Murad V. inthronisiert. Und schon am nächsten Tag soll er Abd ul-Hamid, Murads jüngerem Bruder, einen neuen Sekretär zugewiesen haben? Das ist mir aber verdächtig eilig, sagen Sie mal! Eine hochinteressante Information. Dieser Midhat Pascha wird doch am Ende nicht auch Murad loswerden und Abd ul-Hamid auf den Thron heben wollen? He, he … Gut, Fandorin, das ist nicht Ihr Bier. Den Sekretär herauszufinden ist übrigens ein Kinderspiel. Ich werde nachher gleich an Nikolai Pawlowitsch Gnatjew telegrafieren, das ist unser Botschafter in Konstantinopel, ein alter Freund von mir. Fahren Sie fort.«
    »Ja, bleibt noch der Siebente, Nummer 1508F – Präfekt einer Schweizerischen Kantonspolizei, abgesandt am 25. Mai, eingegangen am 1. Juni. Die restlichen aufzudecken wird schwierig bis unmöglich sein. Aber wenn man zumindest diese sieben ausfindig machte und verdeckt observierte …«
    »Geben Sie die Liste her!« sagte der General und streckte die Hand aus. »Ich werde sofort anordnen, daß die betreffenden Botschaften verschlüsselte Depeschen erhalten. Man wird mit den Geheimdiensten der Länder zusammenarbeiten müssen. Abgesehen von der Türkei, wo wir selbst über ein vorzügliches Netz verfügen … Übrigens, lieber Fandorin, falls ich etwas sehr schroff zu Ihnen war, sehen Sie es mir nach. Ich schätze Ihren Beitrag natürlich außerordentlich und so weiter … Mir geht die Sache einfach sehr nah, müssen Sie wissen. Wegen Brilling … Sie verstehen.«
    »Ich verstehe, Hohe Exzellenz. Mir geht es ja selbst, in gewisser Weise, ganz genauso.«
    »Das ist gut. Das ist hervorragend. Sie werden bei mir arbeiten. Am Fall Asasel. Ich bilde

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