Fang schon mal ohne mich an - Phillips, C: Fang schon mal ohne mich an
Freispruch für Vater bekommen würde, aber als wir hörten, dass Hunter meinte, es würde schwierig werden und dass die Anhörung bald stattfinden würde, muss Seth Panik bekommen haben und weggelaufen sein.“ Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.
Molly versuchte zu schlucken, aber es gelang ihr nicht. „Sag das noch einmal. Nein, warte, wiederhole es nicht. Auf keinen Fall.“ Sie hob die Hand und versuchte, zu Atem zu kommen. „Ich brauche eine Minute, um das zu verdauen.
Wirklich.“ Sie holte tief Luft.
Seth hatte seinen Vater getötet? Oh. Mein. Gott. „Wir müssen mit Hunter reden. Nicht nur um Vaters willen, sondern wegen Seth.“ Sie hatte gar nicht nachgedacht. Die Worte waren einfach aus ihrem Mund gepurzelt.
„Nein!“ Jessie hob abwehrend die Hände. „Das darfst du ihm nicht sagen. Du darfst es niemandem sagen.“ Sie packte Mollys Arm und drückte fest zu.
„Versprich es mir!“
Molly konnte dieses Versprechen nicht geben, ohne alles, woran sie glaubte, zu verraten. Aber sie hatte Jessie versprochen, dass sie ihr Geheimnis ohne ihre Erlaubnis nicht verraten würde. Molly biss sich auf die Lippen. Was hätte ihr Vater an ihrer Stelle getan? Das fragte sie sich.
Der General würde, wenn er die Wahrheit erführe, ohne Zweifel die Schuld auf sich nehmen, um Seth zu beschützen. So aufrichtig wie Frank war, würde er die Familie an erste Stelle setzen. Das war sein ethisches Prinzip. In ihrem Herzen verstand Molly ihn.
Aber alles in ihr schrie danach, jedem in diesem Haus die Wahrheit ins Gesicht zu rufen. Die Gerechtigkeit verlangte danach. Die Ehrlichkeit auch.
Hunter würde es verlangen, dachte Molly.
Ihr Blick fiel auf Jessies Hand, die immer noch ihren Arm umklammert hielt. Langsam hob Molly den Kopf und schaute in Jessies tränenverschmiertes Gesicht. Es war das Gesicht eines jungen Mädchens, das sich endlich mit letztem Vertrauen an Molly gewandt hatte.
Loyalität zu einem Familienmitglied oder Ehrlichkeit und Vertrauen zu Hunter? Wieder einmal sah sich Molly mit der schwierigsten Entscheidung ihres Lebens konfrontiert, nur, dass sie diesmal wusste, was sie zu tun hatte, auch wenn es möglicherweise bedeutete, dass sie eine Familie und alles, worum sie in ihrem Leben gekämpft hatte, damit zerstörte.
„Du wirst es nicht verraten?“, fragte Jessie.
Molly seufzte. „Ich werde es nicht weitererzählen“, sagte sie, während sie ihrer Halbschwester in die Augen sah und ihr ins Gesicht log.
Hunter rieb sich die Augen und gähnte. Er war erschöpft, aber er wusste, dass das Schlimmste noch nicht vorüber war. Er streckte sich im Stuhl am Schreibtisch seines vorübergehenden Schlafzimmers aus und machte eine Liste von Dingen, die noch zu erledigen waren. Angefangen bei der Anfrage, die Anhörung zu verschieben. Niemand in diesem Haus war in der Lage, mit der lebensbedrohlichen Situation des Generals fertig zu werden, solange Seth vermisst wurde. Er nahm das Telefon und rief in seiner Kanzlei an, um seinen Mitarbeitern zu sagen, dass sie die Unterlagen SO SCHNELL WIE MÖGLICH zusammenstellen sollten.
„Diese Familie braucht eine Pause“, murmelte er, nachdem er aufgelegt hatte.
„Pausen sind nur für Weicheier“, kreischte Ollie.
Hunter sprang zum Vogelkäfig in der Ecke. „Ich hatte ganz vergessen, dass du überhaupt da bist.“
„Lebe hier, lebe hier“, sagte der Ara.
Es klopfte an der Tür, und Molly kam herein. Ein Blick auf ihr blasses Gesicht genügte Hunter, um zu wissen, dass etwas faul war. „Was ist los?“, fragte er.
Sie griff nach dem Türknauf und lehnte sich gegen die Wand, um sich abzustützen. „Mir ist übel.“
Er ging auf sie zu, griff nach ihrer Hand und führte sie zur Couch. „Erzähl mal.“
Sie holte tief Luft. „Wenn ich das tue, verrate ich Jessies Vertrauen und mache nicht nur den ersten kleinen Fortschritt in unserer Beziehung kaputt, sondern zerstöre vielleicht auch jede Hoffnung auf künftige Beziehungen. Ganz zu schweigen von unserer schwesterlichen Bindung.“
Hunter stieß geräuschvoll die Luft aus. Alleine, dass Molly ihm enthüllte, dass sie etwas zu erzählen hatte, war ein Fortschritt. Das letzte Mal hatte sie geschwiegen und beschlossen, ihm nicht zu vertrauen. Trotzdem konnte er seiner momentanen Hochstimmung nicht nachgeben. Stattdessen konzentrierte er sich ganz auf die Situation.
Er drückte Mollys Hand. „Was passiert, wenn du ihr Geheimnis für dich behältst?“
„Die totale Katastrophe.“ Sie ließ den
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