Fangboys Abenteuer (German Edition)
sie nicht hören.
»Weil es eine verantwortungsbewusste Maßnahme ist.«
»Das ist so, als würde man sagen, dass etwas nicht mit ihm stimmt.«
»Es sagt aus, dass er anders ist. Das stimmt! Es ist nichts Schlimmes, aber es ist nichts Normales , und was schadet es, wenn wir seine Lehrerin im Vorfeld darauf hinweisen?«
»Mach, was du willst! Aber ich werde nicht dabei sein.«
Mrs. Calmon war eine kleine, mollige Frau mit rundem Gesicht und braunen Haaren, die fest zu einem Knoten zusammengebunden waren.
»Sind Sie sicher, dass er nicht in eine Förderschule gehört?«, hatte sie gefragt.
»Nathan hat keinen besonderen Förderbedarf«, antwortete Penny. »Ich will nur sichergehen, dass er mit dem gleichen Respekt behandelt wird wie jedes andere Kind im Klassenzimmer.«
»Der Großteil davon hängt von Nathan selbst ab, oder? Respekt wird nicht gleichmäßig unter den Schülern verteilt. Jedes Jahr habe ich einen Schüler – nie mehr als einen, aber einen immer - der in der Nase bohrt und den Inhalt verspeist. Dieser Schüler verdient nicht das gleiche Maß an Respekt wie einer, der den ersten Preis in einem Wissenschaftswettbewerb gewinnt.«
»Verstanden«, erwiderte Penny. »Noch einmal, wir bitten nicht um eine Sonderbehandlung. Ich habe lediglich gedacht, dass es angemessen wäre, Sie vorzuwarnen. Wir lieben den kleinen Racker, aber sein Aussehen kann irritierend sein.«
Mrs. Calmon nickte. »Dagegen ist nichts einzuwenden. Sie sind eine gute Tante.«
So lautete die Geschichte: Penny und Mary waren Nathans Tanten. Seine Eltern waren gestorben, er war etwas »herumgereicht« worden und schließlich bei seinen Tanten untergekommen. Nathan verstand nicht genau, wie das alles in die Wege geleitet worden war, aber er wusste, dass einige Unterlagen nicht so authentisch waren, wie sie schienen.
Während sie darüber gesprochen hatten, hatte er beinahe gefragt, warum sie ihn nicht einfach adoptierten, aber irgendetwas verriet ihm, dass man diese Frage nicht stellte und er die Antwort vielleicht nicht wissen wollte.
***
»Auf jedem Tisch steht ein Namensschild«, sagte Mrs. Calmon, als die Kinder das Klassenzimmer betraten. »Findet euren Namen, und dort wird dann euer Schreibtisch sein!«
Nathan lief die Reihen auf und ab und suchte nach seinem Namen. Da war er. Nathan Pepper. Hinterste Reihe, linke Ecke. Er setzte sich und fuhr mit den Fingern über den hölzernen Tisch, der neu glänzte.
Die anderen Schüler fanden ihre Plätze ebenfalls. Ungefähr zwanzig, wenn er richtig gezählt hatte, und da es fünf Reihen mit je vier Plätzen gab, war er sich sicher, dass er richtig lag. Ein kleines Mädchen mit Sommersprossen streckte ihm die Zunge heraus, bevor es an dem Tisch vor ihm Platz nahm, und ein dürrer, krank aussehender Junge lächelte ihn schüchtern an, als er sich rechts neben ihn setzte.
»Guten Morgen, Klasse. Mein Name ist Mrs. Calmon.« Sie schrieb ihn an die Tafel. »Wir haben dieses Jahr viel zu lernen, also hoffe ich, dass ihr alle bereit seid, aufmerksam zuzuhören. Ich werde euch nun einzeln vor die Klasse rufen, damit ihr den anderen erzählen könnt, wie ihr heißt, was ihr werden wollt, wenn ihr erwachsen seid, und was ihr in den Sommerferien gemacht habt.«
Eine freie Rede halten? Jetzt schon? Was wäre, wenn sie ihn zuerst nach vorne rief? Was würde er sagen?
»Wir fangen mit dir an, Peter, und dann arbeiten wir uns der Reihe nach durch.«
Also war er als Letzter dran. Wie grausam! Die Qual würde unerträglich sein! Warum konnte sie es ihn nicht einfach hinter sich bringen lassen?
Peter lief nach vorn und stellte sich vor die Klasse. »Mein Name ist Peter, ich will Feuerwehrmann werden und in den Sommerferien habe ich ein paar Dinge in Brand gesteckt.«
»Sehr gut, Peter. Helen?«
»Mein Name ist Helen, ich will Dienstmädchen werden, und in den Sommerferien habe ich einen streunenden Hund davongejagt.«
»Sehr gut, Helen. Gordon?«
»Mein Name ist Gordon, ich will Astronaut werden, und in den Sommerferien bin ich mit einer Rakete zum Mond geflogen.«
»Na, Gordon, erzählst du uns die Wahrheit?«
»Ja, Frau Lehrerin.«
»Bist du dir sicher?«
»Ja, Frau Lehrerin. Ich war drei Tage lang auf dem Mond.«
»Gordon, du bist jetzt der Erste in diesem Jahr, der sich fünf Minuten in die Strafecke stellen muss. Das ist für Schüler, die es verdienen, von ihren Klassenkameraden heimlich ausgelacht zu werden. Setz dich auf den hellroten Hocker, bis ich sage, dass du
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