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Fangschuss

Fangschuss

Titel: Fangschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sunil Mann
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eingekauft.«
    Ich starrte ihn erstaunt an.
    »Irgendwelchen Schmuck. Ringe, Stecker, Intimschmuck, so was halt. Es kaufen ja Leute jeglicher sexuellen Neigung bei mir ein, nicht nur Schwule. Wahrscheinlich waren die Sachen für die da, die hat ja eine ganze Eisenwarenhandlung im Gesicht.« Er deutete abschätzig auf die Fotos.
    »Aber darum geht es eigentlich gar nicht. Ich habe einen Stammkunden. Etwas älter, hetero, verheiratet, gut gekleidet, trägt immer Anzug und Krawatte. Arbeitet wahrscheinlich bei einer Versicherung oder so. Der kauft meist …« Er hielt inne und grinste dann süffisant. »Aber das spielt an und für sich keine Rolle. Jedenfalls steht der Junge im Laden und will gerade bezahlen, als dieser Typ reinkommt. Er sieht den Burschen und bleibt wie angewurzelt stehen. Wird leichenblass, schnappt nach Luft und stürzt wieder raus.«
    »Und Philipp?«
    »Hat ihn nicht gesehen. Er hat sich erst umgedreht, als er bemerkte, dass ich mit offenem Mund zur Tür starrte.«
    »Wann war das?«
    »So vor ungefähr drei Wochen. Ich könnte bei den Belegen nachschauen.«
    Ich winkte ab. »Wie sieht der Mann aus? Kannst du ihn beschreiben?«
    »Unauffällig. Ein typischer Beamter halt. Steif und schon ganz grau im Gesicht.«
    »Das ist alles? Davon gibt’s in Zürich Tausende. Überleg genauer, vielleicht fällt dir noch etwas ein.«
    »Schütteres, rotblondes Haar. Ein Schnauz, eventuell. Ich bin mir nicht mehr sicher. Eine Brille.«
    Balthasar nippte an seinem Kaffee und runzelte angestrengt die Stirn. Plötzlich erhellten sich seine Gesichtszüge. »Und er trug einen altmodischen Siegelring.«
    »Einen Ring? Kannst du ihn beschreiben?«
    »Aus Gold, ziemlich massiv, das Siegel hellblau. Doch das Merkwürdige war, dass auf dem Siegel ein stilisierter Tierkopf zu sehen war. Beinahe wie ein Wappen.«
    »Was für ein Tier?«
    »Ein Fuchs, würde ich sagen, oder ein Wolf. Aber ich bin mir nicht ganz sicher. Es war ja nur eine Skizze, die den Kopf andeutete, ein paar Striche, die eingraviert waren. Aber es war nicht so, dass ich den Ring stundenlang betrachten konnte. Der Mann war wegen ganz anderen Dingen da.«
    »Aber immerhin ein Anhaltspunkt.« Ich überlegte. »Und wieso ist er wieder rausgegangen?«
    »Geflohen trifft es schon eher. Vielleicht hatte er mal was gehabt mit dem Jungen?«
    »Man kann nie wissen, aber die Wahrscheinlichkeit ist doch eher klein. Auch wenn du der Meinung bist, dass jeder Hetero nach drei Drinks verführbar sei, glaube ich doch, dass das eher Wunschdenken ist als eine häufig praktizierte Tatsache. Aber eventuell war er ein Kunde von Philipp? Koks ist in allen Volksschichten beliebt.«
    Balthasar wiegte den Kopf. »Der kaum. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Wobei man es ja niemandem ansieht. Doch ich denke eher, dass es ihm peinlich war, in einem solchen Laden gesehen zu werden.«
    Ich nickte und starrte nachdenklich auf die Gummimaske, während ich meinen Kaffee austrank.
     
    Auf einer Bank in der nahe gelegenen Bäckeranlage rauchte ich eine Zigarette. Es war ruhig und friedlich, im Vergleich zum Wochenende, wo die halbe Stadt die Parkanlage als Naherholungsgebiet nutzte. Lediglich ein paar Kinder spielten Fangen auf der Wiese und kreischten dazu vor Vergnügen. Die dazugehörigen Mütter saßen derweil bei dampfendem Pfefferminztee und dem neusten Klatsch an den Holztischen vor dem Selbstbedienungsrestaurant und ließen ihre Sprösslinge nicht aus den Augen.
    Es konnte gut sein, dass es dem Mann mit dem Siegelring peinlich gewesen war, in einem Fetischladen gesehen zu werden; dies allein erklärte die offensichtlich panische Reaktion jedoch nicht. Ich musste rausfinden, in welchem Verhältnis er zu Philipp stand und wieso er dermaßen erschrocken war, als er ihn gesehen hatte. Ich wurde das dumpfe Gefühl nicht los, dass dies wichtig sein und vielleicht sogar etwas mit meinem Fall zu tun haben könnte.
    Als ich den Park verließ und auf dem Gehsteig stehen blieb, um mir eine weitere Zigarette anzustecken, zischte ein dunkler Schatten an mir vorbei und eine Tasche schlug mir schwer gegen die Schulter. Erschrocken sprang ich zur Seite, während Zigarette und Feuerzeug in hohem Bogen durch die Luft wirbelten.
    »Verdammt! Pass doch auf, du Idiot!«, schrie ich dem Velofahrer hinterher. Dieser wandte blitzartig den Kopf und riss den Mund auf, um etwas Unflätiges zu erwidern, doch dann hielt er inne und grinste stattdessen nur frech. »Hombre!«
    »José!«
    Er stieg ab und

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