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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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noch mit den seltensten und schönsten Früchten und ließ mich nach Hause.
    Ich erzählte Frau Cole gleich alles, was vorgefallen war und sie bemerkte sehr scharfsinnig, dass, wenn er nicht käme, nichts verloren sei, wenn er aber käme, sein Charakter und seine Absichten erst wohl geprüft werden müssten, um zu wissen, ob das Spiel den Einsatz wert sei. Meine Rolle währenddem wäre sehr leicht, denn ich hätte nichts weiter zu tun als ihren Weisungen bis zum letzten Akt zu folgen.
    Am nächsten Morgen kam mein junger Herr in seinem Wagen an den Laden, nachdem er, wie wir später erfuhren, den Abend zuvor mit Nachforschungen in der Nachbarschaft über Frau Coles Charakter verbracht hatte, den er ganz seinen Absichten entsprechend fand. Er fragte nach Mrs. Cole und machte den Anfang der Bekanntschaft damit, dass er einige feine Wäsche kaufte. Ich saß dabei, ohne die Augen aufzuschlagen, und nähte eifrig an dem Saum einer Manschette; Frau Cole konstatierte, dass Louisa und Emily, die neben mir an der Arbeit saßen, dem Eindruck, den ich machte, nicht gefährlich waren. Er machte vergebliche Anstrengungen, meinen Augen zu begegnen, denn ich hielt den Kopf hartnäckig niedergebeugt und zeigte so etwas von Schuldbewusstsein darüber, dass ich ihm zu einem Besuch Mut gemacht hätte, Frau Cole erbot sich, ihm die Sachen selbst zu bestimmter Zeit ins Haus zu bringen, worauf er ging und einiges mitnahm, was er sehr splendid bezahlte, um seinem ersten Besuch gleich das rechte Ansehen zu geben.
Die Mädchen rochen nichts von dieser mysteriösen neuen Bekanntschaft, aber Frau Cole versicherte mich, sobald wir allein waren, dass ihrer langen Erfahrung nach meine Reize ihr Ziel nicht verfehlt hätten, was ihr des Herrn Eifer, seine Manieren und Blicke todsicher bewiesen; jetzt müsse sie nur noch seinen Charakter und seine Verhältnisse auskundschaften, was ihr schon gelingen würde, und danach müsse man dann die Maßregeln treffen.
    Und ein paar Stunden später wusste sie wirklich, dass meine neue Eroberung ein Herr Norbert war, ein junger Mann mit großen ererbten Vermögen und natürlich von nicht sehr guter Gesundheit, die er sich durch seine Passionen bereits gründlich verdorben hatte. Nach dem er alle mehr gewöhnlichen Arten der Debauche durch hatte, war er hinter Jungfernschaften her, wobei er schon eine Menge Mädchen ins Unglück gebracht hatte, denn er ließ sich keine Mühe verdrießen, an sein Ziel zu kommen. Eine jede brauchte er nur so lange es ihm Spaß machte oder bis ihm ein neues Gesicht aufstieß; da überließ er die Vorgängerin kühlen Herzens ihrem Schicksal. Er suchte übrigens seine Opfer nur dort, wo er mit Geld etwas ausrichten konnte.
    Aus all dem zog Frau Cole den Schluss, dass ein solcher Typ immer billig zu haben und dass es eine Sünde wäre, ihn nicht ordentlich zahlen zu lassen, denn, sagte sie, ein Mädchen wie ich verkauft sich nicht um jeden Pappenstiel.
    Sie machte sich also zur verabredeten Stunde auf in seine Wohnung, die er in einem unserer Hofhotels hatte und die sehr geschmackvoll möbliert war, mit allem Komfort und Luxus. Sie traf ihn schon wartend, und nachdem der Vorwand des angeblichen Handels erledigt war, kam das Gespräch auf langen Umwegen auf das Geschäft, das, wie die Cole sagte, sehr schlecht ginge, auf die Eigenschaften ihrer Lehrmädchen und Tagarbeiterinnen und schließlich auf mich. Da war nun Frau Cole ganz in ihrer Rolle einer guten, alten, geschwätzigen Gevatterin, die alles sagt, sowie die Zunge einmal ordentlich läuft. Sie tischte ihm eine höchst wahrscheinliche Geschichte von mir auf, in der sie hie und da sehr kunstvolle Pointen zum Lob meiner Person anbrachte und alles mit der allereinfältigsten Natürlichkeit, so dass sie ihn recht hübsch dahin brachte, wohin sie ihn haben wollte. Er wurde warm und ließ wie von ungefähr etwas über seine Absichten fallen und brachte die Cole mit Mühe und vieler Konfusion auf den gewissen Punkt, denn sie stellte sich so lange als möglich, als ob sie ihn nicht verstände, ohne sich aber als ein Tugenddrache aufzuspielen, der Feuer und Flamme speit, wenn er was merkt. Sie ging vielmehr mit der Grazie einer simpeln, ehrlichen guten Frauensperson auf die Sache ein, tat als ob sie von nichts Bösem wüsste und ihr Brot auf eine ehrliche Art verdiente, aber doch von hinlänglich biegsamem Stoff sei, der mit Geschicklichkeit bearbeitet, für jede Absicht zu gewinnen ist. So geschickt spielte sie ihre Rolle, dass sie

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