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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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Sporen bedurfte.
    Der guten Cole wurde ich durch dieses Abenteuer nur noch werter: ich war nun ganz eine nach ihrem Herzen, die sich vor nichts fürchtet und kühn auf alle Waffen der Wollust geht. — Diese vorteilhaften Talente machten, dass sie immer aufmerksamer meinen Nutzen oder mein Vergnügen förderte, besonders den ersteren. Und schon hatte sie einen neuen, sonderbaren Galan für mich. Dieser war ein ernsthafter, gesetzter, feierlicher und ältlicher Herr, dessen sonderbares Vergnügen darin bestand, schönes Haar zu kämmen; und da ich nach seinem Geschmack wundervolles Haar hatte, so kam er immer zu meinen Toilettestunden, und ich überließ ihm dann mich nach Belieben zu frisieren. Er unterhielt sich oft eine Stunde und länger damit, mit meinen Haaren zu spielen, den Kamm hindurch zu ziehen, die Locken um seine Finger zu winden, sie mit Küssen glatt zu machen und damit begnügte er sich vollkommen und erlaubte sich nicht die geringsten Freiheiten mit mir, gerade so als ob wir desselben Geschlechts gewesen wären.
    Eine andere Eigentümlichkeit von ihm war, dass er mir ein Dutzend Paar weiße dänische Handschuhe schenkte, sie mir anzog und dann die Fingerspitzen davon abbiss. Für diese Torheiten eines kranken Appetites bezahlte der alte Herr freigiebiger als andere für viel wesentlichere Gunstbezeugungen. Dies dauerte eine Weile, bis ihn eines Tages ein heftiger Husten befiel und niederwarf und mich damit von diesem höchst unschuldigen und törichten Tändler befreite, denn ich habe nie wieder von ihm gehört.
    Sie können sich denken, dass Nebenwege dieser Art den übrigen Plan meines Lebens in nichts durchkreuzten. Ich lebte in der Tat züchtig und mäßig, nicht so sehr aus Tugend, als weil der Reiz der Neuheit vorüber war; ich war etwas gleichgültig gegen Engagements geworden, in denen Profit und Vergnügen nicht beisammen waren. Außerdem war ich in ganz behaglichen Vermögensverhältnissen und konnte Zeit und Schicksal erwarten. Ich war mit dem bisschen, dass ich hatte, zufrieden und ohne Wunsch, es zu vermehren. Dann fand ich auch manchen momentanen Opfers diese innere Zufriedenheit wert, die ich in der Achtung gegen mich selbst fühlte. Auch freuten mich die gute Erhaltung meiner Gesundheit und mein frischer Teint. Louisa und Emily trieben ihre Mäßigkeit nicht so weit wie ich, aber sie waren doch weit davon entfernt, für jeden feil zu sein, obschon zwei ihrer Abenteuer dem zu widersprechen schienen. Der Sonderbarkeit halber will ich sie ihnen erzählen und mit Emilys Geschichte anfangen.
    Sie und Louisa gingen eines Abends auf einen Ball, die eine als Schäferin, die andere als Schäfer verkleidet. Ich sah sie in der Maskerade ehe sie fort gingen, und man konnte sich keinen hübscheren Knaben denken als Louisa! Eine Zeitlang blieben sie zusammen, bis Louisa eine alte Bekanntschaft traf und Emily sich selbst überließ, im Vertrauen auf den Schutz ihrer Verkleidung, die nicht sehr viel war, und auf Emilys Klugheit, die noch weniger war. Emily schlenderte eine Zeitlang gedankenlos herum, nahm schließlich der Hitze wegen die Maske ab, und stellte sich an die Wand, wo sie von einem Herrn in einem hübschen Domino bemerkt wurde, der sie anredete und mit ihr ins Gespräch kam. Der Domino begann nach längerem Plaudern, wobei sie sicher mehr ihr gutes Herz als Verstand zeigte, ihr eine heftige Liebeserklärung zu machen und führte sie zu einer Bank am andern Ende des Saales, zog sie da zu sich nieder, drückte ihr die Hände, zwickte sie in die Wangen, spielte mit ihrem schönen Haar, und an das auf die höflichste Art der Welt, gemischt mit einem sonderbaren Etwas und in einer Weise, die die arme Emily, die nichts ahnte, dem Gefallen an ihrer Verkleidung zuschrieb; und da sie nicht die grausamste ihres Handwerks ist, kam es zwischen ihr und ihrem Hofmacher bald zu den wesentlichen Dingen. Und da erreichte der Spaß seine Höhe. Er nahm sie tatsächlich für das was sie zu sein schien, nämlich für einen Jungen, und sie vergaß ganz ihr Kostüm und nahm nichts ahnend alle seine Aufmerksamkeiten als einem Weibe geltend hin. Die Festfreude und nicht zuletzt der Wein, den er ihr reichlich zu trinken gab, brachten die Situation auf den Höhepunkt: er wollte nicht länger da bleiben und mit ihr in ein Bordell, und sie vergaß alle guten Ratschläge der Frau Cole und gab sich mit einem blinden Vertrauen in seine Hände: er könne sie hinnehmen, wohin er wolle. Ihre Einfachheit und natürliche

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