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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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was das für Leute wären. Die Wand, die mein Zimmer von dem ihren trennte, war nur so eine Brettersache zum wegnehmen, wenn man aus beiden Räumen einen machen wollte. Ich schaute und schaute an der Wand herum — nichts. Da entdeckte ich fast unter der Decke ein kleines Stück Papier aufgeklebt, wie über ein Loch. Ich musste einen Tisch hinstellen, so hoch war’s. Ganz leise stieg ich hinauf, stach mit einer Haarnadel ein Loch in das Papier und legte mein Auge daran: das ganze Zimmer konnte ich übersehen und die beiden jungen Kerle: die rannten herum und stießen sich, zum unschuldigen Spaß, wie ich mir dachte.
    Der ältere mochte so neunzehn sein, ein hübscher großer Mensch in einem weißen Rock, grünem Samtmäntelchen und mit einer Stutzperrücke. Der jüngere war kaum siebenzehn, ein süßer kleiner Kerl, ein Landjunker wie der andere, der Kleidung nach zu schließen: grüner Plüschrock, ebensolche Hosen, weiße Weste und Strümpfe, eine Jockeymütze und blonde natürliche Locken.
    Nun sah der Ältere aufmerksam an den Wänden herum und hinauf, wohl zu eilig, denn er sah das Löchelchen nicht, durch das ich schaute; dann sagte er etwas zu seinem Gefährten, und die Situation änderte sich völlig.
    Jetzt begann der Ältere den Jüngern zu umarmen, zu drücken und zu küssen, führte die Hand in seine Brust und tat alles, was mich auf den Gedanken brachte, der andere sei ein verkleidetes Mädchen: ein Irrtum, für den ich die Natur verantwortlich mache, denn sie beging wirklich einen, als sie dem Knaben das männliche Petschaft gab.
    Ihre Jugend hatte es eilig; und eingestellt auf das hintere Vergnügen wie sie waren, und außer Sorge dabei überrascht zu werden, kamen sie bald an das, was mich aufklärte. Ich sah zu bis ans Ende, in der guten Absicht, alle Fakta und alle Gewissheiten über dieses Vergnügen zu haben, um recht darüber urteilen zu können, und in der andern Absicht, hinüberzugehen und ihre Begierden in etwas zu befriedigen. Die beiden waren fertig und wollten gehen; ich springe in Eile, aufgeregt wie ich war, von meinem Tisch und auf einen verfluchten Nagel, der da wo auf dem Fußboden vorstand. Ich fiel besinnungslos hin und lag eine Weile, bevor jemand zu meiner Hilfe kam. Währenddem entwischten die Jungen, alarmiert von dem Lärm, den mein Sturz machte, und mit größter Eile, wie mir die Hausleute sagten, denen ich alles erzählte, was ich im andern Zimmer gesehen hatte.
    Als ich, wieder daheim, der Mrs. Cole mein Abenteuer berichtete, bemerkte sie sehr gefühlvoll, dass »diese beiden schlechten Kerle schon früher oder später die gerechte Rache treffen werde, wenn sie ihr auch für den Augenblick entgangen seien«, und viel noch derlei über diese »ekelhafte Pest«.
    Nun will ich wieder in den Strom meiner Erzählung springen und darin meine Hände waschen.
    Von einem bösen Streich Louisas muss ich erzählen. da ich etwas daran beteiligt bin und ihn zu erzählen versprochen habe, der armen Emily wegen. Eins der tausend Beispiele mehr dafür dass Frauen, die in den Wolllüsten den Kompass verloren haben, ohne Weg und Ziel treiben.
    Eines Morgens waren Mrs. Cole und Emily ausgegangen und uns, Louisa und mir, war, abgesehen vom Hausmädchen, das Haus überlassen worden. Während wir so zum Zeitvertreib durch die Ladenfenster schauen, kommt ein Bursch, der Sohn eines armen Weibes aus der Nachbarschaft, und bietet uns Blumensträuße zum Kauf an, die er in einem Korb ausgelegt hat; davon lebte er und seine Mutter. Zu irgend anderer Arbeit war er nicht zu brauchen, denn er war nicht nur ein vollkommener Idiot, sondern stotterte noch dazu so, dass er nicht imstande war, das halbe tierischer Gedanken, das er hatte, verständlich zu machen.
    Die Buben und Mädel aus der Nachbarschaft hatten ihm den Namen »der ehrliche Dick« gegeben, weil der harmlose Idiot alles aufs erste Wort tat, was man von ihm verlangte.
    Er war übrigens vollkommen gebaut, hatte gerade Glieder, war groß für sein Alter, stark wie ein Pferd, und von ganz angenehmen Gesichtszügen; er hatte nichts Übles an sich, wenn man von einem ungewaschenen Gesicht und seinem ungekämmten und struppigen Haare absah, und sich aus seiner verlumpten durchlöcherten Kleidung nichts machte.
    Diesen Burschen hatten wir schon oft gesehen und ihm auch Blumen abgekauft, wobei es geblieben war. An diesem Tage nun fiel es Louisa plötzlich ein, ihn herein zu rufen, ohne mich erst zu fragen; sie fing damit an, seine Blumensträuße zu

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