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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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Erregtheit wirkten auf ihn stärker als es die Gesuchteste Kunst vermocht hätte; er dachte offenbar, er hätte einen naiven Jungen zu finden das Glück gehabt oder einen verständigen Mignon, der auf seine Wünsche einging. Er führte sie zu einer Kutsche, er stieg ein zu ihr und bald fand sie sich in einem hübschen Zimmer, in dem ein Bett stand. Ob es ein Bordell war oder nicht, konnte sie nicht sagen, denn sie hatte mit niemandem als mit ihm gesprochen. Als sie nun da allein zusammen waren und er auf sein Ziel losging, war, wie Emily erzählte, die Überraschung über die Entdeckung, dass sie ein Weib sei, die Verwirrung und der Ausdruck der Enttäuschung nicht übertrieben. »Donnerwetter, ein Weib!« rief er aus. Das erst öffnete ihr die Augen, die ihr die Dummheit bis jetzt geschlossen hatte. Er aber, als ob er meinte, das wieder zu finden was er sich eingebildet hatte, fuhr fort an ihr herumzuspielen und sie zu befingern, doch mit einem so beträchtlichen Umschlag des früheren Eifers in eine kühle und forcierte Höflichkeit, dass es selbst Emily merken musste und wünschte, sie hätte mehr auf die Warnungen der Frau Cole vor Fremden gehört. Und auf das erst übertriebene Vertrauen folgte eine ebenso übertriebene Angst, und sie dachte sich so sehr seiner Gnade ausgeliefert, dass sie während dieses ganzen Präludiums passiv blieb. Ob nun so große Schönheit ihn ihr Geschlecht vergessen machte oder ob es die Knabenkleider waren, er gewann nach und nach ein gut Teil seiner anfänglichen Wärme wieder; er streifte Emilys Beinkleider bis zu den Knien herunter, beugte sie vornüber mit ihrem Kopf gegen das Bett hin und stellte sie so, dass sich ihm zwischen ihrem schönen Doppelbloß die Wahl zwischen beiden Wegen bot. Aber er war so auf den falschen Weg eingestellt, dass er dem Mädchen keinen geringen Schrecken einjagte, eine Jungfernschaft zu verlieren, von der sie nie geträumt hatte. Ihre Klagen und ein liebenswürdiger aber doch kräftiger Widerstand brachten ihn wieder zu sich, so dass er seinem Speer die andere Richtung nach dem andern Weg gab, den er kräftig einschlug und bis ans Ende verfolgte, unter gütiger Führung seiner Phantasie, die ihn sich den andern Weg vorstellen ließ. Hierauf verließ man Zimmer und Haus; er begleitete sie durch ein paar Strassen und half ihr in einen Wagen, der Emily heimbrachte. Das Geschenk, das er ihr gab, war nicht unter ihren Erwartungen geblieben.
    Nicht ohne die noch sichtbaren Zeichen ihrer Angst und Konfusion erzählte sie uns, mir und der Cole, am Morgen ihr Abenteuer. Mrs. Cole bemerkte, ihr Leichtsinn sei so groß, dass alle guten Lehren und Ermahnungen nichts fruchteten und ich bemerkte, dass ich den absurden Geschmack solcher Männer nicht verstünde, da ihm doch der bescheidene Umfang jenes Ortes, nach dem sie verlangten, nicht entgegen käme und einen ordentlichen Schwanz doch nie aufnehmen könne. Mrs. Cole lächelte bloß über meine Unwissenheit und sagte nichts über diese meine Meinung von der vermeintlichen Kleinheit und Enge; aber ich hatte ganz aufrichtig gesprochen und aus einem Erlebnis mit deutlicher Demonstration, das ich vor ein paar Monaten hatte und gleich hier hersetzen will, um nicht später auf diesen unappetitlichen Gegenstand zurückkommen zu müssen.
    Ich wollte Harriet besuchen, die in Hampton-Court wohnte und mietete einen Wagen. Mrs. Cole hatte mir versprochen, mich zu begleiten, es kam aber etwas dazwischen, und ich musste allein fahren. Bevor ich wegmüde geworden war, brach eine Wagenachse: es passierte nichts weiter, ich kam unverletzt davon und begab mich in ein ganz hübsch aussehendes Einkehrhaus an der Strasse. Man erwartete Komödianten, in ein paar Stunden sollten sie kommen; das wollte ich mir nicht entgehen lassen und ließ mir ein nettes Zimmer im ersten Stock geben, wo ich die Zeit warten wollte.
    Da war ich nun und amüsierte mich damit, zum Fenster hinauszuschauen, als ein einspänniger Wagen unten hielt, dem zwei junge Herren entstiegen — sie sahen wenigstens so aus — und ins Haus traten, wie um nur eine Erfrischung zu nehmen, denn sie ließen nicht ausspannen. Da hörte ich auch schon die Tür im Zimmer nebenan gehen, es waren die beiden Herren, die, nachdem sie bekommen, was sie bestellt hatten, die Tür von innen verriegelten, was ich deutlich hörte.
    Neugierde — keine plötzliche: ich kann mich nicht erinnern, wann ich nicht neugierig war — Neugierde trieb mich, ob ich nicht herauskriegen könnte,

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