Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
weiter an, aber er hatte den Gesichtsausdruck eines Verlorenen, sein Atem ging stoßweise, sein Gesicht bekam noch mehr Falten.
»Sag’s mir einfach, Dad«, sagte er leiser. »Erzähl mir, was passiert ist. Was hast du dir dabei gedacht? Ich frage mich seit zwanzig Jahren, warum du Davy so verletzt hast, und muss es jetzt wissen.«
John Armstrong sah jetzt fast so aus wie ein verängstigtes, in die Ecke getriebenes Tier. Nick rechnete fast damit, dass er aus dem Zimmer lief, als er schließlich herausplatzte: »Du hast ihn draußen gelassen.«
»Was? Wovon redest du?«
»Du hast deinen Baseballschläger draußen gelassen. Ich hab dir immer gesagt, du sollst ihn wegschließen. Jeden Tag hab ich dich ermahnt, aber als ich an dem Abend in die Garage ging, bin ich über das verdammte Ding gestolpert und habe mir dabei fast das Genick gebrochen.«
Nick kniff die Augen zu. Er hatte den Schläger draußen gelassen, na und; es war damals einer der vielen ständigen Anlässe für Streit zwischen ihnen gewesen. »Deswegen hast du Davy geschlagen?« Es ergab keinen Sinn, was ihn kaum verwunderte, aber er fragte trotzdem.
»Ich habe ihn nicht schlagen wollen.« Sein Vater schüttelte vehement den Kopf, Tränen strömten ihm über die Wangen.
»Davy war ein guter Junge. Ich habe ihm nicht wehtun wollen. Niemals.«
Nick stand da und schüttelte ebenfalls den Kopf, verwirrt. »Warum dann, Dad? Wieso zum Teufel hast du das getan?«
Die Lippen seines Vaters zitterten. Als er Nick nochmals anschaute, wirkten seine Augen offen und unendlich traurig. »Als ich hörte, wie er hinter mir in die Garage trat …«, sein Vater hielt inne, schluckte nervös und holte tief Luft, »… habe ich gedacht, du wärst es.«
18
Es war wie ein Faustschlag in den Magen. Nick blieb die Luft weg.
Sein Vater stand weinend da und redete weiter, aber Nick konnte weder klar hören noch verstehen, noch denken.
»Ich wusste nicht, was ich tat, Sohn. Ich war wütend, außer mir. Ich habe nicht gedacht, nicht geplant. Ich habe … es einfach getan. Und dann …«
Nick hörte sich selbst sagen: »… hast du geglaubt, ich wäre es.« Mich wolltest du schlagen, mir wolltest du wehtun, mich hast du nicht geliebt. Davy war unschuldig. Und ich war schuldig. Mir galt der Angriff .
»Bitte vergib mir, bitte verstehe mich. Ich war wie von Sinnen, ich habe nur nach dem nächsten Etwas geschlagen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich tue …«
Die Worte verklangen. Irgendwann war sein Vater dann auf die Knie gesunken, das Gesicht mit Tränen bedeckt. Nick fühlte sich fehl am Platz, wie aus der Zeit gefallen, als würde dieser Augenblick nicht existieren, als gehörte sein Körper nicht zu ihm. Er konnte nicht mehr bleiben, konnte es nicht ertragen, diesen kriecherischen Mann auch nur eine Sekunde länger anzuschauen. Er hatte alles gehört, was er hören musste, alles, was er ertragen konnte. Er drehte sich um und verließ das Apartment.
Lange, schnelle Schritte führten ihn den Weg hinunter, hinaus in strömenden Regen, den er kaum spürte. Er war mit dem Motorrad gefahren, hatte aber den Helm nicht aufgesetzt. Am liebsten hätte er ihn auf den rissigen Asphalt geschleudert und wäre davongebraust, aber sogar jetzt fiel ihm ein, dass der Helm teuer gewesen war und die Armstrongs gelernt hatten, nichts zu vergeuden, nichts wegzuwerfen, dass Geld kostbar und knapp war.
Kurz raste er die Straße hinunter, ohne auf die Geschwindigkeitsbegrenzung zu achten, kaum bewusst, dass er einen Wagen überholt hatte, dass er eine Hupe gehört hatte, als er den Parkplatz der Sea Shanties verließ. Der heftige Regen stach ihm in die nackten Arme wie winzige Nadeln, aber er ignorierte es, raste auf der glänzenden, glatten Straße ins Nirgendwo.
So wie damals, als sie aus dem Krankenhaus gekommen waren. Davy lag nach wie vor auf der Intensivstation, aber sie waren nach Hause gefahren, um ein wenig Schlaf zu bekommen. Nick hatte die Tür des Wagens geöffnet und war, ohne ein Wort zu irgendjemandem, losgerannt durch die milde Florida-Nacht, die Straße hinunter, auf die Hauptstraße. Er musste wohl fünf Meilen gelaufen sein, ohne ein einziges Mal stehen zu bleiben, ohne zu wissen, warum. Er war sehr spät nach Hause zurückgekommen, nachdem er den ganzen Weg nach Hause zu Fuß zurückgelegt hatte. Es war still gewesen, sein Vater und Elaine hatten geschlafen, und keiner hatte ihn je danach gefragt.
Niemand hatte jemals jemanden zu Hause etwas gefragt, und
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