Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
denn eine so schöne Frau wie Sie in einer Ecke?«
Sie warf einen Blick auf den großen, sonnengebräunten Mann, dessen besitzergreifende Hand jetzt an der Wand über ihren Schultern ruhte. Mit dem zerzausten Haar und den Sandalen sah er aus wie ein Strandpenner.
Ich gehe arroganten Typen wie dir aus dem Weg.
Aber diesmal hielt sie den Mund. Wenn sie den Kerl beleidigte, würde sie wieder allein sein. Dann könnte Nick sich an sie ranmachen, und dazu war sie nicht bereit.
Phil Hudsons Villa lag in einem Kiefernwäldchen, das mit anderen, ganz ähnlichen Häusern gesprenkelt war – riesigen Backstein-Villen mit zahllosen Erkern und Rundungen, die Bilderbüchern mit alten Herrenhäusern entlehnt schienen. Das Anwesen lag weit weg vom starken Verkehr auf der Route 19 auf der einen Seite und nur einen Steinwurf entfernt vom Wasser auf der anderen. Komisch, dachte Nick, da kommen Menschen aus den gesamten USA nach Florida auf der Suche nach einem tropischen Paradies, doch die Reichen in diesem Viertel finden die Tropen offenbar so uninteressant, dass sie lieber die Illusion von Bergen und Wäldern erschufen, in denen sie sich versteckten.
Aber das vergaß er alles, sobald er das Haus betreten hatte und Lauren sah – sie war heißer als die Florida-Sonne an einem Fünfunddreißiggradtag. In dem schwarzen Minirock aus Leder und dem ärmellosen Pullover, der die Brüste eng umschmiegte, sah sie mehr als provozierend aus. An Hals und Handgelenken trug sie Schmuck aus schwarzen Perlen, aber ihr blondes Haar war frei von jeder Verzierung, fiel in Kaskaden auf ihren Rücken wie Fäden goldfarbener Seide.
Natürlich nahm sie keine Notiz von ihm.
Einerseits störte ihn das, weil es erneut eine Barriere zwischen Prinzessin und Diener errichtete. Aber dann machte es ihm auch wieder nichts aus. Sie wirkte immer nervös in seiner Nähe, was sein Selbstbewusstsein irgendwie stärkte. Außerdem hatte er somit Zeit, sie zu betrachten, dem Prinzessin-Party-Mädchen in Aktion zuzuschauen.
Im Moment flirtete sie mit einem sonnengebräunten, verlebt wirkenden Typ, der sie neben einer Topfpalme mit Beschlag belegte. Jedenfalls nahm er an, dass sie flirtete. Aber bei genauer Betrachtung erreichte ihr Lächeln nicht ganz ihre samtigen blauen Augen.
»Lauren, meine Liebe«, dröhnte eine tiefe Stimme hinter dem sonnengebräunten Typ, und Nick sah leibhaftig Henry Ash, der auf seine Tochter zuging. Eine gut ausgestattete Brünette im roten Fummel hielt seinen Arm umklammert.
»Hallo, Dad.« Lauren trat um ihren Verehrer herum, um zu ihrem Vater zu gelangen.
»Liebes, du erinnerst dich sicher an Heather.«
Lauren schürzte die Lippen zum Hauch eines Lächelns. »Natürlich. Hallo, Heather.«
Die Brünette lächelte und schmiegte sich noch etwas enger an Henry, der sich herüberbeugte, um seiner Tochter rasch auf die Wange zu küssen. Nick musterte ihren Vater, während er sich mit Lauren unterhielt, erstaunt über die Veränderungen, auch wenn er wusste, er sollte es nicht sein. Henrys Haar war ergraut, die Schultern breiter, der Bauch dicker. Seine Gesichtshaut war schlaff, teigig, nachdem er die Arbeit am Bau mit einem Leben hinter dem Schreibtisch getauscht hatte. Natürlich verströmte er noch immer dasselbe Selbstbewusstsein – Alter und körperlicher Verfall konnten es mit Macht und Reichtum nicht aufnehmen. Obgleich Henry Ash nicht mehr der gut aussehende Unternehmer war, den Nick aus der Kindheit kannte, war er dennoch ein Mann, der alles hatte.
Und Nick war einer, dem gerade einfiel, dass er Henry Ash aus dem Weg gehen wollte, und daher die Gelegenheit ergriff, im nächstgelegenen Flur zu verschwinden und eine Toilette zu suchen.
Er entdeckte eine Tür, die einen Spalt breit offen stand, beugte sich vor, spähte hinein. Es war keine Toilette, sondern ein Büro mit dunklem, gediegenem Mobiliar. Und die Frau, die am Schreibtisch saß und Phil Hudson küsste, während er ihr durch das Kleid hindurch die Brust befummelte, war auch nicht Phils Ehefrau; das wusste er, weil er gehört hatte, wie Jeanne Hudson sich vor ein paar Minuten jemandem vorgestellt hatte. Der Respekt, den er Phil gegenüber bislang empfunden hatte, verpuffte.
Schweigend zog er sich zurück und ging weiter den Flur hinunter, doch alle anderen Türen waren verschlossen. Er wollte seine Suche gerade abbrechen, als eine der Türen aufgestoßen wurde. Carolyn und einer der Typen – der selbstbewusstere, blonde – kamen herausgestürmt. »Nick!«, rief sie
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