Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
griff, schob er mehrere Highschool-Jahrbücher und einen Karton mit alten Fotos zur Seite und fand einige uralte Malerpinsel, die seine Mutter ihm zum elften Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte damals so getan, als fände er das Geschenk langweilig – seine Freunde waren zum Kindergeburtstag eingeladen, und er hatte einen Ruf zu verteidigen -, aber insgeheim hatte er die Pinsel geliebt und benutzt. Allerdings waren sie so alt, dass sie bei der ersten Berührung möglicherweise zerbröselten.
Da ihm aber klar war, dass er erst in einigen Stunden müde wäre und einschlafen könnte, und er immer noch eine Ablenkung brauchte von dem, was er Lauren angetan hatte, öffnete er den Malkasten und kehrte damit in das zweite Zimmer zurück.
Es war noch nicht fünf Uhr am Montagmorgen, als das Telefon klingelte und Nick aus dem Schlaf gerissen wurde. Er streckte eine Hand unter dem Kopfkissen hervor, fand das schnurlose Telefon. »Ja?«
»Nicky, ich bin’s.« Elaine.
»Was ist denn …?«
»Wir sind im Krankenhaus.«
Panik erfasste ihn. »Alles in Ordnung mit Davy?«
»Davy geht’s prima.« Ein Gefühl der Erleichterung erfasste ihn, noch während Elaine hinzufügte: »Es geht um Dad. Er hatte eine Art Herzattacke, konnte nur schwer atmen. Die Ärzte untersuchen ihn gerade. Kannst du kommen?«
Verflucht. »In welchem Krankenhaus?«
»Morgan Plant. Wir sind in der Notaufnahme.«
Als er zwanzig Minuten später die Notaufnahme betrat, fühlte er sich beschissen. Davy kam ihm entgegengelaufen, um ihn zu begrüßen, er trug eine Baumwollpyjamahose und ein ausgebleichtes Tampa-Bay-Buccaneers-T-Shirt und wirkte verweint. Nick nahm ihn in den Arm. »Papa wird wieder gesund, Davy. Mach dir keine Sorgen, ja.«
Davy nickte tapfer. Nick staunte aufrichtig, wie sehr sein Bruder ihm vertraute, selbst in einer Situation wie dieser, da er selbst keine Ahnung hatte, ob ihr Vater wieder gesund werden würde.
Elaine erhob sich von ihrem Stuhl im Wartezimmer. »Du hast gerade die Ärzte verpasst.« Sie war sichtlich besorgt. »Sie sagen, es ist Herzinsuffizienz.«
Er zuckte zusammen – er hatte den alten Herrn für einen eingebildeten Kranken gehalten. »Herzinsuffizienz?«
»Sie haben gesagt, dass sich das Blut auf dem Weg von der Lunge zum Herzen staut. Aber vielleicht ist es auch nicht so schlimm, wie es klingt; normalerweise lässt es sich mit Medikamenten behandeln, sagen sie.«
Er nickte ein wenig benommen, weil er eigentlich einen falschen Alarm erwartet hatte.
»Außerdem glauben sie, dass es sich um ein Symptom von etwas anderem handeln könnte. Kardio…myopathie, glaube ich.«
»Und was soll das sein?«
»Es hat mit Ernährungsmangel zu tun«, erklärte sie und senkte dann die Stimme. »In Dads Fall könnte der Alkohol verantwortlich sein, glauben sie.«
»Ah.« Einen Moment hatte ihm der alte Herr fast leidgetan, aber jetzt sah die Sache schon anders aus. Die Alkoholsucht seines Vaters hatte sie alle mehr gekostet, als Nick je bezahlen konnte; jetzt würde sie ihren Vater vermutlich auch noch kosten, was von seiner Gesundheit übrig war. Das wunderte Nick gar nicht – tatsächlich erwartete er schon seit Jahren so etwas; nur hatte er damit gerechnet, dass die Leber, nicht das Herz betroffen sein würde. Aber er wollte nicht allzu zynisch sein – oder es zumindest nicht zeigen, um Davys und Elaines willen.
Eine Stunde später hatte er mit den Ärzten gesprochen, die ihm nochmals alles erklärten, was er von Elaine erfahren hatte, wobei sie mehr ins Detail gingen. Aber er hörte im Grunde nur eines: dass sein Vater hohe Arztrechnungen bekommen würde. Mit dem kleinen Gehalt, das er mit seinem Teilzeitjob im Angel-Shop verdiente, würde er die nicht bezahlen können, und auch nicht mit der mageren Krankenversicherung, die er über seinen Arbeitgeber hatte. Zudem würde er in Zukunft Arzttermine wahrnehmen und Medikamente nehmen müssen, und um das alles würde sich hauptsächlich Elaine kümmern. Nick musste eine Firma leiten, eine Firma, die alle finanzierte, aber weil Elaine nicht arbeitete, um bei Davy sein zu können, hatte sie mehr Zeit für solch unangenehme Aufgaben.
Man hatte gesagt, dass ihr Vater über Nacht im Krankenhaus bleiben müsse, damit noch einige Untersuchungen durchgeführt werden konnten und auch, um ihn zu stabilisieren und mit der medikamentösen Therapie zu beginnen. Nick wandte sich zu seiner Schwester um und sagte leise: »Ich will versuchen, etwas mehr als üblich beizusteuern,
Weitere Kostenlose Bücher