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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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würde. Er war gekommen, um ihr zu helfen, und nun konnte sie nichts weiter tun, als hier zu sitzen und zuzusehen, wie Curtis ihm das Blut abzapfte.
    Eric wurde zusehends blasser und erschlaffte vollkommen. Schließlich entfernte Curtis die Nadel. Er hob Erics Augenlider und leuchtete mit einer Taschenlampe hinein, ehe er zufrieden nickte.
    Sie war überrascht, als Curtis auf die Uhr sah und dann die Fensterläden schloss. „Ich denke, es ist sicherer, tagsüber an ihm zu arbeiten, meinst du nicht auch, Tamara?“ Er fegte das zerbrochene Glas achtlos beiseite und scherte sich nicht um die Eisenstange, die Eric herausgerissen hatte. Er wandte sich zu einem der Regale, um daraus eine frische Kanüle nebst Spritze hervorzuholen, und unwillkürlich zuckte Tamara zusammen.
    „Nur die Ruhe“, sagte er leise. „Ich will mich ein paar Stunden aufs Ohr hauen. Ich weiß, dass er nirgends hingeht, aber ich muss sicherstellen, dass du ebenfalls keine Dummheiten machst, nicht wahr?“ Er packte ihren Arm und stieß die Nadel viel tiefer als notwendig in ihr Fleisch. Sie versteifte sich und versuchte sich der Müdigkeit zu widersetzen, die sie zunehmend überfiel.
    Curtis ließ seine Hand über ihre Brüste wandern, bevor er sie fortzog. Wäre sie imstande gewesen, ihre Arme zu bewegen, hätte sie ihre zerrissene Bluse um sich zusammengerafft. Seine Berührung löste in ihr den Drang aus, sich zu übergeben.
    „Ich hasse dich … dafür“, brachte sie gerade noch hervor, bevor sie nicht länger in der Lage war, der Müdigkeit zu widerstehen. Ihr Kopf sackte nach vorn.
    Sie vermochte nicht zu sagen, wie viel Zeit verstrichen war, als sie ihn schließlich wieder hob. Die dunklen Stellen zwischen den Fensterläden waren jetzt eher grau als so schwarz wie zuvor, was sie fürchten ließ, dass die Dämmerung nahte. Ihre Arme schmerzten davon, dass sie auf ihrem Rücken zusammengebunden waren, und ihr Kopf dröhnte so gewaltig, dass sie kaum etwas erkennen konnte.
    Als sich ihr Blickfeld endlich klärte, sah sie, dass Eric noch genauso dalag wie zuvor, so blass und reglos wie … nein. Sie würde diesen Gedanken nicht zu Ende bringen. Er war in Ordnung. Er musste es sein.
    Sie nahm all ihre Kraft zusammen und hüpfte mit dem Stuhl zu ihm hinüber. „Eric. Wach auf, Eric, wir müssen von hier verschwinden.“ Dass er keinerlei Reaktion zeigte, schreckte sie nicht. Sie erreichte den Tisch und drehte sich um, sodass ihr Rücken an seiner Seite war. Sie beugte sich vornüber und spannte ihre Beine an, bis es ihr gelang, den Stuhl auf ihren Rücken zu heben.
    Sie tastete mit den Fingern, bis sie schließlich die seinen fand, und ergriff sie. „Spürst du, wie ich dich berühre? Wach auf, Eric. Binde mich los. Komm schon, ich weiß, dass du es kannst. Wenn du wach genug wirst, um diesen verdammten versteckten Knopf zu drücken, dann kannst du auch wach genug werden, um einen einfachen Knoten zu lösen. Unser Leben liegt in deinen Händen, Eric. Bitte.“
    Sie atmete tief durch, als sie spürte, wie sich seine Finger bewegten. „Gut so. So ist es richtig.“ Sie winkelte ihre Hand so an, dass der Knoten seine Fingerspitzen berührte, und sprach weiter leise zu ihm, als sie spürte, wie sich seine Finger bewegten. Sie wusste, dass ihm dies unglaubliche Mühe bereitete. Sie spürte, wie viel Kraft es ihn kostete, auch nur seine Finger zu bewegen. Dann merkte sie, wie der Riemen von ihren Händen abfiel, und hörte, wie er ausatmete.
    Sofort beugte sie sich vor, um ihre Füße loszubinden. Sie erhob sich, wandte sich um und lehnte sich vor, um die Gurte zu lösen, die seine Knöchel und Handgelenke an Ort und Stelle hielten. Als sie sich über seinen Kopf beugte und den letzten Gurt löste, strich sie mit ihrer Handfläche über sein kühles Gesicht. „Sag mir, was ich tun muss, Eric.“ Sie wollte ihm helfen, aber sie war sich nicht sicher, wie. Heiße Tränen rannen ihr Gesicht herab, um auf seins zu tropfen.
    Seine Augenlider flatterten und blieben schließlich offen. „Geh“, flüsterte er. „Lass mich hier …“ Seine Lider fielen wieder zu. „Zu spät“, murmelte er.
    „Nein, das ist es nicht. Das darf nicht sein. Tu das nicht, Eric, lass mich nicht allein.“
    Ihr stockte der Atem, als die Erinnerung einem Sturzbach gleich durch ihre Gedanken toste. In ihrer Einbildung war es nicht Eric, der dort auf dem Tisch lag. Es war Tamara, eine sehr junge Tamara, die klein, blass und verängstigt war. Ihre Handgelenke waren

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