Fantasien der Nacht
auf, bevor er sie noch mehr in Rage versetzen konnte, und ging nach oben, um ihre Worte in die Tat umzusetzen und ein heißes Bad zu nehmen. Dass sie anschließend gleich zu Bett gehen würde, war jedoch eher unwahrscheinlich. Den ganzen Tag über war sie bei der Arbeit Gefahr gelaufen, im Stehen einzuschlafen. Jetzt, da sie zu Hause war, fühlte sie sich hellwach und sprühte förmlich vor Energie.
Nach einem beruhigenden, wenn auch nicht allzu entspannenden Bad trocknete sie sich ab und schlüpfte in ein Paar bequeme Jeans und einen Schlabberpulli. Sie zog ihre dicksten Socken über und rubbelte ihr Haar halbherzig trocken, bevor sie nach unten ging, um sich auf die Suche nach etwas Essbarem zu machen und ihren leeren Magen zu füllen.
Sie hatte kaum mit einer Dose Cola und einem Pappteller mit einem längs aufgeschnittenen Sandwich mit dickem Speck, Salat und Tomaten darauf auf dem Sofa im riesigen Wohnzimmer Platz genommen, als es an der Tür klingelte.
Tamara verdrehte die Augen, legte das Sandwich beiseite, in das sie soeben hineinbeißen wollte, und ging zur Tür, um zu öffnen. Ihr Ärger verflog, als Eric Marquand über die Schwelle in die Eingangshalle trat. Nachdem sie einen angsterfüllten Blick auf die Auffahrt geworfen hatte, schlug sie die Tür zu und schaute ihn erstaunt an. „Du solltest nicht hier sein, Eric. Lieber Himmel, wenn Daniel dich hier sieht, trifft ihn der Schlag!“
„Das wird nicht passieren. Er und Rogers werden bis Sonnenaufgang auf ihrem Spähposten vor meinem Eingangstor ausharren, wie sie es jede Nacht tun, das versichere ich dir. Sie haben nicht mitbekommen, dass ich fortgegangen bin. Ich habe mir einiges einfallen lassen, um in dieser Hinsicht auf Nummer sicher zu gehen.“
Sie stand reglos da und kämpfte gegen das aufkeimende Gefühl der Freude an, das sie bei seinem Anblick verspürte, während sie sich sagte, dass es unmöglich war, so für einen Fremden zu empfinden. Trotz allem jedoch war das Gefühl da.
„Nach meinem Benehmen vergangene Nacht habe ich beinahe damit gerechnet, dass du mich hinauswirfst. Wirst du das tun, Tamara?“
Sie versuchte den Blickkontakt zu ihm zu unterbrechen, aber vergebens. „Ich … nein. Nein, ich werde dich nicht rauswerfen. Komm rein. Ich wollte gerade ein Sandwich essen. Soll ich dir auch eins machen?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe bereits gegessen. Falls ich dich beim Abendessen störe …“
Sie schüttelte schnell den Kopf. „Nein. Ich meine, du kannst ein Sandwich und eine Cola wohl kaum als Abendessen bezeichnen.“
Er folgte ihr ins Wohnzimmer und setzte sich neben sie aufs Sofa, obwohl sie ihm mit einer Geste einen Stuhl in der Nähe angeboten hatte. Sie griff nach der feuchten Dose. „Ich könnte dir auch eine holen.“
„Nein danke.“ Er räusperte sich. „Ich bin gekommen, weil …“ Er schüttelte den Kopf. „Ehrlich gesagt gibt es keinen konkreten Anlass dafür, abgesehen davon, dass ich dich sehen wollte. Gehst du heute Nacht mit mir aus, Tamara? Ich gebe dir mein Wort, dass ich nichts gegen deinen St. Claire sagen werde. Ich werde keine Fragen über das DPI stellen. Ich möchte einfach nur mit dir zusammen sein.“
Sie lächelte und rief sich dann selbst zur Ordnung. Konnte sie es riskieren, mit ihm auszugehen? Nach all den Malen, die Daniel sie vor ihm gewarnt hatte?
Eric nahm ihre Hand; sein Daumen strich zärtlich über ihre Fingerkuppen. „Wenn du mir nicht glaubst, was ich gegen ihn vorzubringen habe, Tamara, dann solltest du seine Anschuldigungen gegen mich gleichermaßen anzweifeln. Das wäre nur fair.“
Sie nickte langsam. „Ich schätze, du hast recht. In Ordnung, ich komme mit dir.“ Sie erhob sich hastig und mit mehr Eifer, als sie ihm gegenüber eigentlich an den Tag legen wollte. „Soll ich mich umziehen? Wohin gehen wir?“
„Liebes, du bist wunderhübsch so. Würde es dir etwas ausmachen, einfach ein bisschen durch die Gegend zu fahren, bis uns etwas Besseres einfällt? Ich möchte dich für mich allein haben, zumindest vorerst.“
„Okay. Ich hole meinen Mantel und … fahren? Ich habe kein Auto gesehen. Wie sollen wir …“
„Iss dein Sandwich auf, Tamara. Das ist eine Überraschung.“
Bei diesen Worten konnte sie sich ein breites Lächeln nicht verkneifen, und einen Moment lang schien es ihm beinahe den Atem zu verschlagen. „Ich habe ohnehin keinen Hunger“, erklärte sie ihm, eilte an ihm vorbei in die Eingangshalle und zum Wandschrank neben der Vordertür.
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