Fantasien der Nacht
mich küsst oder mich berührst, Tamara. Deine Berührung ist ein kostbares Geschenk, eines Königs würdig … etwas, für das ich stets dankbar sein werde, wann immer dir danach ist, es mir zuteilwerden zu lassen.“
Eric hatte alle Mühe, sich zurückzuhalten, um nicht auf der Stelle zu Ende zu bringen, was sie im Flur von St. Claires Villa begonnen hatten. Er bekam sich gerade noch rechtzeitig in die Gewalt. Das Verlangen, das Tamara in ihm weckte, war eine Bestie, die er nur schwerlich zu zähmen vermochte. Gleichwohl, er musste es tun. Die Blutgier in ihm wurde eins mit seinem sexuellen Verlangen. Bei Wesen seiner Art lagen diese beiden Gefühle so dicht beieinander, dass sie nicht auseinanderzuhalten waren. Wenn er sie nahm, würde er ihr Blut ebenso nehmen wie ihren Körper. Dann würde sie die Wahrheit kennen und ihn für alle Zeit verachten.
Oder Schlimmeres …
Nein, er weigerte sich, zu glauben, dass sie Teil von Daniel St. Claires Machenschaften sein könnte.
Die Verweigerung, es zu glauben, schließt die Möglichkeit aber nicht aus.
Falls sie meine Vernichtung im Sinn hat, wäre mir das nicht entgangen, sagte er sich, als er neben ihr die Treppe hinabstieg. Er hätte es in ihren Gedanken gelesen.
Vampire können lernen, ihre Gedanken abzuschirmen. Wa rum nicht auch sie?
Sie ist kein Vampir, dachte er wütend. Und ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der dazu in der Lage gewesen wäre.
Du hast nie zuvor einen Menschen wie Tamara getroffen.
Am Ende der Stiege angelangt, bemerkte Eric einen schwachen Lichtschimmer unter einer Tür am gegenüberliegenden Ende der Eingangshalle. Tamara hatte alle anderen Lichter gelöscht, an denen sie vorbeigekommen waren, weshalb er sie nun an der Schulter berührte und auf die Tür deutete. „Willst du dieses Licht nicht auch ausmachen?“
Sie schüttelte hastig den Kopf, setzte zu einer Erklärung an, schien es sich dann aber anders zu überlegen. Da hatte Eric allerdings bereits mitbekommen, was ihr durch den Sinn ging. Es war ihr verboten, durch diese Tür zu treten. Am Fuße der anderen Treppe befand sich St. Claires Kellerlabor, das der Hausherr zum Sperrgebiet ernannt hatte.
Nur zu gern wäre Eric jetzt dort hinuntergegangen, um sich die Akten und die Ausrüstung des skrupellosen Wissenschaftlers anzusehen. Indes, er hatte Tamara sein Wort gegeben, dass er nur gekommen war, um mit ihr zusammen zu sein. Wie konnte sie ihm Glauben schenken, wenn er ihr Vertrauen auf diese Art und Weise verriet?
Als er ihr dieses Versprechen gegeben hatte, war es ihm ernst damit gewesen, selbst wenn er ihr noch mehr hätte sagen können. Er wollte mit ihr zusammen sein, weil er sich um ihre Sicherheit sorgte. Dass sich St. Claire von Anfang an über das Band zwischen ihnen im Klaren gewesen war, war offensichtlich. Eric war davon überzeugt, dass er die Geschehnisse zu seinen Gunsten ausgenutzt hatte, um die Vormundschaft für das Kind zu bekommen.
Ob er sie einer Gehirnwäsche unterzogen hatte, damit sie ihn bei seinen Intrigen unterstützte oder um sie als unwissenden Lockvogel zu benutzen, würde sich noch zeigen. So oder so jedoch war Tamara für St. Claire nichts weiter als eine Spielfigur in einer Partie mit hohem Einsatz. Bei ihm war sie nicht sicher. Dass Eric des Tags nicht an ihrer Seite weilen konnte, trieb ihn fast in den Wahnsinn, aber was blieb ihm anderes übrig?
Er würde bei ihr sein, wann immer es ihm möglich war, während er herauszufinden versuchte, was St. Claire wirklich im Schilde führte. Er würde Tamara beschützen, selbst wenn das bedeutete, dass er den Mistkerl umbringen musste.
Bei den drei Malen, die Eric ihr seit seiner Rückkehr von seinen Reisen begegnet war, war ihm eine Sache bewusst geworden, über die er sich zuvor nicht gänzlich im Klaren gewesen war: Er liebte sie noch immer über alles. Gleichwohl, seine Gefühle für sie hatten sich drastisch verändert.
Sie war nicht länger das kleine Kind, das Gutenachtgeschichten und Schlaflieder brauchte. Sie war jetzt eine erwachsene Frau, eine Frau von unvergleichlicher Schönheit und unglaublicher Leidenschaft … eine Frau, die imstande war, ihm den Puls in den Schläfen pochen zu lassen und sein Blut vor Verlangen nach ihr zum Kochen zu bringen.
Er wusste, was er für sie fühlte, und akzeptierte es. In einem fort musste er sich ins Gedächtnis rufen, dass sie das jedoch nicht tat. Sie war weder in der Lage, es zu begreifen, noch war sie sich über ihre eigenen Gefühle für
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