Fantasien der Nacht
„Ich habe bloß gegessen, um mich nicht so einsam zu fühlen.“
Tamara zog ihren dicksten Mantel über: einen langen Wollmantel mit einem schwarzen Schal um den Kragen und passenden Handschuhen in der Tasche. Sie schlüpfte in ihre Stiefel. Als sie wieder aufblickte, musterte er sie. „Bist du denn einsam gewesen?“, fragte er behutsam.
Sie blinzelte die plötzliche Feuchtigkeit fort, die ihr bei dieser Frage in die Augen trat. Es wäre ihr niemals in den Sinn gekommen, ihn anzulügen. „Ich denke oft, dass ich der einsamste Mensch bin, den ich kenne. Sicher, ich habe Daniel und ein paar Freunde auf der Arbeit, aber …“
Sie schaute ihm in die Augen und wusste, dass er sie verstand. „Ich bin nicht wie sie. Ich fühle mich … anders, als gebe es eine unsichtbare Barriere zwischen uns.“ Sie runzelte die Stirn. „Bei dir habe ich dieses Gefühl nicht.“
Er schloss langsam die Augen und öffnete sie wieder.
Mehr als nur ein bisschen nervös eilte sie durch den Raum und zog den Stecker des Telefons aus der Buchse. Ohne ein Wort der Erklärung ging sie nach oben in ihr Zimmer und verbrachte einige Minuten damit, Decken unter ihre Daunendecke zu stopfen, damit es aussah, als würde sie schlafen. Sie schaltete das Licht in ihrem Schlafzimmer aus und schloss die Tür.
Als sie sich umdrehte, stand Eric hinter ihr. Eine seiner Brauen hob sich, als er sie anschaute. „Wegen St. Claire?“
„Auf diese Weise kann ich mich entspannen und unseren Abend genießen“, sagte sie sanft, und ihr Blick verweilte einen langen Moment auf seinen Lippen. Sie sah, wie sein Adamsapfel hüpfte, als er schluckte. Als sie ihm in die Augen schaute, stellte sie fest, dass er ihre Lippen betrachtete, und ohne dass sie sich dessen bewusst war, befeuchtete sie sie mit ihrer Zunge.
„Ich habe mir vorgenommen, dich heute Nacht nicht anzurühren“, sagte er mit einer Stimme, leiser als ein Flüstern. „Aber ich glaube nicht, dass ich mich gut genug im Griff habe, um dich nicht zu küssen.“
„Über kurz oder lang musste das zur Sprache kommen“, sagte sie, bemüht, ihre Worte ruhig klingen zu lassen. „Vielleicht sollten wir die Angelegenheit jetzt aus der Welt schaffen.“
Er stand vollkommen reglos, nicht ein einziger Muskel rührte sich.
Tamara trat vor, legte den Kopf zurück und berührte seine Lippen mit den ihren. Sie spürte, wie er erbebte, als sie ihre Hände auf seine steinharten Schultern legte. Sie schloss die Augen, streifte seinen Mund und ließ zaghaft ihre Zungenspitze über seine Lippen gleiten.
Er seufzte in ihren Mund, als er die Arme um sie legte, um sie an sich zu ziehen. Der Druck seiner Lippen zwang ihre, sich ihm zu öffnen, und er erkundete jeden Winkel, indes seine Zunge voller Verlangen tief in ihren Mund stieß, um ihr einen Vorgeschmack der noch um vieles größeren Freuden zu gewähren, die ihr bevorstanden.
Seine Hände bewegten sich über ihren Körper; während eine sie an ihn gepresst hielt, vergrub sich die andere in ihrem Haar und zog ihren Kopf noch weiter zurück, damit seine forschende Zunge tiefer in sie dringen konnte. Sie gewahrte, wie seine heiße Erregung gegen ihren Bauch drückte, um ihr zu verraten, wie sehr er sie begehrte. Sie drängte ihm die Hüften entgegen, um ihn wissen zu lassen, dass sie dasselbe blinde Verlangen verspürte.
Als das Feuer in ihrem Blut außer Kontrolle geriet, zog er sich schwer atmend von ihr zurück. „Das ist nicht richtig, Tamara. Jede Faser meines Leibes schreit danach, dich hier und jetzt zu nehmen. Verflucht, ich möchte dich gegen die Wand drücken oder es dir gleich hier auf dem Boden besorgen. Aber es ist nicht richtig. Morgen, wenn die Begierde aus deinen Augen verschwunden ist, wirst du mich vielleicht dafür hassen.“
Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht, dann drückte er seine Lippen abwechselnd auf jedes ihrer Augenlider. „Sag mir, dass ich recht habe, bevor ich mich nicht länger beherrschen kann.“
Tamara verzehrte sich körperlich danach, dass er die Beherrschung verlor, auch wenn ihr Verstand ihr sagte, dass er tatsächlich recht hatte. Sie kannte ihn nicht. Gleichwohl, einst waren sie einander vertraut gewesen, dessen war sie sich gewiss. Nur vermochte sie sich nicht daran zu erinnern. Es war, als würde sie Sex mit einem Fremden haben, mit der Folge, dass sie sich deshalb billig und beschämt fühlte. Sie trat von ihm zurück. „Du hast recht. Es … es tut mir leid.“
„Entschuldige dich niemals dafür, dass du
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