Fantasien der Nacht
dir. Marquand kann dir nicht mehr wehtun.“
Sie warf den Kopf auf dem Kissen ungestüm hin und her. Kissen, die zu dick und zu steif waren, mit gestärkten weißen Bezügen. Das waren nicht ihre eigenen Kissen. „Nein … Eric … nicht … er …“ Verflucht, warum gelang es ihr nicht, ihren Mund dazu zu bringen, einen zusammenhängenden Satz zu bilden?
„ Eric“, spottete Curtis. „Ich habe dir gesagt, dass sie sich daran erinnert. Das alles war bloß Theater. Ich wäre nicht überrascht, wenn sie freiwillig zu ihm gegangen ist, Daniel. Wir haben immer gewusst, dass er ihretwegen kommen würde, oder nicht? Und ich habe immer gesagt, dass sie niemals eine von uns sein wird. Du hast sie geradewegs ins DPI geholt. Lieber Himmel, ich frage mich, wie viele Geheimnisse sie bereits ausgeplaudert hat.“
„Sie würde uns nicht an ihn verraten, Curtis“, sagte Daniel, aber seine Stimme war voller Zweifel.
„Warum sollte sie dann mit dem Fusel die Tabletten schlucken? Ich sage dir, das ist das schlechte Gewissen! Sie hat uns ans Messer geliefert und konnte nicht damit umgehen.“
„Was soll sie ihm schon gesagt haben? Sie weiß nichts über die Forschungen!“
„Soweit wir wissen“, fügte Curtis vielsagend hinzu. „Er täte nichts lieber, als uns beide umzubringen, Daniel. Wir sind die führenden Köpfe in der Vampirforschung. Wenn er uns loswird, wirft er das gesamte Gebiet damit um zwanzig oder mehr Jahre zurück.“
„Du denkst, ich wüsste das nicht?“
Sie kämpfte gegen die Dunkelheit an, die nach ihr griff, doch es war ein aussichtsloser Kampf. Noch einmal flüsterte sie seinen Namen, bevor sie in dem warmen Abgrund versank. Die Stimmen der Männer, denen ihre Liebe galt, wurden leiser.
„Er wird ihretwegen kommen … genau wie damals.“
„Wir werden bereit sein. Hol das Betäubungsmittel, und dann treffen wir uns hier wieder.“
Ein weiteres Mal schritt Eric im Raum auf und ab, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und trug so nur noch mehr dazu bei, dass es zunehmend in Unordnung geriet. „Wo steckt sie? Ich versuche mich auf ihre Gedanken zu konzentrieren, und doch spüre ich nicht das Geringste!“
„Wahrscheinlich ist es ihr gelungen einzuschlafen. Du solltest sie nicht stören.“
Eric schüttelte den Kopf. „Nein. Nein, irgendetwas stimmt nicht. Ich spüre es.“
Trotz seines demonstrativen frustrierten Seufzers zogen sich Rolands Augenbrauen besorgt zusammen. „Deine Holde wird allmählich zur Plage. Was glaubst du, in was für Schwierigkeiten sie sich dieses Mal gebracht hat?“
„Himmel, ich wünschte, ich wüsste es.“ Er wandte sich um, ging hinüber zum Kamin, machte auf dem Absatz kehrt und kam zurück. Er blieb stehen und suchte Rolands Blick. „Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass es dazu kommt. Sie war geistig bereits in angeschlagener Verfassung. Wenn sie beim kalten Licht des Tages erkannt hat, was sie getan hat, hat sie sich vermutlich schmutzig gefühlt, besudelt durch meine Berührung, zur …“
„Sofern du nichts halbwegs Intelligentes zu sagen hast, solltest du den Mund halten, Eric. Wenn es ihr gestern Abend nichts ausgemacht hat, dann wird es ihr jetzt auch nichts ausmachen. Glaubst du ernsthaft, dass dieses Mädchen nicht selbst weiß, was es will? Ich sehe die Angelegenheit folgendermaßen: Dein Blut, das du ihr vor so vielen Jahren verabreicht hat, hat sie auf gewisse Weise verändert. Es hat das Band zwischen euch gefestigt und zur Folge gehabt, dass sie eine natürliche Abneigung gegen Sonnenlicht entwickelte, ebenso wie es sie des Nachts vor Lebensenergie schier übersprudeln lässt. In Anbetracht dessen ist es nur logisch, dass sie auf die Entnahme von ein paar Tropfen in einem Moment der Leidenschaft nicht mit der Abneigung reagieren würde, wie es ein gewöhnlicher Mensch vielleicht täte.“
Eric seufzte lang und laut. „Sie glaubt, dass sie in mich verliebt ist. Habe ich dir das schon erzählt?“
„Seit wir uns vor nicht einmal einer Stunde erhoben haben, bloß annähernd einhundert Mal, Eric … Nicht, dass ich weiter mitzählen würde. Warum überrascht dich das so? Du bildest dir doch auch ein, sie zu lieben, oder nicht?“
„Ich bilde mir nichts ein. Ich liebe sie. Von ganzem Herzen.“
„Wer sagt denn, dass sie nicht dasselbe empfindet?“
Eric schloss langsam die Augen und behielt sie zu. „Ich bete zu Gott, dass sie es nicht tut. Es genügt, dass ich den Schmerz unserer unvermeidlichen Trennung ertragen muss. Ich will
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