Fantasien der Nacht
sein.“
„Gib mir einen Moment Zeit“, sagte Roland, entließ Erics Schultern aus seinem eisenharten Griff und erhob sich, um davonzueilen. „Ich lasse mir etwas einfallen.“
Langsam blinzelte Tamara den Nebel fort, der ihren Blick trübte, und stellte fest, dass Daniel neben ihr saß und ihre Hand hielt. Sie fragte sich, warum sie sich allem Anschein nach in einem Krankenhauszimmer befand, und Bruchstücke der Unterhaltung, deren Zeugin sie zuvor geworden war, kamen ihr in den Sinn.
„Du bist wach.“ Daniel beugte sich vor. „Sie haben gesagt, dass du bald aufwachen würdest. Eigentlich solltest du nicht so lange bewusstlos sein, wie du es warst. Aber wir waren alle der Ansicht, dass etwas Ruhe dir guttun würde, deshalb haben wir dich schlafen lassen.“
Die Ruhe hatte ihr tatsächlich gutgetan, überlegte sie, während ihr Kopf sich zunehmend mehr klärte. Sie fühlte, wie Energie sie durchströmte, und wünschte sich, die Bettdecke beiseitezuwerfen und aufzustehen. Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen. „Wir haben Nacht, oder? Liebe Güte, wie lange habe ich geschlafen?“
„Ich habe dich heute Morgen in deinem Bett gefunden.“ Daniel schluckte. „Im ersten Moment dachte ich, du würdest schlafen; dann jedoch sah ich die Tabletten und den Brandy.“ Zum wiederholten Male drückte er seine kühle Handfläche gegen ihre Stirn. „Du hättest es mir sagen sollen, Kleines. Ich hätte dir dafür keine Schuld gegeben. Es war nicht dein Fehler.“
Sie setzte sich so hastig im Bett auf, dass seine Hand herabfiel. Wieder ganz bei Bewusstsein, erinnerte sie sich an die Worte, an die sie sich zuvor nur undeutlich zu entsinnen vermocht hatte. Sie alle waren der Meinung, dass sie versucht hatte, sich umzubringen. Schlimmer noch, sie vertraten die Ansicht, dass sie von niemand anderem als Eric geschlagen und vergewaltigt worden war. Sie hatten die Male gesehen, die seine ungezügelte Leidenschaft an ihrem Hals hinterlassen hatte.
„Daniel, ich muss dir erzählen, was letzte Nacht geschehen ist.“
„Quäle dich nicht, Liebes. Ich weiß bereits Bescheid. Ich …“ Ein Schluchzen stieg in seiner Kehle auf, doch er schluckte es herunter. „Für das, was er dir angetan hat, werde ich ihn umbringen, Tam. Ich schwöre bei Gott, dass ich das tue.“
„Nein!“ Sie sprang unvermittelt auf die Füße. „Daniel, du musst mir zuhören! Hör mir …“ Eine Woge des Schwindels schwappte über sie hinweg, und wenn Daniel nicht gewesen wäre, um sie zu stützen, wäre sie zu Boden gesunken. „Hör mir bitte einfach zu.“
„In Ordnung. In Ordnung, Liebes, wenn du das Gefühl hast, darüber reden zu müssen, höre ich dir zu. Leg dich aber erst wieder ins Bett, okay?“
Sie nickte, klammerte sich an seine weichen Schultern und nahm wieder Platz. Als sie schließlich erneut in ihren Kissen lag, bemühte sie sich, Ruhe zu bewahren. „Wo ist Curtis?“
„Draußen. Einmal in der Stunde überprüft er das Gelände. Wir werden verhindern, dass Marquand dir noch einmal zu nahekommt, Schatz. Mach dir darüber keine Gedanken.“
Sie rollte mit den Augen. „Curtis sollte das, was ich zu sagen habe, ebenfalls hören, aber ich fürchte, ich kann nicht warten. Du musst ihm alles erzählen, was ich dir jetzt sage. Versprochen?“
Er nickte. Tamara räusperte sich und versuchte genug Mut aufzubringen, um ihm die Wahrheit zu sagen. Das hätte sie von Anfang an tun sollen.
„Seit jener Nacht auf der Eisbahn habe ich mich mehrere Male mit Eric Marquand getroffen“, platzte sie schließlich heraus. Daniel öffnete den Mund, aber sie hob beide Hände. „Bitte, lass mich ausreden, bevor du irgendetwas sagst.“
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Er hat mich auf eine Schlittenfahrt mitgenommen und bot mir heißen Kakao und vorzüglichen Cognac an – tatsächlich war auch der Cognac, den ich letzte Nacht getrunken habe, ein Geschenk von ihm. Ich war außerdem bei ihm zu Hause. Wir saßen vor dem Kamin und haben uns stundenlang unterhalten. Er ist kein Monster, Daniel. Er ist ein wundervoller, fürsorglicher Mann.“
„Mein Gott …“
„Nachdem Hilary und ich gestern Abend auseinandergegangen sind, hatte ich einen Platten. Ich musste vom Highway abfahren und war gerade zu Fuß auf dem Weg zu einer Tankstelle, als ich“, die Erinnerung daran ließ sie die Augen schließen, „angegriffen wurde. Ich habe mich gegen den Mistkerl zur Wehr gesetzt, aber es hatte keinen Sinn. Er war sehr stark. Ich glaube,
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