Fantastik AG
den irrsinnig kreisenden Windmühlenflügeln
unsagbar dämlichen Heldentums ringend, »niemand will dir was wegnehmen. Wir â
der Professor und ich â dachten nur, dass du ein wenig Hilfe gebrauchen
könntest â¦Â«
»Niemals bedurfte ich noch der Hilfe eines andern!«, verwahrte
sich der Unbesiegte Held.
Unruhig beobachtete der Professor den Höhleneingang. Wo
blieben sie denn? Sie hätten schon längst drauÃen sein müssen. Er horchte.
Kamen da nicht Stimmen aus der Höhle? Streitende Stimmen?
»Okay«, sagte Theodor, »das hier wird mir einfach zu
blöd. Ich hau jetzt ab.«
»Nicht, bevor Er mich wieder gebunden hat, wie ich es von ihm mit
gutem Recht verlangt habe«, erwiderte der Unbesiegte Held.
Er hatte sich ein Schwert aus dem Beutegut der Zyklopen
herausgesucht und fuchtelte dem Studenten damit vor der Nase herum.
»Du hast sie ja nicht alle.«
»Ich habe einen Ruf zu verlieren! Eralkes, der Unbesiegte,
gerettet von eines Pferdeknechtes schnöder Hand. Wie sähe das aus im
Heldenlied!«
»Jedenfalls immer noch besser als: Sie verspeisten ihn zum
Mittagsmahl / mit einer Prise Thymian.«
»Spiel Er
hier nicht den Hofnarren, sondern tu Er, wie ich ihn geheiÃen«, sagte Eralkes
barsch. »AuÃerdem hat Er seine Verse schlecht gesetzt. Er hat den Trochäus mit
dem Jambus vermengt und die Zahl der Hebungen nicht regelmäÃig eingehalten.«
»Alter«, sagte der Student entnervt, »vielleicht hast du es nicht
mitgekriegt, aber da sind diese Zyklopen, die ab und zu auch Menschen oder
Menschenähnliche als kleinen Imbiss nicht verschmähen, und die können jeden
Augenblick zurückkommen â¦Â«
Sie kommen, dachte Professor Welk.
Ohne etwas unternehmen zu können, musste er dabei zusehen, wie die
einäugigen Riesen zur Höhle zurückkehrten.
»Na schön. Wenn du unbedingt gefressen werden willst:
Viel Spaà dabei! Ich jedenfalls verschwinde jetzt.«
Theodor drehte sich um â und sah in das zahnhygienisch bedenkliche
Grinsen eines Zyklopen. Der Zyklop holte mit einer groÃen Keule aus.
Dann wurde es dunkel.
Als Theodor wieder zu sich kam, schien die Sonne. Der
Himmel war blau, weiÃe Schäfchenwolken zogen gemächlich über ihn hin, als
hätten sie noch ein langes unbeschwertes Leben vor sich. Vögel zwitscherten,
und es roch anheimelnd nach Holzfeuer.
Das waren die positiven Aspekte.
Die nicht so positiven bestanden darin, dass Theodor am ganzen
Körper gefesselt und von Zyklopen umgeben war, die mit den Vorbereitungen für
ein Festmahl beschäftigt waren, dessen kulinarische Hauptattraktion mit
niederschmetternder Gewissheit Student gut durchgebraten hieÃ.
Nicht weit entfernt saà Eralkes, ebenfalls gefesselt und geknebelt.
Als er den Blick des Studenten bemerkte, nickte der Unbesiegte Held konspirativ
mit dem Kopf und sagte etwas wie: »Mnnnnmm nnn mmmmmnnn mmnnnn nnmm.«
Theodor kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass das
ungefähr heiÃen sollte: »Ich habe alles unter Kontrolle. Halt Er sich nur
zurück, Pferdeknecht, und überlass Er mir das Kämpfen. Es sind ja nur sieben.«
Nun, das ist ⦠problematisch, dachte Professor Welk.
Diese neue Entwicklung verkomplizierte die Situation ein wenig.
Der Professor beobachtete die rasch voranschreitenden Vorbereitungen
der Zyklopen.
Einer von ihnen war gerade damit fertig geworden, einen zweiten
Grillspieà über dem Feuer aufzubauen, ein anderer zerstampfte Kräuter in einem
Mörser.
Daraus lieÃen sich wieder einige hochinteressante Schlüsse ziehen,
etwa, dass die Zyklopen gegebenenfalls zubereitete Nahrung roher vorzogen und
dass demnach ihre Esskultur weit höher
entwickelt war, als manche Phantastiker glaubten, und eigentlich müsste
sich der Professor dies alles notieren â¦
Obwohl es andererseits eventuell auch angebracht war, sich Gedanken
darüber zu machen, wie er Eralkes und den jungen Mann aus ihrer misslichen Lage
befreien konnte.
Mal sehen, überlegte Professor Welk, welche Möglichkeiten haben wir
zur Verfügung?
Er tat, was er immer tat:
Er dachte nach.
Ein paar Meter vom Studenten entfernt saà ein abscheulich
hässlicher Zyklop und schärfte ein groÃes Messer.
Kchk, kchk, machte die Klinge, als sie über den Schleifstein fuhr.
Warum habe ich auch nicht auf meine Eltern gehört?, dachte
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