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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Felfenbrück die drittgrößte
Metropole des Kontinents. Spätestens seit der Amtszeit König Gomfurs gilt
Sternheim als das kulturelle Zentrum der Fernen Länder. König Gomfur, den man
zunächst den Wohlgesonnenen, dann den Sensiblen, später den Verwirrten, dann
den Spinner und zuletzt den durch Mehrheitsbeschluss Abgewählten nannte, war
ein vielseitig interessierter Kenner und Mäzen der Künste. Aus allen Regionen
der Fernen Länder holte er Künstler an seinen Hof, wie etwa den Architekten
Rhun-ben-Rhun, der den Faszinierenden Musenhain und die unter strengem Denkmalschutz
stehende Gewagte Brücke konzipierte, nicht zu vergessen den Imaginären Palast,
das majestätische, wenn auch unsichtbare Wahrzeichen der Stadt.
    Auch Mogmar van Huul, den Begründer der Abstrusen Malerei,
unterstützte der König großzügig aus der Stadtkasse, was ihm nicht nur
Sympathien unter den Bürgern eintrug. Uneingeschränkte Publikumserfolge bei
allen Teilen der Gesellschaft waren dagegen die sogenannten Finanziellen
Massenhappenings des bekannten Eventkünstlers Holg, bei denen eimerweise
Geld in die Menge geworfen wurde.
    Als König Gomfur später Holgs
radikalem Stilwechsel, der sogenannten Ökonomischen
Kehre , folgte und riesige Mengen von Steuergeldern wortwörtlich verbrannt wurden,
um zu erschaffen, was der Künstler als Pekuniäre
Rauchskulptur bezeichnete, begann die
Stimmung umzuschlagen. Und als endlich während der sogenannten Barbarenkrise König
Gomfur, der gerade die damals hochaktuelle Destruktionskunst für sich entdeckt
hatte, dem überraschten Barbarenhäuptling
und seiner Belagerungsarmee vorschlug, gemeinsam mit ihnen die Stadt zu plündern und zu brandschatzen, was seiner Ansicht
nach »das größte Kunstwerk aller Zeiten« hervorbringen würde, legte man ihm
nahe, von den Regierungsgeschäften zurückzutreten, damit er sich ganz seinen
künstlerischen Interessen widmen könnte. Aber auch unter den folgenden
Herrschern wurde, trotz eines etwas pragmatischeren Regierungsstils, die Kultur
keineswegs vernachlässigt. Sternheim ist berühmt für seine Halle der Nutzlosen Kunstgegenstände,
für den Großen Elfenbeinturm, die Metaphorische Kathedrale und viele andere
bedeutende Kulturschätze. Gamfur, der Enthusiast, beschrieb die Stadt in einem
seiner wunderbar ambivalenten Gedichte einmal folgendermaßen:
    Â 
    â€ºSternheim, Schimmriges,
    dich,
    vielfenstrig blinzelndes
    Steingesicht,
    fand ich
    in der
    Zeit.‹«
    Theodor sah durch das Gitter der langsam näher kommenden
Skyline von Sternheim entgegen.
    Â»Was sehen Sie?«, fragte der Professor aufgeregt.
    Â»Ã„hm«, sagte der Student. »Ist Sternheim auch für seine
Luftverschmutzung und industriellen Anlagen berühmt?«
    Â»Was? Helfen Sie mir mal zu dem Fenster rauf.«
    Theodor hob seinen Dozenten an das Gitter hoch (wobei er sich ein
wenig seltsam vorkam).
    Der Professor starrte.
    Â»Heilige Hymnia«, sagte er.

 

    Â 
 
Neu-Sternheim
    Riesige Schlote ragten vor ihnen auf und spien schwarzen
Rauch himmelwärts. Selbst in der Entfernung war der Lärm stampfender,
hämmernder, kreischender Maschinen noch zu hören.
    Als sie näher kamen, sahen sie die Scharen von Arbeitern, die um die
großen Werkshallen wimmelten, Elfen, Trolle, Gnome, Zwerge, Wichtel, alle in
die gleichen grau-blauen Overalls gekleidet.
    Trupps von bewaffneten Kobolden patrouillierten dazwischen, manche
führten große wolfsähnliche Hunde mit sich.
    Â»Irgendetwas«, sagte der Professor, »stimmt hier ganz und gar
nicht.«
    Â»Das erwähnten Sie bereits«, entgegnete der Student. »Mehrfach
sogar.«
    Der Trupp hielt an. Die Türen des Gefängniswagens wurden
von außen geöffnet, Tageslicht blendete. Eine Koboldstimme blaffte:
»Aussteigen!« Müde kamen sie der Aufforderung nach. Eralkes war inzwischen
wieder zu sich gekommen, obwohl er seinem verträumt-entzückten Gesichtsausdruck
nach geistig noch immer in einer fernen und besseren Dimension weilte.
    Vor dem Wagen erwartete sie eine Abordnung Koboldwachen. Außerdem
ein Elf, der erschreckend frohsinnig grinste und einen schwarzen Anzug trug.
    Â»Willkommen!«,
rief er mit vor Enthusiasmus überschnappender
Stimme. »Willkommen, liebe Freunde! Ich hoffe, ihr hattet eine angenehme
Reise! Ich bin Fechus, euer Ansprechpartner! Der

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