Fantastik AG

damit
beschäftigt waren, ein paar Kraftwerkstechniker einzuwickeln.
    Die Explosion betäubte das Gehör des Professors, ein hoher,
durchdringender Sinuston vibrierte in seinem Schädel, dumpfe Detonationen
brandeten von außen heran, Leute rissen lautlos schreiend die Münder auf. Wie
in Zeitlupe wurde der Koboldleutnant von Spinnen überwältigt und
niedergeworfen, gierig fiel die Brut über ihn her, ein Ingenieur, dessen weißer
Kittel mit grünlichem Spinnenschleim und rostfarbenem Blut befleckt war, suchte
auf dem Boden zwischen Patronenhülsen nach seiner Brille, ein Koboldsoldat, der
von den Riesenspinnen in eine Ecke gedrängt worden war, verteidigte sich
irrsinnig lachend mit einer Schrotflinte gegen die herandrängenden Monster, mit
unnatürlicher Deutlichkeit erkannte Professor Welk die Goldplomben in den
Zähnen des Kobolds. 
    Die Geräusche und die Zeit kehrten in einer großen Woge zurück, die
über den Professor hinwegrollte. Auf ihrem Wellenkamm ritten die Klänge des
Koboldgaragenrock-Hits Srufni Drib , der quäkend aus
einem Radio in der Nähe schallte:
    Â 
    Drib, Drib, Drib, D-drib’s eth wrod,   (Tod, Tod, Tod, Tod lautet die Parole,)
    Drib, Drib, Drib, D-drib’s eth wrod.  (Tod, Tod, Tod, Tod lautet die Parole.)
    Â 
    Urk chraa honchru wraan lok rnar?  (Hast du es etwa immer noch nicht
gerafft?)
    Gnar chraa dracib rnar wraan lok!   (Mittlerweile solltest selbst du es
geschnallt haben!)
    Â 
    Drib, Drib, Drib, D-drib’s eth wrod,  (Tod, Tod, Tod, Tod lautet die
Parole … )
    Drib, Drib, Drib, D-drib’s eth wrod.   (Tod, Tod, Tod, Tod lautet die Parole,)
    Â 
    (usf.)
    Neue Koboldtruppen eilten im Laufschritt heran und deckten
die Riesenspinnen mit vollautomatischem Gewehrfeuer ein, und Professor Welk
fand, dass es nun höchste Zeit sei zu verschwinden.
    Vor dem Kraftwerk hatten sich Hunderte Schaulustiger
versammelt, die von Koboldpolizisten hinter einer Absperrung in Schach gehalten
wurden.
    Die Polizisten waren mit gepanzerten Schutzanzügen und großen
Antidemonstranten-Schilden ausgerüstet.
    Der Professor bahnte sich einen Weg durch die Menge – wie er dem
tobenden Spinneninferno und Kugelhagel hatte entkommen können, war ihm selbst
ein Rätsel, ein Rätsel oder ein massives Plot Hole in einem nicht sehr
plausiblen Monsterfilm.
    Als er zurückblickte, sah er, dass Teile des Kraftwerks in Brand
geraten waren.
    Dichter schwarzer Qualm stieg in den schönen blauen Sommerhimmel
auf.
    Und dann bebte plötzlich die Erde.
    Vor dem Kraftwerk, dort wo sich die unterirdischen Züchtungslabors
befanden, riss die Straße auf.
    Die Menge schrie entsetzt.
    Ein riesiges, mit Borsten wie Eisendornen besetztes Spinnenbein
tastete sich aus dem Spalt hervor, dann wuchtete sich ein gewaltiger
Spinnenleib aus der Tiefe, hundert Mal größer und abscheulicher als der
schlimmstmögliche halluzinogene Horrortrip jedes paranoiden Arachnophobikers.
    Zahlreiche der nicht mehr ganz so Schaulustigen fielen in Ohnmacht.
    Eine Spinnenmutter!, keuchte Professor Welk, zu der albtraumhaften
Monstrosität aufblickend, diese Wahnsinnigen hatten tatsächlich eine
Spinnenmutter mitten in Sternheim gehalten!
    Große Brocken von Asphalt und Beton glitten von dem aufgedunsenen
Leib des Ungetüms und fielen unter die panische Menge. Ätzend grüner Schleim
troff von seinen Beißzangen und bildete brodelnde Pfützen auf der Straße.
    Das ist einerseits hochgradig … faszinierend, dachte der Professor.
Eine Spinnenmutter in mehr oder weniger freier Wildbahn!
    Die Spinnenmutter versetzte einem Bus voller schreiender Passagiere
mit einem ihrer Beine einen Schnips, das Fahrzeug überschlug sich mehrmals und
explodierte in einem Feuerball an einer Häuserwand.
    Andererseits, fand der Professor, hatte Überlebensinstinkt in
Ausnahmesituationen vielleicht doch Vorrang vor wissenschaftlicher
Begeisterung …
    Außerdem kam ihm die ganze Szene plötzlich merkwürdig bekannt vor:
War das nicht aus Die Rache der Megaspinne Teil V ?
    Ein Militärjeep rauschte heran und hielt wenige Meter vom Professor entfernt
mit quietschenden Reifen. Koboldelitetruppen sprangen aus dem Fahrzeug, Befehle
wurden gebellt, Kisten mit Militärequipment abgeladen.
    Mit geübten Handgriffen bauten die Kobolde ein Maschinengewehr und
mehrere Mörsergeschütze zusammen und eröffneten das Feuer auf