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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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ich herkomme, gibt man Leuten, denen so was wie das
hier passiert, Medikamente. Starke Medikamente.«
    Â»Aha«, sagte der Geist des Labyrinths, und seine Libellenflügel
schwirrten. »Wie dem auch sei. Darf ich eure Aufmerksamkeit auf die vor uns
liegende Arbeit lenken?«
    Â»Die worin genau besteht?«, fragte Mercedes.
    Der Wichtel holte die Schreibfeder (sie schillerte in allen Farben
des Regenbogens) hinter seinem Ohr hervor. »Ihr könntet zum Beispiel damit
beginnen, mir eure Vorstellungen bezüglich eures Labyrinths mitzuteilen.«
    Â»Unseres Labyrinths?«, fragten sie gleichzeitig.
    Â»Ja, eures Labyrinths.«
    Â»Das heißt … wir können unser eigenes Labyrinth entwerfen?«
    Â»So war es gemeint, ja.«
    Â»Aber … wieso?«
    Â»Wie soll ich das wissen? Die Entscheidung darüber wird anderswo
gefällt. Können wir anfangen?«
    Â»Wir wollen vor allem eines«, rief Mercedes. »Einen Ausgang an
die Oberfläche!«
    Der Wichtel trug etwas auf seinem Klemmbrett ein. »Mhm. Und
weiter?«
    Â»Der Rest ist uns egal«, sagte der Student.
    Der Geist des Labyrinths bedachte sie mit einem vorwurfsvollen
Blick.
    Â»Egal?«, fragte er. »Ihr seid euch dessen bewusst, dass es eine
große Auszeichnung bedeutet, einen eigenen Bereich in König Gomfurs Labyrinth
zu erhalten?«
    Â»Ja, und wir fühlen uns auch dementsprechend geehrt und so weiter,
aber wir stehen wirklich ein wenig unter Zeitdruck«, erklärte Theodor.
    Â»Ich nehme an, du fürchtest das baldige Eintreffen deiner
Todesvisionen?«
    Â»Du wirst lachen (obwohl es nicht komisch ist): genau das.«
    Der Wichtel seufzte. Er riss das oberste Blatt von seinem
Klemmbrett, zerknüllte es und warf es in einen Papierkorb, der neben ihm aus
dem Nichts erschien und sofort wieder verschwand.
    Â»Na gut. Aber ihr werdet eure Entscheidung bestimmt noch einmal
bereuen.«
    Â»Es gibt Dinge, die ich weitaus
mehr bereuen würde, als ein nicht so hübsches Labyrinth zu besitzen«, erklärte
Mercedes.
    Â»Sag das nicht. Artis, der Selbstkritische, hat sich vor Wut einen
Daumen abgebissen, als er bei einem späteren Besuch bemerkt hat, dass die
Säulen am Eingangstor stilistisch nicht zu den Stuckornamenten an der Decke
passten.«
    Â»Für uns trotzdem nur die Basisversion, bitte.«
    Â»Wir werden das Labyrinth selbst entscheiden lassen. Setzt euch
einfach diese Helme auf.« Zwei schlichte, topfförmige metallene Helme
materialisierten sich in den Händen des geflügelten Wichtels. »Aus dem
gedanklichen Input wird automatisch ein euren Persönlichkeiten entsprechendes
Labyrinth berechnet. Wenn mehr als eine Person an dem Prozess beteiligt ist,
kommt es oft zu interessanten und unerwarteten Konstellationen.«
    Er reichte jedem von ihnen einen Helm, und sie setzten sie sich auf.
    Â»Geht es schon los?«, fragte Theodor.
    Â»Bitte nicht dabei reden«, mahnte der Geist des Labyrinths.
    Der Student wartete und versuchte, an nichts Blamables zu denken.
(Vergeblich, wie sich zeigen sollte.)
    Plötzlich begann es: Kristalle wuchsen aus der schwarzen Fläche,
verdichteten sich zu bizarren, glitzernden Strukturen, krochen wie Pilzkolonien
über den Boden, verbanden sich über ihnen zu einer funkelnden Decke und
verblassten schließlich zu Stein.
    Sie standen jetzt in einem Korridor, dessen Gestaltung tatsächlich
ganz dem entsprach, was der Wichtel eine interessante und
unerwartete Konstellation genannt
hatte. Boden und Decke bestanden aus schwarzem Obsidian, am Übergang
zwischen Wand und Decke lief eine breite Reliefleiste aus dem gleichen Material
entlang, die Darstellungen aus dem kämpferischen Alltag der Kobolde und eher
düstere Symbole wie Totenköpfe und gräuliche Untiere abbildete.
    Und dann gab es die Tapete.
    Â»Hübsche Tapete«, lächelte Mercedes. »Sehr geschmackvoll.«
    Sie zeigte auf eines der Tapetenmotive.
    Â»Ein alter Freund von dir?«
    Â»Schnuffel.«
    Sagte der Student heiser.
    Schnuffel der Hase.
    Das hier setzte sich souverän an die Spitze der Top Ten seiner
peinlichsten Momente und deklassierte überlegen den aktuellen Gesamtführenden:
›Ich-wusste-gar-nicht-dass-Kobolde-auch-rote-Haare-haben‹.
    Â»Es ist doch ganz nett geworden«, behauptete der Geist
des Labyrinths. »Besonders die Tapete. Sehr … individuell.«
    Der Student trat näher an eine der

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