Fantastik AG
Einsicht ist die einzige Option.«
Sie bogen in einen weiteren Korridor ein, nahmen noch eine
Abzweigung und gelangten schlieÃlich in einen Gang, von dessen Decke ein Schild
herabhing. Es leuchtete grün und verkündete in groÃen weiÃen Buchstaben: AUSGANG .
»Was habe ich gesagt!«, rief Mercedes. »Wir haben es gleich
geschafft.«
»Deviantes Verhalten wird nicht toleriert!«, flüsterten
die Stimmen.
Plötzlich befiel den Studenten eine groÃe Müdigkeit. Er wurde
langsamer, fiel hinter Mercedes zurück und sah mit seltsamer
Teilnahmslosigkeit, wie sie vorauseilte, auf eine Treppe zu, die am Ende des
Ganges zu einer Tür hinaufführte. Am Fuà der Treppe blieb sie stehen, sah
zurück und rief etwas, das er nicht verstand â aber es war ja auch egal.
Er war so müde, und jetzt konnte er endlich aufhören, sich sinnlos
anzustrengen.
»Widerstand ist zwecklos«, wisperten die
Stimmen.
Ein Zischen erklang, etwas schlang sich um seine Beine und er
stürzte und schlug gefühllos der Länge nach auf dem Boden auf. Aus den Augenwinkeln
sah er, wie die Koboldin auf ihn zugelaufen kam. Als er sich umdrehte, sah er
in den Strahlenblick eines Ãberwachers, der über ihm stand, das Ende einer
langen Peitsche in der Hand haltend.
Schwarze Schatten bauten sich wie eine Wand aus Dunkelheit um ihn
herum auf.
»Flucht ist zwecklos«, flüsterten sie , »Widerstand ist zwecklos. Ergib dich der Notwendigkeit.«
Wie ein Schwarm von Ameisen krochen die dünnen Stimmen der
Ãberwacher in seinen Schädel.
»Ergib dich der Notwendigkeit. Beuge dich der Macht.
Widerstand ist zwecklos.«
Eine lähmende Kälte ging von den Schatten aus, eine Kälte, die fast
wie ein Versprechen kam: Er konnte einfach hier liegen bleiben und erfrieren.
Sein Körper würde taub werden, der Schmerz würde aufhören und die Furcht. Es
ist so verlockend, sich zu ergeben, dachte der Student lächelnd, so bequem â¦
Plötzlich lockert sich der Riemen der Peitsche, die um seine Beine
geschlungen ist.
Jemand packt ihn unter den Armen und richtet ihn auf.
Benommen sieht Theodor, wie die Ãberwacher zurückweichen, ihre Augen
sind nur noch schwach glimmende Flecken.
Etwas Schweres legt sich auf seine Schulter. Er dreht erstaunt den
Kopf und sieht â¦
Eine flauschige, riesige Hasenpfote.
Er blickt auf in â¦
â¦ein riesiges, flauschiges, freundlich lächelndes Hasengesicht.
»Schnuffel?«, fragt der Student heiser. Neue Kraft durchflutet
ihn.
»Lauf«, sagt Schnuffel der Hase.
Und Theodor läuft.
Mit wenigen Schritten war er bei Mercedes, und zusammen
eilten sie auf den Ausgang zu. Als er sich noch einmal umwandte, sah der
Student, wie die Ãberwacher langsam den dreieinhalb Meter groÃen,
latzhosetragenden Schnuffel umkreisten, wie Raubtiere zum Sprung bereit.
Schnuffel holte mit seiner Schaufel aus (er trug einen roten
Strandausflugseimer und eine kleine Schaufel aus Plastik) und versetzte
einem der Schatten einen Schlag, der ihn einige Meter weit fortschleuderte.
Sie hasteten die Treppe hoch.
Der Student riss die Tür auf.
Helles Sonnenlicht blendete.
Sie sprangen durch das Tor und waren im Freien.
Das Tor führte in den verlassenen Hinterhof einer Fabrik
und verschwand, nachdem sie es durchschritten hatten â offenbar funktionierte
es nur als Ausgang aus dem Labyrinth.
Sie blickten sich um. Niemand war
in der Nähe, der ihr verdächtiges Erscheinen aus dem Nichts hätte bemerken
können. Es musste kurz nach Sonnenaufgang sein, was bedeutete, dass sie die
ganze letzte Nacht im Labyrinth verbracht hatten.
Theodor lehnte sich an eine Mauer und verschnaufte.
»Das war haarscharf«, sagte Mercedes. »Ich denke, dein
Hasenkumpel hat was gut bei uns.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte Theodor, der langsam wieder zu
Atem kam.
»Na ja, ich werde mich um meine Truppe kümmern, das heiÃt, wenn was
von ihr übrig geblieben ist. Und du solltest wohl mal sehen, was aus deinem
Professor geworden ist.«
Die Koboldin spähte um die Ecke der Fabrikmauer.
»Keine Patrouille zu sehen.«
»Aber ⦠wissen die jetzt nicht, wer wir sind? Ich meine, die
Ãberwacher haben uns doch gesehen.«
»Darum brauchst du dir keine Sorgen machen. Sie denken nicht. Sie
führen nur aus. Und sie haben kein Gedächtnis. Nein, solange uns keiner der
loyalen Fantastik- AG
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