Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.

Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.

Titel: Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Janus
Vom Netzwerk:
Lippen, und es war mir, als würde ein süßer Balsam in meine Haut dringen, ein Balsam wie Zimt und Vanille.
    »Ich liebe dich!«, hauchte ich. »Auch, wenn du mich verachtest, wenn du mich verabscheust, mich ausgesetzt hast wie einen stinkenden Affen. Ich kann keinen anderen mehr lieben. Ich kann nicht mehr zurück.«
    Sorgfältig legte ich das Medaillon in die Truhe zurück, nahm alle drei Juwelenkästchen und steckte sie in die Hosentaschen. Der Gedanke, zum Hotel und später nach Nürnberg zurückzukehren, mein normales Leben weiterzuführen, meinen Freunden zu begegnen, all das war weit von mir weggerückt. Es erschien mir vollkommen absurd. Ein kleiner Schmerz durchzuckte mich, als ich an meine Familie, besonders an meine Schwester dachte. Doch dann lächelte ich. Irgendwann geht jeder innerlich von zu Hause fort. Ich wandte mich dem Gebirge zu und ging mit langsamen, festen Schritten über den Strand.
    Am Fuß der Felswand suchte ich die dunklere Stelle. Sie war im Mondlicht nicht zu erkennen. Vage erinnerte ich mich, wo Ánil seinen Bergsturm entlang gelenkt hatte, allerdings sah der Felsen nachts und aus meinem jetzigen Blickwinkel völlig anders aus. Zudem konnte ich unmöglich durch die winzigen Gesteinsspalten schlüpfen, die man auf dem Pfad passieren musste.
    Nachdem ich etwa eine Stunde im düsteren Gebirge herumgeirrt war, wurde mir klar, dass ein Mensch niemals allein den Weg nach Roslílien finden konnte.
    Ich setzte mich traurig auf einen Stein und versuchte es mit Rufen.
    »Ánil!«, brüllte ich durch die nächtliche Felsenlandschaft, immer wieder: »Áaaaniiiil, hörst du mich?«
    Niemand antwortete. Er wollte mich nicht. Es war klar. Das Medaillon war ein Abschieds-, ein Erinnerungsgeschenk, keine Liebesgabe.
    Aber ich wollte ihn! Und wenn ich ihn nicht wiedersehen konnte, wollte ich hier im Gebirge liegen bleiben, bis ich verdursten würde. Ich schwor bei allem, was mir heilig war, dass ich so lange nichts anderes trinken würde, bis mir warmes Rosenwasser kredenzt wurde. Ich legte mich einfach nieder, mitten im Geröll, und schloss die Augen.
    Da vernahm ich den fast unhörbaren Huftritt eines winzigen Pferdes und dessen grantiges Schnauben.
    »Was schreist du um Manamánas Willen hier im Dunkeln in den Bergen herum?«, wisperte eine wohlbekannte Stimme.
    Ich lachte plötzlich, lachte wahnsinnig und weinte dazwischen.
    »Meine Güte!«, ertönte die feine Stimme. »Jetzt ist er ganz und gar verrückt geworden.«
    Ich öffnete die tränennassen Lider. Direkt vor meinem Gesicht saß der filigrane, in feine Seide gekleidete Reiter auf seinem Schimmel Bergsturm, schwach beleuchtet nur vom Mondlicht, hielt rechts die Lanze, stemmte den linken Arm in die Hüfte und schüttelte den Kopf.
    »Ánil!«, flüsterte ich. »Du hast mich gefunden!«
    »Reiner Zufall! Eigentlich war ich unterwegs, um … um Hasen zu jagen.«
    Hasen? Mitten in der Nacht?
    »Ánil! Ich … ich liebe dich so!«, hauchte ich und schloss dabei erneut die Augen.
    Es kam keine Antwort, und deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als die Augen wieder aufzumachen.
    Ánil war vom Pferd gestiegen und hatte sich neben meinen Kopf auf den Boden gesetzt. Ich sah im Mondschein das Schimmern der großen, winzigen Augensonnen.
    »Du bist einfach zu gewaltig, um mich zu lieben. Dein Schwanz allein ist schon viel größer als mein ganzer Körper«, sagte Ánil, und er sagte es sehr zärtlich.
    »Das Pulver!«, ächzte ich. »Hast du das weiße Pulver dabei?«
    »Die Sache hat bloß einen Haken – das schwarze Pulver, du weißt, das dich wieder groß machen könnte, ist im ganzen Land ausgegangen. Es stammte aus einem Bergwerk, das inzwischen abgesoffen ist.«
    »Das schwarze Pulver ist mir vollkommen egal«, erwiderte ich ohne eine Sekunde des Zögerns. Ich nahm an, dass das abgesoffene Bergwerk eine Erfindung war, um mich zu testen, doch wenn es die Wahrheit sein sollte, würde ich umso glücklicher sein. »Ich brauche nur das weiße. Wenn …«, setzte ich leise hinzu, »wenn du es mir geben willst.«
    »Und deine Familie, deine Freunde? Dein ganzes Leben bei dir zu Hause?«
    »Das ist so unwichtig. Das ist schon so weit weg, ich kann nie mehr dahin zurück. Obwohl … du es so wolltest.«
    Ánil lächelte.
    »Ich habe dich nur weggeschickt, weil ich dachte, dass es so besser für dich ist.« Er holte ein Beutelchen aus seinem Wams. »Wie du herumläufst!«, bemerkte er mit sanftem Tadel. »Aber diese grässliche Kleidung brauchst du zum

Weitere Kostenlose Bücher