Fantastische Jungs. Gay Fantasy Geschichten.
ich ein Reh, das weinend sagte: Lass dich nicht betören von den Listen der Schlange mit dem gelben Horn! Mehr darf ich dir nicht sagen! – Ich ritt weiter durch den finsteren Wald mit den himmelhohen Bäumen. Bei Ausbruch eines heftigen Gewitters barg ich mich in dieser Höhle. Da kam ein winziges Schlänglein und bat, sich an meinem Feuer wärmen zu dürfen. Schon wollte ich die Armbrust weglegen, wie es begehrte, da fiel mir im rechten Augenblick die Warnung des Rehs ein. Ich blickte schärfer hin und sah auf dem Kopfe der kleinen Schlange ein winziges gelbes Horn. Blitzschnell hob ich die Armbrust und drückte sie ab. Der Pfeil traf die Schlange, dort liegt sie am Boden und verröchelt.’ – Als die Brüder –«
»Ich kann es auch auswendig«, fiel mir Wanja ins Wort. »Pass auf: Als die Brüder ins Freie traten, war der schreckliche Dornenwald verschwunden. Ein heller Strom floss durch blühendes Land rauschend ins Tal, grüne Wiesen breiteten sich aus. Zu ihren Füßen lag leuchtend im Sonnenglanz das blaue Meer, und nicht fern ragte das Königsschloss, das der Brüder Heimat war. Jubelnd wurde die Heimkehr gefeiert. Nun trennte die Herzbrüder kein Hass und keine Liebe mehr. Bis an ihr Lebensende blieben sie einander gleich an Zügen und Gestalt, an tapferem Sinn und gutem Herzen. – Richtig?«
»Richtig!«, bestätigte ich.
Wir küssten uns. In der schäbigen, muffigen, engen Telefonzelle von Castellana küssten wir uns so lange, bis die Leute draußen wütend zeterten und gegen die Tür hämmerten, und währenddessen küssten wir uns weiter und immer weiter und waren dabei so glücklich wie noch nie in unserem ganzen Leben.
***
*Märchenzitate, gekürzt und verändert, nach:
Die Schlange mit dem gelben Horn
Italienisches Volksmärchen
Aus: Gaben der Völker. Hrsg. von Hellmut Herda.
Berlin 1952.
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