Farben der Liebe
Uli schaut ihn aufmerksam an. „Deine Auslegungen gefallen mir. Sie sind gar nicht so abwegig. Mir ist nur nicht ganz klar, was du damit sagen willst?“
Lachend raubt Heiko ihm einen Kuss. „Ich bin noch nicht fertig. Gönne mir eine kurze Pause. Normal sabbel ich nicht wie ein Wasserfall, das macht durstig. Okay, weiter im Text.“
Er überlegt einen Moment, wie er sich am besten ausdrücken soll.
„Mein Leben ist jetzt exakt an diesem Punkt und ich genieße es. Genau wie du, lege ich keinen großen Wert auf One-Night-Stands. Aus dem Alter bin ich raus und sie bringen mir nicht das, was ich wirklich will. Uli, ich bin ein ziemlich durchgeknallter Typ. Provokant, impertinent, respektlos und fluche wie ein Bierkutscher. Damit kann nicht jeder umgehen. Ich liebe lange Motorradtouren durch einsame Landstriche. Stundenlange Waldspaziergänge, speziell zu dieser Jahreszeit. Actionfilme anschauen, Heavy Metal Konzerte besuchen, Urlaubstrips mit der Karre, übernachten im Zelt, das sind Dinge, die mir Spaß machen. Für die ich endlich Zeit und das nötige Kleingeld habe. Solange ich fit bin, will ich so viel wie möglich davon mitnehmen. Wenn du mit einem naturverbundenen, romantisch veranlagten Hardrocker, mit einem gottlosen Schandmaul klarkommst, bin ich dabei.“
„Na, das klingt doch spannend“, Uli lacht, „ich war ewig auf keinem anständigen Konzert mehr. Abgesehen von den langweiligen und ermüdenden Klavierabenden, die ich mir bei berufsbedingten Empfängen gönnen durfte.“
Kurz hält er inne, umrahmt Heikos Gesicht mit langen, schlanken Fingern. Sanft streicheln die Daumen über seine Lippen, hinterlassen eine prickelnde Spur.
„Du bist Romantiker?“ Ulis Mund nähert sich … Hypnotisiert hängt Heikos Blick an den feucht glänzenden Linien, erwartet deren Berührung. „Eng umschlungen einschlafen? Mit vielen Küssen aufgeweckt werden? Streicheleinheiten, nachdem wir uns geliebt haben? Ist das deine Vorstellung von Romantik?“
Jetzt ist es Heiko, der bebt. Ulis warmer Atem auf seiner Haut. Die geflüsterten eindringlichen Fragen. Das raubt ihm fast die Sinne. Fest schlingt er die Arme um Ulis Taille, drängt sich an dessen Körper. „Ja, so stelle ich es mir vor.“ Dann verschlingen seine Lippen den willigen Mund. Zartes Lecken, sanftes Eindringen, ein zärtlicher Tanz feuchter Zungen. Er will diesen Mann, mit Haut und Haaren. Atemlos lösen sie sich nach einer Ewigkeit voneinander, beide verwirrt und mitgenommen von der Intensität der Gefühle.
„Lass uns gehen“, fordert Uli rau. „Überzeuge mich, dass du real bist, kein Ausbund meiner geheimen Sehnsüchte.“
„Das werde ich und noch sehr viel mehr.“
Heiko wirft einen Blick in die Runde. Peter kann er nirgendwo ausmachen. Scheiß drauf. Der wird schon merken, dass ich nicht mehr da bin. Arm in Arm verlassen sie den Club.
Heiko zieht die Fleecejacke von den Schultern und schlüpft hinein. Im Gegensatz zu dem überheizten Lokal ist es draußen verflucht schattig. Schmunzelnd beobachtet er, wie Uli sich bibbernd in eine dicke Steppjacke mummelt, die er an der Garderobe deponiert hatte.
„Für einen Biker bist du ein verdammtes Weichei.“ Er lacht.
„Ich habe eben nicht so viele Muskeln wie du, die mich warmhalten.“
„Dann sollte ich dich auf dem Heimweg wärmen“, raunt Heiko und zieht ihn nah an sich heran. „Ich kann ein richtiger Heizofen sein.“
Kühle Hände kriechen unter sein Shirt, jagen ihm erregende Schauer über die Haut. Ulis glühender Blick bringt Heikos Blut zum Kochen. „Gleich kannst du mir ordentlich einheizen. Lass uns zu dir gehen, die Strecke ist kürzer. Ich friere.“ Eng umschlungen stapfen sie los.
„Du hast meine Akte gründlich studiert, wenn du weißt, wo ich wohne.“
„Ich bekenne mich schuldig.“
Schweigend laufen sie nebeneinander her. Heiko hängt seinen Gedanken nach, betrachtet die Umgebung. Sterne blitzen an einem samtschwarzen Himmel. Der Mond wirft silbernes Licht auf die Erde, erschafft helle Inseln und lässt die Schatten noch dunkler erscheinen. Alles wirkt gleich viel schöner, wenn man jemanden an seiner Seite hat, der einem das Herz schneller schlagen lässt.
„Ich hatte noch nie eine feste Beziehung mit einem Mann. Aber ich wünsche es mir so sehr.“ Eher unfreiwillig entweichen Heiko die Worte.
„Meine hat 15 Jahre gehalten, bis ich gegen einen Jüngeren eingetauscht wurde. Seit dem lebe ich allein, aber es ist ein
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