Farben der Liebe
anderes aus.“ Schneidend, triefend vor Ironie ist die Stimme.
Heiko stutzt. Was soll denn der Scheiß? „Alter, wer hat dich zu meinem Sittenwächter ernannt?“, faucht er gefährlich.
„Bleib locker. Ich verzieh mich, während ihr eure Bekanntschaft vertieft.“
Mist, der klingt echt angepisst. Ehe Heiko etwas erwidern kann, hat sein Freund das Feld geräumt. Darüber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Peter spinnt wohl. So hat der sich noch nie aufgeführt.
„Entschuldige, ich habe nicht mitbekommen, dass du in Begleitung bist. Ist wohl besser, ich verschwinde.“ Uli wirkt schuldbewusst, versucht, von ihm abzurücken.
Oh nein, so haben wir nicht gewettet. Heiko greift fester zu, zieht den Mann ganz dicht heran. Er bringt die Lippen an dessen Ohr, lässt sinnlich den Atem darüber streifen, flüstert: „Du bleibst schön hier. Peter ist ein Freund, mehr nicht.“
Erfreut spürt er Ulis wohliges Erschaudern. Ob sich das wiederholen lässt?
„Den ganzen Tag bin ich deinetwegen nicht zur Ruhe gekommen. Permanent hast du in meinem Verstand herumgespukt. Jetzt will ich deine Anwesenheit genießen, dich fühlen und schmecken.“ Perfekt, es klappt. Das Beben wird stärker, die biegsame Gestalt drängt sich an ihn.
„Ging mir ebenso“, seufzt Uli an seinem Hals. Finger greifen in sein Haar, ziehen leicht daran. Heiko folgt der Aufforderung, hebt den Kopf, schaut in ein spitzbübisch lächelndes Gesicht. Er verliert sich in diesem Anblick.
„Deine warme Haut unter meinen Händen. Als du dich bei der Untersuchung vorgebeugt hast, der Blick auf deinen Hintern. Das waren Frontalangriffe auf meine Selbstbeherrschung. Viel fehlte nicht mehr und ich hätte mich vergessen.“
Zäh tröpfeln die Worte in Heikos vernebeltes Bewusstsein. Die braunen Tiefen betören ihn und es fällt ihm schwer, sich daraus zu lösen. Zwei, drei Mal räuspert er sich, ehe die Stimme wieder gehorcht. Jetzt muss ein unverfängliches Thema her, sonst garantiert er für nichts mehr. Er löst sich aus Ulis Armen und winkt den Barkeeper heran.
„Was willst du trinken?“ Fragend schaut er seinen Begleiter an.
„Ein großes eiskaltes Mineralwasser“, kommt grinsend die Antwort.
Heiko ordert zwei Wasser. Er braucht ebenfalls eine Abkühlung, selbst wenn die nur innerlich stattfindet. Neugierig will er wissen: „Was hat dich in diesen Laden getrieben? Stammgast bist du jedenfalls nicht. Ich bin zwar selten hier, du wärst mir jedoch mit Sicherheit aufgefallen.“
„Ich war auch seit Jahren nicht mehr in der Szene unterwegs. Heute stand ich allerdings total unter Strom, da brauchte ich Ablenkung …“ Kurzes Zögern, ein unsicherer Blick. „Ach, pfeif drauf! In unserem Alter noch Hemmungen zu haben, ist lächerlich … Der Gedanke, dich morgen zu sehen, trotzdem nicht die Beherrschung verlieren zu dürfen, hat mich verrückt gemacht. Ich war dermaßen zappelig, in meinen vier Wänden habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten.“
Lauthals prustet Heiko los. Sogar der entrüstete Blick des Gegenübers kann ihn nicht stoppen. Oh Mann, zwei Kerle, die ihrem Trieb erlegen sind. Herrlich!
„Was ist daran so lustig?“ Pikiert, wütende Blicke abfeuernd, schaut Uli zu ihm rüber.
Japsend atmet Heiko ein paar Mal durch, versucht, sich zu beruhigen.
„Sei nicht sauer. Aber …“, erneut muss er lachen, „mir ging es ähnlich. Ich wollte mir was zum Ficken suchen, damit ich dich endlich aus dem Schädel bekomme. Hat natürlich nicht funktioniert. Dein Bild ist zu hartnäckig.“
Heiko zieht Uli am Nacken näher. Fordernd leckt er über dessen Lippen, wandert zum Ohr. „Willst du wissen, warum ich Druck abbauen wollte?“ Kräftiges Nicken erfolgt.
„Ich hatte einen sehr anregenden und feuchten Traum von uns beiden. Der Handjob brachte kaum Erleichterung. Es ist lächerlich, in meinem Alter so zu reagieren, doch du, meine Hübscher, raubst mir den Verstand.“
Gespielt ernst wird er gemustert. „Du hast mich als Wichsvorlage missbraucht?“ Schalk blitzt in den dunklen Augen, lässt sie Heiko noch begehrenswerter erscheinen.
Der Barkeeper stellt die Getränke vor ihnen ab, unterbricht damit ihr Geplänkel. Sie prosten sich zu und Heiko erkennt in Ulis Gesicht die gleiche Unsicherheit, die sich gerade in ihm ausbreitet. Was nun? Wie soll er jetzt weiter vorgehen? Er ist heiß auf den Mann, klar. Aber lediglich eine Nummer schieben? Viel lieber würde er ihre Bekanntschaft
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