Farben der Liebe
verschlug mir die Sprache. Taten sie das?
Ohne eine Antwort abzuwarten, beugte er sich zu mir nach vorne. Seine Lippen legten sich auf meine. Und in diesem Moment schoss eine schreckliche Gänsehaut über meine Arme hinweg. Sie breitete sich rasend schnell aus, selbst meine Nackenhaare stellten sich sofort auf.
Seine Lippen fühlten sich anders an, aber nicht schlecht. Sie schmeckten heiß, unheimlich verführerisch mit einem Hauch Alkohol. Bis sie sich gegen meine bewegten. Was stupste denn da gegen meinen Mund? Das war doch nicht etwa ...? Das wagte der nicht!
Und wie er es wagte. Seine freche Zunge schlüpfte durch meine Lippen hindurch. Philips Hände packten mich noch fester, ließen mich aufkeuchen. Das schlimme an der Sache war, dass es sich nicht einmal halb so schlecht anfühlte, wie es eigentlich sollte.
Ob es nun an dem bisschen Alkohol lag oder nicht, ich kniff meine Augen fest zusammen und wollte einfach nur abwarten, bis er das Interesse an mir verlor.
Das tat er allerdings nicht. Auch nicht nach ewig vor sich hinschleichenden Minuten.
„Ist doch nichts dabei, nur ein kleiner Kuss. Komm schon, niemand kann uns hier oben sehen“, hauchte mir Philips Stimme entgegen. Himmel, warum klang sie plötzlich so betörend sanft?
Die Unterbrechung war nur von kurzer Dauer und schon fühlte ich seinen Mund ein weiteres Mal auf meinen Lippen, schmeckte die schlüpfrige Zunge.
Nur ein Kuss, mehr nicht.
Seine Worte drangen tief in mich ein, hallten in meinem Kopf wieder. Es war dunkel, niemand würde es sehen. Was war also schon dabei, wenn ich mal aus Neugier mit einem Mann herumknutschte? Immerhin fühlte sich das doch eigentlich gar nicht so übel an. So viel anders, wie mit einer Frau war es ja nicht, also begann auch ich, meine Zunge gegen seine zu bewegen.
Mein Herz begann wild auf und ab zu hüpfen, die anfängliche Gänsehaut wurde zu einem hinreißenden Prickeln, das mich einhüllte.
Meine Schultern sackten etwas entspannter hinunter, ich hörte auf, mich so stark zu wehren. Nur ein Kuss. Das war für mich klar, offensichtlich aber nicht für Philip. Da unten begann gerade etwas anzuschwellen und drückte sich fest gegen meinen Arsch.
Spätestens jetzt schrillten meine Alarmsirenen mit voller Lautstärke los.
Natürlich war das hier ganz anders, als mit einer Frau! Die Person, auf dessen Schoß ich saß war ein Mann! Ein attraktiver, süßer Kerl, aber immer noch ein Kerl!
Wieder zuckte ich zurück, aber diesmal ließ mich Philip gewähren. Sofort sprang ich von seinem Schoß runter, starrte ihn zerzaust und völlig entsetzt an.
„Kannst du mir mal verraten, was das sollte?“
„Was denn?“, schnurrte Philip angetan und leckte sich lasziv über die Lippen. Wieder schoss das Prickeln durch meinen Körper, rann an meinem Rückgrat abwärts und endete mit einem unverwechselbaren Ziehen in meinen Lenden.
„War ja nur ein Kuss, mehr nicht. Du wolltest doch, dass ich dir helfe, nicht wahr? Jetzt hast du zumindest einen winzigen Eindruck davon, was dein Neffe empfinden muss, wenn er bei einem Mann liegt.“ Er hob eine Augenbraue und nickte anerkennend. Seine Kopfbewegung deutete auf meinen Schritt. „Und wie ich sehe, hat es dich auch nicht kalt gelassen. Das freut mich.“
Ja, das war unverkennbar zu sehen. Besonders sein breites, selbstzufriedenes Grinsen.
Ich tat einen Schritt zurück und taumelte gefährlich.
„Vorsicht!“ Philips Hand schoss hervor, bekam mich am Arm zu fassen und drückte mich sachte auf den Stuhl hinunter, aus dem er gerade hochgesprungen war.
„Warum regst du dich so auf?“ Er stützte beide Hände auf den Armlehnen ab und beugte sich tief zu mir hinunter. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast. „Wenn es dir gefallen hat, kannst du es doch einfach sagen?“
Ich wollte aufstehen, ihn zur Seite schieben aber es ging nicht. Philip drängte sich jedes Mal gegen mich und presste mich mit seinem Körper in den Stuhl zurück. Und da waren sie schon wieder, diese sanften, warmen und weichen Lippen, die mir ein kleines Seufzen entlockten. Der Mistkerl konnte verdammt gut küssen, das musste man ihm schon lassen.
„Lass dich einfach fallen, Denis. Ich verspreche dir, ich werde nicht zu weit gehen. Lass mich dir nur etwas Gutes tun. Es wird dir helfen deinen Neffen besser zu verstehen, okay?“
Bestimmt war es der Alkohol, der mir die Sinne vernebelt hatte. Der Alkohol, der mich dazu trieb die Augen zu schließen und mich dem Kuss hinzugeben.
Alles begann
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